Dachbegrünung

Dachbegrünung
Gründach des Steinhauses von Friedensreich Hundertwasser, ein Teil der Hotelanlage Rogner Bad Blumau, die durchgehend mit Gründächern gestaltet wurde.
Extensiv begrünter Dachgarten in Ludwigshafen
Rasensoden-Gründach in Bøur auf den Färöern, September 2005
Schnittzeichnung Dachbegrünung
Mit roten Pflanzen begrüntes Flachdach

Die Dachbegrünung ist eine Form der Bauwerksbegrünung und bezeichnet sowohl den Vorgang des Bepflanzens von Dächern in Form von Dachgärten (oder des Bewachsenlassens nach entsprechender Herrichtung) als auch die bestehende Gesamtheit der Pflanzen einschließlich des notwendigen Unterbaus auf einem begrünten Dach. Sie ist ein möglicher Bestandteil ökologischen Bauens.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

In der Ökologie gelten Dachbegrünungen als Siedlungsbiotop, das insbesondere lokalklimatisch und in Bezug auf die Regenwasser-Bewirtschaftung eine Rolle spielt. Vorwiegend nach Art des Bewuchses werden extensive (Dünnschichtaufbau mit Substrat, trockenheitsverträgliche Vegetation) und intensive (vollwertiger Bodenaufbau bis hin zu Baumbepflanzung möglich) Dachbegrünungen unterschieden.

In Deutschland werden Dachbegrünungen teilweise öffentlich gefördert. Dies kann durch Direktzuschüsse, Festsetzungen in Bebauungsplänen oder indirekt, durch Splittung der Abwassergebühren geschehen.

Für die bauliche Umsetzung werden häufig Richtlinien herangezogen, darunter die Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. in Bonn (kurz: FLL-Dachbegrünungs-Richtlinien) und die Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen (kurz: Flachdachrichtlinien), einem Teil des Fachregelwerkes vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH).

In Österreich ist für diesen Bereich seit Juni 2010 die ÖNORM L1131 (Begrünung von Dächern und Decken von Bauwerksbegrünungen) gültig.

Eine historische Form der Dachbegrünung ist das Grassodenhaus.

Ein großer Befürworter von Gründächern war der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser, der diese als wichtigen Teil der von ihm angestrebten Versöhnung von Mensch und Natur sah. Er entwarf auch mehrere Haustypen mit Gründächern, insbesondere das Hügelhaus, das Augenschlitzhaus und das Grubenhaus, das später als Waldhofhaus realisiert wurde.

Siehe auch: Fassadenbegrünung

Vor- und Nachteile

Vorteile:

  • Schutz der Dachabdichtung und Verlängerung der Lebensdauer, da ein mechanischer Schutz hergestellt wird und die UV-Strahlung absorbiert wird.
  • Verbesserung des Raumklimas. Durch Verdunstung des gespeicherten Regenwassers kann sich das Raumklima der direkt darunterliegenden Räume im Sommer abkühlen. Dadurch kann gegebenenfalls auf eine Klimaanlage verzichtet werden.
  • Energieeinsparpotential. Durch die wärmedämmende Wirkung lässt sich der Heizbedarf im Winter senken.
  • Wasserrückhaltung. Da ein begrüntes Dach mehr als die Hälfte des jährlichen Niederschlags wieder verdunstet, werden Siedlungsentwässerung und Kläranlagen entlastet.
  • Verbesserung des Stadtklimas. Dachbegrünungen können Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern. Zudem wird der Aufheizung der Stadt durch die zahlreichen versiegelten Flächen entgegengewirkt.
  • Ersatzhabitat. Es kann neuer Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten – beispielsweise Vögel und Schmetterlinge – geschaffen werden.
  • Optisch attraktiv.

Nachteile:

  • Je nach Herstellung eventuell hohe Anschaffungskosten.
  • Das Dach muss gepflegt werden. Sträucher zurückschneiden, Substrat aufbringen.

Literatur

  • Bossler, Susanne & Suszka, Bernd 1987: Vegetation und Substrat auf Dächern in Osnabrück. Diplomarbeit Fachhochschule Osnabrück Fachbereich Landespflege.
  • Bossler, Susanne & Suszka, Bernd 1988: Spontanvegetation auf Dächern in Osnabrück. Das Gartenamt 37/1988: 209-223 Das Gartenamt 37/1988: 209-223
  • Walter Kolb, Tassilo Schwarz: Dachbegrünung – intensiv und extensiv. Eugen Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-5075-1
  • Manfred Köhler, Georg Barth, Thorwald Brandwein: Fassadenbegrünung und Dachbegrünung. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-5064-6
  • Bernd W. Krupka: Dachbegrünung. Pflanzen- und Vegetationsanwendung an Bauwerken. (= Handbuch des Landschaftsbaus). Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-5051-4
  • Dach + Grün. Fachmagazin für Bauwerksbegrünung. Dach, Fassade, Innenraum. 4 Ausgaben im Jahr, erscheint seit 1992. Verlag Dieter A. Kuberski, Stuttgart, ISSN 0943-5271.
  • Roland Appl, Reimer Meier, Wolfgang Ansel: "Dachbegrünung in der modernen Städtearchitektur". IGRA Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-9812978-1-2
  • FLL, "Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen" Bonn 2008,(deutsch + englisch) ISBN 978-3-940122-08-7, DIN A 4 Broschüre, 118 Seiten

Weblinks

 Commons: Gründächer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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