Decorator

Decorator

Der Decorator (auch Dekorierer) ist ein Entwurfsmuster aus dem Bereich der Softwareentwicklung und gehört zur Kategorie der Strukturmuster (Structural Patterns). Das Muster ist eine flexible Alternative zur Unterklassenbildung, um eine Klasse um zusätzliche Funktionalitäten zu erweitern. Es ist ein Entwurfsmuster der sogenannten GoF-Muster.

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Die Instanz eines Dekorierers wird vor die zu dekorierende Klasse geschaltet. Der Dekorierer hat die gleiche Schnittstelle wie die zu dekorierende Klasse. Aufrufe an den Dekorierer werden dann verändert oder unverändert weitergeleitet (Delegation), oder sie werden komplett in Eigenregie verarbeitet. Der Dekorierer ist dabei „unsichtbar“, da der Aufrufende gar nicht mitbekommt, dass ein Dekorierer vorgeschaltet ist.

Entwurfsmuster Dekorierer in UML-Notation

In einer alternativen Variante kann der Dekorierer als eine Strategie eingebunden und explizit aufgerufen werden.

Akteure

Die abstrakte Komponente definiert die öffentliche Schnittstelle für die zu dekorierenden Objekte. Die konkrete Komponente definiert Objekte, die dekoriert werden können.

Der abstrakte Dekorierer hält eine Referenz auf eine konkrete Komponente und bietet dieselbe Schnittstelle wie die abstrakte Komponente. Der konkrete Dekorierer definiert und implementiert eine oder mehrere spezielle Dekorationen.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile bestehen darin, dass mehrere Dekorierer hintereinandergeschaltet werden können; die Dekorierer können zur Laufzeit und sogar nach der Instanzierung ausgetauscht werden. Die zu dekorierende Klasse ist nicht unbedingt festgelegt (wohl aber deren Schnittstelle). Zudem können lange und unübersichtliche Vererbungshierarchien vermieden werden.

Das Muster hat eine Gefahr: Da eine dekorierte Komponente nicht identisch mit der Komponente selbst ist (als Objekt), muss man beim Testen auf Objekt-Identität vorsichtig sein. (Ein Vergleich kann falsch ausgehen, obwohl dieselbe Komponente gemeint ist.) Zudem müssen bei der Verwendung von dekorierten Komponenten die Nachrichten vom Dekorator an das dekorierte Objekt weitergeleitet werden.

Beispiele

Die Stream-Klassen der Java-Bibliothek

Eine sehr schöne Implementierung des Decorator Musters stellen die Stream-Klassen in der Java-Bibliothek dar. Man dekoriert das konkrete Stream-Objekt mit Objekten, die neue Eigenschaften zu dem Stream hinzufügen und sich weiter dekorieren lassen. Dabei können Decorator-Objekte verwendet werden, die neue Statusinformationen hinzufügen oder solche, die neue Schnittstellen zur Verfügung stellen.

Verschönern von GUI-Komponenten

Ein Textfeld soll mit einer Umrahmung „dekoriert“ werden.

Zwischen dem Aufrufer und dem Textfeldobjekt wird das entsprechende Dekoriererobjekt eingefügt. Das Dekoriererobjekt erzeugt die Umrahmung und übergibt den Kontrollfluss an das Textfeld. Da der Dekorierer dieselbe Schnittstelle hat, ändert sich aus der Sicht des Aufrufers nichts.

Erweitern der Funktionalität von GUI-Komponenten

Jede Komponente stellt sich ab dem Ursprungspunkt (0, 0) dar; dies ist die eigentliche, zu dekorierende Klasse. Ein vorgeschalteter Dekorierer kann die Position verschieben, indem Darstellungs- und Mauskoordinaten-Aufrufe verändert werden.

Eine Spezialisierung davon ist ein Dekorierer, der zusätzlich eine feste Größe definiert, außerhalb derer nichts dargestellt werden kann. Eine weitere Spezialisierung erweitert den Darstellungsaufruf um einen darumliegenden Rahmen.

Ein zusätzlicher Dekorierer, der den ersten Dekorierer nochmals dekoriert, kann die Komponente unsichtbar oder abgeschaltet werden lassen, indem Darstellungs- und Mausabfrage-Methoden wahlweise abgeblockt werden.

