Dawydow-Plan

Dawydow-Plan
Der Dawydow-Plan

Der Dawydow-Plan war ein Projekt zur Umgestaltung der Natur in Russland, der auch unter dem Namen „Der Große Stalinsche Plan zur Umgestaltung der Natur“ bekannt wurde. Die Fließrichtung der sibirischen Flüsse Ob und Jenissei sollte dabei umgekehrt werden, um die Trockengebiete um den Aralsee und das Kaspische Meer durch Bewässerung landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Das Projekt wurde 1950 vom Ministerrat der UdSSR verkündet und erst 1986 aufgegeben, da weder Kosten noch die möglichen Folgen abschätzbar waren[1].

Inhaltsverzeichnis

Genaues Planvorhaben

Die beiden sibirischen Flüsse Ob und Jenissei sollen zu einem Stausee aufgestaut werden, der die Größe Deutschlands ohne die neuen Bundesländer hat. Anschließend sollen sie durch einen Kanal verbunden werden, und die Gewässer dann zum Irtysch übergeleitet werden. Die niedrigste Stelle, die Turgaisenke in der kasachischen Schwelle soll durch einen 70 Meter tiefen Einschnitt überwunden werden. Von der Turgaisenke aus fließt dann ein Kanal in Richtung Aralsee, von dem aus mehrere Nebenkanäle wegführen.

Auswirkungen des Vorhabens

Durch die riesige Größe der Stauseen verdunstet viel dringend benötigtes Wasser, das somit verloren geht. Außerdem wird die Vegetation zerstört, sowohl Wälder, die sehr wichtig für die Holzwirtschaft wären, als auch andere Vegetation. Ein weiteres Problem ist, dass sich unter den Stauseen riesige Ölvorkommen befinden. Durch den See und den dadurch verursachten Grundwasseranstieg gibt es eine Landversumpfung, die wiederum viel Vegetation zerstört. Westsibirien ist ohnehin schon sehr von Versumpfung geplagt. Ein nächstes Problem ist die verminderte Frischwasserzufuhr ins Nordmeer. Dadurch erhöht sich der Salzwassergehalt, was heißt, dass es langsamer friert. Die geringe Menge an Eismasse führt zu einer Klimaerwärmung in ganz Europa, der Klimagürtel könnte sich bis zu 400 Kilometer nach Norden verschieben. Dies ist ein Widerspruch zum eigentlich Vorhaben, nämlich die Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Der Fischreichtum wird sich verringern, welcher ebenfalls einen wichtigen Faktor der russischen Wirtschaft darstellt. Außerdem steigt die Gefahr von Überschwemmungen. Andererseits könnte man den Aralsee, der durch Wasserentnahme seiner Zuflüsse sehr viel kleiner geworden ist, sowie das Kaspische Meer retten. Positiv ist des Weiteren noch anzumerken, dass Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung gebaut werden könnten. Durch die relativ sichere Wasserversorgung könnte die landwirtschaftliche Produktivität und der Ertrag gesteigert werden.

Technische Schwierigkeiten

Defekte Kanäle verursachen immense Kosten, aber das wohl schwerwiegendste Problem ist, dass die Flüsse am Oberlauf bis zu sechs Monate pro Jahr zugefroren sind. Insgesamt ist der Dawydow-Plan aber sehr fragwürdig aufgrund des hohen Kostenaufwands und des Eingriffs ins Klima.

Literatur

  • Jürgen Salay: The Soviet union river diversion project: from plan to cancellation 1976-1986. Uppsala Universitet 1988. ISBN 99-0752949-4.

Fußnoten

  1. Das „Weiße Elefanten“ – Phänomen (pdf)

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