DIN 33430

DIN 33430
Logo des Deutschen Instituts für Normung DIN 33430
Bereich Beurteilungen
Titel Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen
Kurzbeschreibung: Festlegungen und Leitsätze für berufsbezogene Eignungsbeurteilungen
Letzte Ausgabe 6.2002
ISO 10667 (z.Z. Entwurf ISO/DIS 10667)

Die DIN-Norm DIN 33430 beschreibt „Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen“.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Gegenstand der DIN 33430 sind Qualitätskriterien und -standards für berufsbezogene Eignungsbeurteilungen sowie Qualifikationsanforderungen an die an der Eignungsbeurteilung beteiligten Personen. Die Norm bezieht sich auf Bereiche der Berufswahl, der Bewerberauswahl und der Berufslaufbahnplanung[1]. Sie ist eine Prozessnorm und betrifft die Qualifikation der beteiligten Personen, die Qualität der verwendeten Instrumente und die Einhaltung angemessener Abläufe gleichzeitig. Dies macht ihre Handhabbarkeit zugleich kompliziert. Es gibt kein Verfahren, das ohne Berücksichtigung der Qualifikation der Personen und der Einhaltung der Abläufe für sich genommen die DIN-Kriterien erfüllt (im Sinne eines „Test-Gütesiegels“). Nicht ausreichend qualifizierte Personen erfüllen auch mit geeigeneten Verfahren und Abläufen die Kriterien von DIN 33430 nicht, und falsch angewendet, sind die geeignetsten Verfahren in den Händen ausreichend ausgebildeter Personen nicht DIN-konform.

Ziele

Ziele der Norm sind

  • die Verbreitung wissenschaftlich fundierter Informationen zu berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen;
  • die Verbesserung der Qualität derselben sowie bei entsprechenden Verfahrensentwicklungen.

Nicht Gegenstand der Norm sind Personalentscheidungen selbst, sie bleiben in der Verantwortung der Auftraggeber. Ziel ist die psychodiagnostische Fundierung dieser Entscheidung.

Konkret bezieht sich die DIN 33430 auf

  • die Planung von berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen;
  • die Auswahl, Zusammenstellung, Durchführung und Auswertung von Verfahren sowie
  • auf die Interpretation der Verfahrensergebnisse und die Urteilsbildung. Außerdem formuliert sie
  • Anforderungen an die Qualifikation der an der Eignungsbeurteilung beteiligten Personen.

Die Norm dient

  • Anbietern von Dienstleistungen (...) als Leitfaden für die Planung und Durchführung von Eignungsbeurteilungen;
  • Auftraggebern in Organisationen als Maßstab zur Bewertung externer Angebote im Rahmen berufsbezogener Eignungsfeststellungen;
  • Personalverantwortlichen bei der Qualitätssicherung und -optimierung von Personalentscheidungen, und
  • dem Schutz der Kandidaten vor unsachgemäßer oder missbräuchlicher Anwendung von Verfahren zu Eignungsbeurteilungen.

Für die genannten Bereiche werden Standards der zur Zielerreichung (Eignungsbeurteilung) erforderlichen Sorgfalt des Verhaltens und der Kenntnisgewinnung formuliert, wobei der jeweilige Auftrag und die Rahmenbedingungen simultan zu betrachten sind. Durch die Festlegungen und Leitsätze ergeben sich indirekt auch Hinweise für die sach- und fachgerechte Entwicklung und Evaluierung von Tests, (Bewertungs-) Verfahren, Auswahlkriterien etc. Unter Verfahren versteht die DIN 33430 „praxiserprobte und wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnismittel, die in standardisierter Weise zur Eignungsbeurteilung eingesetzt werden,“ (S. 23 f.) und nennt insbesondere Eignungsinterviews, biographische Fragebogen, berufsbezogene Persönlichkeitsfragebogen, Assessment-Center, Arbeitsproben sowie Tests. Auch die vom Testkuratorium der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen im Auftrag gegebenen Rezensionen von Testverfahren sollen zukünftig einem Schema folgen, welches an die DIN 33430 angelehnt ist[2].

Anwendung

Auf der Basis der DIN wurden von Kersting 2006 und in überarbeiterer Fassung 2008 Checklisten zur Beurteilung von Verfahren entwickelt, die zum Standard zur Information und Dokumentation von Instrumenten zur Erfassung menschlichen Erlebens und Verhaltens erklärt wurde. Eine weitere Checkliste legte Gerd Reimann (2009) vor.

