Das Gelübde

Das Gelübde

Das Gelübde ist eine Novelle von E. T. A. Hoffmann, die erstmals 1817 erschienen ist.

Inhalt

In der Novelle gibt es drei Zeitsprünge: Zuerst wird erzählt, dass eine schwangere Frau und eine Nonne in dem Haus des Bürgermeisters von L. ankommen. Der Familie des Bürgermeisters fällt auf, dass mit der Frau etwas nicht in Ordnung ist, da sie ständig einen Schleier trägt, der das gesamte Gesicht verdeckt. Sie redet sehr wenig und bleibt die ganze Zeit in ihrer kleinen Kammer, die sie nur mit einem Kreuz und einem Marienbild dekoriert hat. Eines Tages kommen aus ihrer Kammer wimmernde und stöhnende Geräusche. Die Frau des Bürgermeisters weiß sofort, dass eine Geburt kurz bevorsteht. Wenige Tage nach der Niederkunft taucht plötzlich ein Reiter auf, der das Kind entführen will. Die Frau versucht es vor ihm zu verteidigen, schafft es jedoch nicht. Im Kampf verliert sie ihren Schleier: „ein todstarres marmorweißes Antlitz, von schwarzen Locken umschattet, blickte ihn an, glühende Strahlen aus den tiefen Augenhöhlen schießend, während schneidende Jammertöne aus den halbgeöffneten unbewegten Lippen quollen“(S. 761). Als der Reiter mit dem Kind verschwunden ist, sinkt die Dame in einen „automatähnlichen Zustand“(S.762), unfähig sich zu bewegen. Am Tag darauf wird die Frau abgeholt und zu einem Nonnenkloster gebracht, wo kurz darauf eine bedeutende Nonne stirbt.

Danach wird von einer gewissen Hermenegilda und ihrem Gatten Stanislaus erzählt. Stanislaus muss in den Krieg ziehen und es ist ungewiss, ob er jemals wiederkehren wird. Nach Kriegsende kehren viele Freunde von Stanislaus nach Hause zurück. Sie berichten, dass dieser tapfer gekämpft hat, jedoch verwundet worden ist, weshalb seine Rückkehr fraglich ist. Für Hermenegilda ist diese Nachricht wie „Dolchstich[e], [die] tief in [ihr] Herz f[a]hren“(S.765). Vor lauter Angst und Sorge wird sie allmählich wahnsinnig. Eines Tages kommt ein Fürst in Hermenegildas Schloss, der Stanislaus sehr ähnlich ist. Beglückt hält sie diesen für Stanislaus und fällt ihm um den Hals. Der junge Mann weiß zuerst nicht, wie ihm geschieht, dann aber besinnt er sich und erklärt ihr, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint. Es stellt sich heraus, dass dieser Ritter namens Xaver ein naher Verwandter von Stanislaus ist. Auch er berichtet über diverse Schlachten, Hermenegilda und Xaver lernen sich immer besser kennen, wobei in ihr Gefühle für ihn erwachen. Da sie diese nicht erwidert sieht, sperrt sie sich in ihr Zimmer ein, in der Erwartung von Xaver befreit zu werden. Er hingegen weigert sich und reist schnell ab. Wenig später treffen der Fürst Z. und seine Gattin ein. Die Gattin findet heraus, dass Hermenegilda schwanger ist. Sie glaubt, Stanislaus ist der Vater. Hermenegilda ist voller Erwartung, dass ihr Gatte endlich zurückkehrt, doch er kommt nicht. Ein paar Wochen später kommt Xaver wieder ins Schloss, dieser berichtet, dass Stanislaus tot ist und dass das Kind von ihm selbst ist. Die ganze Familie ist schockiert und sie beschließt, einen Mönch zu Hilfe zu rufen. Er schafft es, die schwangere Hermenegilda zu beruhigen. Sie äußert den Wunsch, „nach ihrer Niederkunft ihr Leben im Zisterzienserkloster zu O. in steter Reue und Trauer hinzubringen“(S.779). Der Mönch beschließt die arme Frau beim Bürgermeister von L. unterzubringen, bis das Kind geboren ist.

Danach wird wieder von der Kindesentführung erzählt. Der Leser weiß nun, dass Xaver das Kind entführt hat, es ist aber unklar, woher er über Hermenegildas Aufenthaltsort Bescheid wusste. Auf dem Weg zu einer bekannten Frau, der er das Baby geben will, stirbt es. Daraufhin verschwindet Xaver spurlos, einige Jahre später soll ihn der Fürst Boleslaw in Neapel gesehen haben.

Interpretation

Das Markante an dieser Novelle ist, dass sie aus drei verschiedenen Abschnitten besteht. Jeder dieser Abschnitte könnte für sich selbst stehen, jedoch können sie auch in der richtigen Reihenfolge kombiniert werden, sodass eine Erzählung entsteht. Zuerst wird die „Mitte“ dieser Geschichte erzählt, dann der Anfang und zum Schluss das Ende. Wie in anderen Werken E.T.A. Hoffmanns spielt der Gottglaube auch hier eine immense Rolle. Hermenegilda vertraut sich nicht umsonst der Gnade Gottes an. Es ist auch auffällig, dass während ihres Aufenthalts im Haus des Bürgermeisters ihr Gesicht nicht beschrieben wird. Stets wird davon erzählt, dass sie einen Schleier trägt. Erst gegen Ende des Buches, als der Reiter Hermenegilda das Kind wegnimmt, wird ihr Gesicht als „ein todstarres marmorweißes […], von schwarzen Locken umschattet[es]“(S. 761) Antlitz dargestellt.

Zitate aus:

  • E.T.A. Hoffman: Das Gelübde, hrsg. v. Dr. Herrmann Leber. Salzburg/Stuttgart: Das Bergland- Buch, E.T.A. Hoffmans Werke in zwei Bänden

Weblinks

 Wikisource: Das Gelübde – Quellen und Volltexte

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