- Corps de Logis
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Als Corps de Logis (französisch „Wohnkörper“) wird der Haupttrakt eines Schlosses oder Stadtpalais bezeichnet. Er kann die Mitte einer drei- oder mehrflügeligen Anlage bilden oder auch isoliert von den Nebengebäuden stehen. In den meisten Fällen ist er gegenüber anderen Gebäudetrakten hervorgehoben, etwa durch seine Größe oder durch architektonischen Schmuck. Im Corps de logis befinden sich die Wohn- und Empfangsräume des Schlossherrn.
Das Corps der Logis liegt, wenn es das Grundstück erlaubt, in der Regel auf der Mittelachse der Gesamtanlage zwischen Ehrenhof (cour d’honneur) und Garten (entre cour et jardin). Oft wird der Ehrenhof durch eine Dreiflügelanlage umgrenzt. Dann bildet das Corps de logis den mittleren Flügel an der Rückseite des Ehrenhofes. Dieser wird an der vierten, vorderen Seite meist von einem Gitter oder einer Mauer mit Toreinfahrt abgeschlossen.
Ein frühes Beispiel für ein Corps de Logis findet sich im französischen Schloss Azay-le-Rideau an der Loire. Jedoch ist es dort durch spätere Umbauten und Ergänzungen nicht mehr sofort als solches zu erkennen. Ein typischer Vertreter für den barocken Hauptbau einer dreiflügeligen Anlage ist hingegen der Mitteltrakt des Palais du Luxembourg in Paris. Ein Beispiel für eine isoliert errichtetes Corps de Logis stellt der Mittelbau des Schlosses Benrath in Düsseldorf dar.
Das Corps de Logis entwickelte sich im französischen Schlossbau der Renaissance, ist für die Schlösser des Barock und des Rokoko typisch und bestimmt teilweise noch Anlagen des Klassizismus und des Historismus. Es vereint die bei mittelalterlichen Burgen noch üblicherweise funktional getrennten Bauten von Halle, Saalgeschossbau und Wohnturm. So beherbergt es große Repräsentationsräume wie z. B. einen Fest- und Gesellschaftssaal (Salon), das Haupttreppenhaus und die herrschaftlichen Wohnungen.
In der französisch geprägten Wohnarchitektur wird das Corps de logis an der Ehrenhofseite meist mittig durch das Vestibül betreten. Liegen herrschaftliche Wohnräumen im Obergeschoss, so geht die repräsentative Haupttreppe seitlich vom Vestibül nach oben ab. Im Erdgeschoss bzw. im Obergeschoss gelangt man sodann in einen auf den Garten hinausgehenden Salon, den Gesellschaftsraum. Meist gibt es im Corps de logis zwei repräsentative Wohnungen (Appartements), eine für den Herrn des Hauses und eine für die Dame. Sie liegen üblicherweise an der Gartenseite einander symmetrisch gegenüber und werden von dem in der Schlossmitte gelegenen Salon betreten. Die Raumfolge ist bei beiden Wohnungen dieselbe: Zunächst das Antichambre (das Vorzimmer), der bei aufwändigen Anlagen ein weiteres Vorzimmer folgen kann. Es folgt das Chambre (das eigentliche Zimmer), zugleich Hauptwohnraum, Schlafzimmer und Empfangszimmer der betreffenden Person. Daran schließt das Cabinet (Kabinett) an, ein von persönlichen Vorlieben bestimmter, oftmals intimerer Wohn- und Rückzugsraum. Zur Wohnung gehört immer eine Garderobe, ein Raum zur Aufbewahrung der Kleidung. Auch für den Leibstuhl kann ein eigener kleiner Raum vorgesehen sein. Weitere Wohnungen, etwa für Gäste, folgen diesem Schema, wenngleich oft in reduzierter Form.
In der repräsentativen Wohnung deutscher Schlösser wurde nicht im Schlafzimmer empfangen, sondern in einem diesem vorgelagerten Audienzzimmer. Das Schlafzimmer wurde nur vorgezeigt. Im Heiligen Römischen Reich stand in vielen Schlössern, insbesondere in Residenzschlössern eine Kaiserwohnung für die Kaiser oder hochrangige Gäste bereit.
Eine moderne Form eines Corps de Logis ist der Mittelteil des neuen Bundeskanzleramtes in Berlin, das durch die Anordnung seiner einzelnen Gebäudeteile die Stilmittel barocker Herrschaftsarchitektur adaptiert.[1]
Siehe auch
Literatur
- Uwe Albrecht: Der Adelssitz im Mittelalter. Studien zum Verhältnis von Architektur und Lebensform in Nord- und Westeuropa. Deutscher Kunstverlag, München 1995, ISBN 3-422-06100-2.
- Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich, Barbara Schock-Werner (Hrsg.): Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2004, ISBN 3-15-010547-1, S. 106.
Einzelnachweise
- ↑ Max Glauner: Der Styx fließt durch Berlin. In: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung. Nr. 19, 4. Mai 2001, ISSN 0945-2095 (Online, abgerufen am 4. Februar 2008).
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