Indem diese Checklisten abgrenzbare Module für Verfahren, Personen und Abläufe enthalten, wird die Norm unter Einhaltung ihres Prozesscharakters handhabbar.

Die Anwendung der Norm ist freiwillig. Anbieter können sich durch Selbsterklärung zur Einhaltung der Norm verpflichten.

Zertifizierung

Eine Zertifizierung ist ebenfalls möglich, wobei es keine offiziell anerkannten Zertifizierungsstellen im Dienstleistungsbereich im Sinne einer Akkreditierung der Zertifizierer gibt. Der Wert eines Zertifikates wird durch das Marktgewicht der Zertifizierungsstelle bestimmt. Eine vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen bzw. des Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen angebotene Lizenzierung, die sich bezüglich der Inhalte an DIN 33430 anlehnt, ist für die Einhaltung der Norm nicht zwingend, wird in der Norm DIN 33430 selbst nicht erwähnt und ist für die Ausübung eignungsdiagnostischer Tätigkeit nicht vorgeschrieben. Sie hat lediglich empfehlenden Charakter und entspricht am ehesten einem Fortbildungszertifikat.

Kritiken der Norm sind u.a. ihre schwere Verständlichkeit für Nichtpsychologen, ein befürchteter hoher Dokumentations- und Arbeitsaufwand, die Gefahr der Entstehung einer „Zertifizierungsindustrie“ oder die Erhöhung der Kosten für Diagnostik. Dem stehen z.B. die Vorteile eines Gewinns an Transparenz, der Reduzierung von Kosten wegen Fehlentscheidungen und die Erhöhung der Rechtssicherheit von Personalentscheidungen, die auf DIN 33430 beruhen, entgegen.

Projekt ISO-Norm ISO 10667

Auf Initiative vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen wurde das Deutsche Institut für Normung (DIN) beauftragt, einen Normungprozess für eine internationale Norm beim ISO in Genf zu beantragen. Im März 2007 konstituierte sich eine internationale ISO-Arbeitsgruppe, welche die DIN 33430 und weitere nationale und internationale Standards zu einer ISO-Norm „Psychological Assessment“ (Procedures and methods to assess people in work and organizational settings) weiterentwickeln soll. Mit einer dann international verbindlichen Norm wird ab 2011 als ISO 10667 gerechnet. Zur Zeit (Stand Juli 2011) liegt die Norm als Entwurf ISO/DIS 10667 mit zwei Teilen (Part 1: Requirements for the client, Part 2: Requirements for service providers) vor.[3]

Eine offizielle deutschsprachige Übersetzung wird erst am Ende erstellt, wenn die deutschsprachigen Länder sich dafür entscheiden, diese Norm zu übernehmen. Es ist allerdings auch möglich, dass weiter die DIN 33430 als Qualitätsinstrument verwendet wird - wenn die ISO-Norm hinsichtlich ihrer Qualität und Verbindlichkeit der normativen Kriterien wesentlich hinter die DIN-Norm zurückfällt.

Literatur

Checklisten zum Grad der Erfüllung der DIN-Kriterien

  • Kersting, Martin (2008): DIN Screen, Version 2. Leitfaden zur Kontrolle und Optimierung der Qualität von Verfahren und deren Einsatz bei beruflichen Eignungsbeurteilungen. In: M. Kersting. Qualitätssicherung in der Diagnostik und Personalauswahl - der DIN Ansatz (S. 141-210). Göttingen: Hogrefe. ISBN 978-3-8017-2151-0[4]. Die Checkliste gilt als „Standard zur Information und Dokumentation von Instrumenten zur Erfassung menschlichen Erlebens und Verhaltens des Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen“ [5].
  • Reimann, Gerd (2009): Moderne Eignungsbeurteilung mit der DIN 33430, VS Verlag (ISBN 3-53116-532-1)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.dgps.de/meldungen/detail.php?id=126
  2. http://www.zpid.de/index.php?wahl=Testkuratorium
  3. http://www.iso.org/iso/search.htm?qt=10667&sort=rel&type=simple&published=on („Standards under development“)
  4. http://www.kersting-internet.de/DIN-Buch/din-buch_downloads.html
  5. http://www.zpid.de/index.php?wahl=Testkuratorium

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