- Damast
-
Damast (aus dem Italienischen; nach arabisch دمشق dimašq, Name der Stadt Damaskus) ist ein Gewebe, bei dem sich kett- und schusssichtige Partien abwechseln und dadurch figürliche Muster aller Art eingewoben werden können, die beliebig über die Webbreite verteilt werden können. Damaste werden üblicherweise an speziellen Webstühlen mit Zugeinrichtungen hergestellt.
Aufgrund der aufwändigen Webtechnik und der großen Zugbelastung auf die Kettfäden werden Damaste nur mit sehr hochwertigen und glatten, glänzenden Materialien hergestellt, früher Seide, feines Kammgarn und Leinen, ab dem 20. Jahrhundert überwiegend aus merzerisierter Baumwolle. Das Gewebe kann in Kette und Schuss gleichfarbig sein, dann ist das eingewobene Muster nur unter schrägem Lichteinfall gut erkennbar; die Musterung kann aber auch durch andersfarbigen Schuss hervorgehoben werden. Populäre Anwendungen sind unifarbige Tischtücher und Bettwäsche.
Inhaltsverzeichnis
Webtechnik allgemein
Zum Weben von echtem Damast benötigt man nur ein Kettsystem, aber zwei Schaft- bzw. Aushebungssysteme. Die Grundbindung auf den sogenannten Grundschäften oder dem Vordergeschirr darf keinen wahrnehmbaren Grat aufweisen. Daher werden eingesetzt:
- Kreuzköper
- fünfbindiger Atlas
- sechsbindiger Atlas
- achtbindiger Atlas
Die Musterung wird auf Grundlage der sogenannten Stiche durchgeführt, dass heisst Fadengruppen, die in einer Litze auf den sogenannten Musterschäften angeordnet werden. Die Anzahl der Kettfäden in einem Stich hängt von der verwendeten Grundbindung ab. Bei Kreuzköper bilden daher vier Fäden einen Stich, bei fünfbindigem Atlas fünf Kettfäden, bei sechsbindigem Atlas sechs Kettfäden und bei achtbindigem Atlas acht Kettfäden. Die Litzen des Mustergeschirrs hängen nur oben in einer Schaftleiste und werden unten jeweils einzeln mit Gewichten (Loten) beschwert, die für eine automatische Senkung sorgen.
Beim Ausheben der Stiche entsteht ein sogenanntes Kreuz-Fach. Damit sich dieses auch noch vor den Grundschäften ausbildet, so dass ein Weberschiffchen durchgeschossen werden kann, müssen die Litzen auf den Grundschäften extrem lange Augen bis 8 cm Länge besitzen. Trotzdem ist das Fach erheblich kleiner als üblich, weshalb spezielle, sehr niedrige Damastschiffchen verwendet werden. Die Musterschäfte müssen eine angemessene Entfernung von den Grundschäften einhalten. Dafür muss der Webstuhl verlängert sein.
Die Webtechnik bedingt, dass die Darstellung figürlicher Motive in quadratischen Pixeln erfolgt, das heißt der Umriss der Muster ist stufenförmig ausgebildet. Dies liegt daran, dass für jeden ausgehobenen Stich ein voller Rapport der Grundbindung gewebt werden muss. Je größer die Anzahl der Kettfäden in einem Stich, desto gröber und stufiger wird das Muster. Daher sind bei 6-bindigem und 8-bindigem Atlas auch halbe Stiche von drei bzw. vier Kettfäden möglich.
Zampelsystem
Die Zugschnüre jedes Musterschafts führen nach oben, werden in einem Lochbrett geordnet und über dem Webstuhlaufbau nach vorne vor die Kammlade geführt. Jede Zugschnur endet in einem Handgriff, dem sogenannten Zampel. Die Zampel sind etwas über Augenhöhe des Webers nach der Reihenfolge der Musterschäfte so angeordnet, dass der Weber gezielt einen oder mehrere Musterschäfte durch Ziehen und Einhaken des Zampels heben kann.
Die eingewobenen Motive verteilen sich abhängig vom Einzug der Stiche auf den Musterschäften (geradedurch oder im Zickzack) gleichartig über die gesamte Webbreite oder jeweils gegeneinander gespiegelt.
Die Zahl der Zampel bzw. Musterschäfte begrenzt die Möglichkeiten der Musterung. Bei zum Beispiel 100 Zampeln kann ein einzelnes Figurenmotiv wie eine Rosenblüte maximal 100 Stiche breit sein. Bei einem 8schäftigen Atlas und einer angenommenen Kettdichte von 40 Fäden pro Zentimeter wären fünf Stiche pro Zentimeter und 20 cm Gesamtbreite des Motivs möglich, bei einem 5schäftigen Atlas acht Stiche pro Zentimeter, aber nur 12,5 cm Gesamtbreite des einzelnen Motivs.
Harnischsystem
Jede einzelne Fadengruppe (Stich) auf den Musterschäften bekommt eine eigene Harnischschnur, die in einer Schnurschlaufe endet. Es ist daher möglich, über die Gewebebreite unabhängig voneinander jeden einzelnen Stich auszuheben und so zum Beispiel Schriften oder ähnliche nicht repetierende Motive einzuweben. Die Reihenfolge der Litzen auf den Musterschäften ist im Gegensatz zum Zampelsystem völlig gleichgültig.
Der höheren Flexibilität des Systems steht der Aufwand entgegen, die für das Ausziehen eines einzigen Rapports erforderlich ist. Die Harnischschnüre können entweder nach vorn zum Weber und zur Seite geführt werden, wo sie von einer Hilfskraft ausgezogen werden können.
Andere Webtechniken am Zugwebstuhl
Mit einem Jacquardaufsatz kann jeder einzelne Kettfaden unabhängig voneinander gehoben werden. Die Hebungen werden durch Lochkarten gesteuert. Die figürlichen Motive eines nach dem Erfinder Jacquard genannten Gewebes besitzen daher nicht abgestufte, sondern glatt verlaufenden Konturen, wodurch Jacquard-Stoffe leicht von echtem Damast zu unterschieden sind.
Ebenfalls an Zugwebstühlen wurden Bindungen wie Samitum, Taquete und Lampas hergestellt, die mit zwei Kettsystemen arbeiten und damit vierfarbig gemusterte Gewebe ermöglichten.
Geschichte
Damast wurde zuerst in China produziert. Sein Gebrauch verbreitete sich über Indien, Persien und Syrien auf der Seidenstraße bis nach Europa hinein. Während des 12. Jahrhunderts wurde der in Damaskus produzierte Stoff so populär, dass der Stoff den Stadtnamen übernahm.
In Großschönau in der Oberlausitz wurde 1666 erstmals in Deutschland Damast gewebt[1]. Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau dokumentiert die Geschichte der dortigen Damastweberei und zeigt einen funktionsfähigen Damastwebstuhl.
Literatur
- Erika Arndt: Handbuch Weben. Geschichte, Materialien und Techniken des Handwebens. Bern 2006, ISBN 3-258-06993-X
- Lillemor Johansson: Damask and Opphämpta with weaving sword or drawloom. Stockholm 1984 ISBN 91-36-02158-X (englische Sprache)
Einzelnachweise
- ↑ RAETZER, MAREN: Damast aus Großschönau. Die Produktionsstätte und die dort gewebten Kunstwerke vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Hamburg 2003, 878 S. (= Schriften zur Kulturwissenschaft, Bd. 52)
Wikimedia Foundation.