An diesem Beispiel sieht man auch, dass sich Vererbung und Delegation nicht ausschließen.

Ein Beispiel in C# und Java

In einem Abenteuerspiel gibt es Spielfiguren. Jede davon kann Drohungen ausstoßen. Eine konkrete Spielfigur ist beispielsweise ein Monster. Spielfiguren können sich zur Laufzeit Schnupfen und Husten einfangen – dann geht ihren Drohungen ein Schniefen bzw. Husten voraus.

Das folgende Programmbeispiel zeigt, wie das Dekorierer-Muster benutzt wird, um ein Monster zu verschnupfen und zu verhusten.

Wichtig dabei ist zu verstehen, dass nicht die Unterklassen VerschnupftesMonster, VerhustetesMonster, VerschnupftesVerhustetesMonster und VerhustetesVerschnupftesMonster gebildet werden. Dieser Ansatz würde bei Hinzunahme weiterer Attribute wie „wahnsinnig“ und „feuerspuckend“ zu einer exponentiellen Zunahme der Unterklassen führen – ganz abgesehen von unerträglichen Klassennamen wie VerhustetesVerschnupftesWahnsinnigesFeuerspuckendesMonster. Es werden nur die (Reihenfolgen von) Dekorationen erzeugt, die tatsächlich benötigt werden.

Man sieht zudem, dass der Client-Code von den Dekorierern nichts weiß, nachdem die dekorierten Objekte erzeugt wurden. Aus Sicht des Client-Codes lautet der Aufruf zum Drohen immer Spielfigur.Drohe().

using System;
 
namespace DekoratorMuster
{
 
    public abstract class Spielfigur
    {
        public abstract void Drohe();
    }
 
    public class Monster : Spielfigur
    {
        public override void Drohe()
        {
            Console.WriteLine("Grrrrrrrrrr.");
        }
    }
 
    public abstract class Dekorierer : Spielfigur
    {
        private Spielfigur meineFigur;
 
        public Dekorierer(Spielfigur s)
        {
            meineFigur = s;
        }
 
        public override void Drohe()
        {
            meineFigur.Drohe();
        }
    }
 
    public class HustenDekorierer : Dekorierer
    {
        public HustenDekorierer(Spielfigur s)
            : base(s)
        { }
 
        public override void Drohe()
        {
            Console.Write("Hust, hust. ");
            base.Drohe();
        }
    }
 
    public class SchnupfenDekorierer : Dekorierer
    {
        public SchnupfenDekorierer(Spielfigur s)
            : base(s)
        { }
 
        public override void Drohe()
        {
            Console.Write("Schniff. ");
            base.Drohe();
        }
    }
 
    public class ClientCode
    {
        public static void Main()
        {
            Spielfigur meinMonster = new Monster();
            meinMonster.Drohe();
 
            Spielfigur meinVerhustetesMonster = new HustenDekorierer(meinMonster);
            meinVerhustetesMonster.Drohe();
 
            Spielfigur meinVerschnupftesMonster = new SchnupfenDekorierer(meinMonster);
            meinVerschnupftesMonster.Drohe();
 
            Spielfigur meinVerschnupftesVerhustetesMonster = new SchnupfenDekorierer(new HustenDekorierer(meinMonster));
            meinVerschnupftesVerhustetesMonster.Drohe();
 
            Spielfigur meinVerhustetesVerschnupftesMonster = new HustenDekorierer(new SchnupfenDekorierer(meinMonster));
            meinVerhustetesVerschnupftesMonster.Drohe();
        }
    }
}

Die Ausgabe dieses Programms ist:

Grrrrrrrrr.
Hust, hust. Grrrrrrrrrr.
Schniff. Grrrrrrrrrr.
Schniff. Hust, hust. Grrrrrrrrrr.
Hust, hust. Schniff. Grrrrrrrrrr.

Ähnlich lassen sich Beispiele in C++ und anderen objektorientierten Programmiersprachen erstellen. Hier ist das gleiche Beispiel in Java:

/*
 * ClientCode.java
 */
 
interface Spielfigur {
 
    public void drohe();
}
 
class Monster implements Spielfigur {
 
    @Override
    public void drohe() {
        System.out.println("Grrrrrrrrrr.");
    }
}
 
abstract class Dekorierer implements Spielfigur {
 
    private final Spielfigur meineFigur;
 
    Dekorierer(final Spielfigur s) {
        meineFigur = s;
    }
 
    @Override
    public void drohe() {
        meineFigur.drohe();
    }
}
 
class HustenDekorierer extends Dekorierer {
 
    HustenDekorierer(final Spielfigur s) {
        super(s);
    }
 
    @Override
    public void drohe() {
        System.out.print("Hust, hust. ");
        super.drohe();
    }
}
 
class SchnupfenDekorierer extends Dekorierer {
 
    SchnupfenDekorierer(final Spielfigur s) {
        super(s);
    }
 
    @Override
    public void drohe() {
        System.out.print("Schniff. ");
        super.drohe();
    }
}
 
public class ClientCode {
 
    public static void main(final String... args) {
        Spielfigur meinMonster = new Monster();
        meinMonster.drohe();
 
        Spielfigur meinVerhustetesMonster = new HustenDekorierer(meinMonster);
        meinVerhustetesMonster.drohe();
 
        Spielfigur meinVerschnupftesMonster = new SchnupfenDekorierer(meinMonster);
        meinVerschnupftesMonster.drohe();
 
        Spielfigur meinVerschnupftesVerhustetesMonster = new SchnupfenDekorierer(new HustenDekorierer(meinMonster));
        meinVerschnupftesVerhustetesMonster.drohe();
 
        Spielfigur meinVerhustetesVerschnupftesMonster = new HustenDekorierer(new SchnupfenDekorierer(meinMonster));
        meinVerhustetesVerschnupftesMonster.drohe();
    }
 
    private ClientCode() {
    }
}

Verwandte Muster

Im Vergleich zum Dekorierer, welcher die tatsächlich zu verwendende Klasse selbst wählt, muss bei dem Strategie-Muster die aufrufende Instanz explizit wissen, welche Varianten zur Verfügung stehen und welche daraus verwendet werden soll.

Ähnlich dem Dekorierer ist zudem noch das Composite-Muster.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Decorator — can refer to: a house painter and decorator Interior decoration Decorator pattern in object oriented programming Function decorators, in Python The Decorator, a 1920 film starring Oliver Hardy This disambiguation page l …   Wikipedia

  • decorator — DECORATÓR, OÁRE, decoratori, oare, s.m. şi f. Persoană care are profesiunea de a decora clădiri, interioare, vitrine etc. ♦ Persoană care face decoruri pentru teatru, film etc. – Din fr. décorateur. Trimis de dante, 13.07.2004. Sursa: DEX 98 … …   Dicționar Român

  • Decorator — Dec o*ra tor (d[e^]k [ o]*r[=a] t[ e]r), n. [Cf. F. d[ e]corateur.] One who decorates, adorns, or embellishes; specifically, an artisan whose business is the decoration of houses, esp. their interior decoration. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • decorator — 1755, agent noun in Latin form from DECORATE (Cf. decorate) …   Etymology dictionary

  • decorator — ► NOUN ▪ a person who decorates, in particular (Brit. ) a person whose job is to paint interior walls or hang wallpaper …   English terms dictionary

  • decorator — [dek′ə rāt΄ər] n. a person who decorates; specif., a specialist in interior decoration …   English World dictionary

  • decorator — [[t]de̱kəreɪtə(r)[/t]] decorators 1) N COUNT A decorator is a person whose job is to paint houses or put wallpaper up. [BRIT] 2) N COUNT A decorator is a person who is employed to design and decorate the inside of people s houses. [AM] (in BRIT,… …   English dictionary

  • decorator — UK [ˈdekəˌreɪtə(r)] / US [ˈdekəˌreɪtər] noun [countable] Word forms decorator : singular decorator plural decorators 1) British someone whose job is to paint houses and put paper on the walls 2) American an interior decorator …   English dictionary

  • decorator — n. an interior decorator * * * [ dekə(ˌ)reɪtə] an interior decorator …   Combinatory dictionary

  • decorator — dec•o•ra•tor [[t]ˈdɛk əˌreɪ tər[/t]] n. 1) fur a person who decorates, esp. an interior decorator 2) cvb harmonizing with a scheme of interior decoration: appliances in decorator colors[/ex] • Etymology: 1745–55 …   From formal English to slang

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”