Der dreizehnte Stamm

Der dreizehnte Stamm

Der dreizehnte Stamm (Englisch The Thirteenth Tribe) ist ein 1976 erschienenes Buch von Arthur Koestler, das sich populärwissenschaftlich mit der umstrittenen These beschäftigt, das östliche Judentum stamme vom Volk der Chasaren ab. Dieses bildete im frühen Mittelalter ein Reich in Südrussland und nahm, zumindest zum Teil, das Judentum als Religion an. Koestler bezieht sich auf Abraham N. Poliak.

Obwohl die These in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregte, wurde sie von den etablierten Historikern abgelehnt. Auch neuere genetische Forschungen sprechen gegen einen nennenswerten Anteil an chasarischen Vorfahren unter den heute lebenden Aschkenasim.[1]

Viele Antizionisten und Antisemiten beriefen sich später auf Koestlers Werk, um die Legitimität des Staates Israel zu bestreiten.[2] Koestler selbst war sich der Gefahr des Missbrauchs durchaus bewusst und schrieb dazu: „Ob die Chromosomen seines Volkes nun die Gene der Chasaren oder solche semitischer, romanischer oder spanischer Herkunft enthalten, ist irrelevant und kann nicht das Existenzrecht Israels berühren – noch auch die moralische Verpflichtung jedes zivilisierten Menschen, ob Nichtjude oder Jude, dieses Recht zu verteidigen.“

Ausgaben

  • The Thirteenth Tribe. The Khazar Empire and its Heritage. Hutchinson, London 1976, ISBN 0-09-125550-3
  • Der dreizehnte Stamm. Das Reich der Khasaren und sein Erbe. Aus dem Englischen übertragen von Johannes Eidlitz. Molden, Wien/München/Zürich 1977, ISBN 3-217-00790-5; Pawlak, Herrsching 1991, ISBN 3-88199-878-0

Literatur

Einzelnachweise

  1. Doron M. Behar, Ene Metspalu, Toomas Kivisild, Alessandro Achilli, Yarin Hadid, Shay Tzur, Luisa Pereira, Antonio Amorim, Lluís Quintana-Murci, Kari Majamaa, Corinna Herrnstadt, Neil Howell, Oleg Balanovsky, Ildus Kutuev, Andrey Pshenichnov, David Gurwitz, Batsheva Bonne-Tamir, Antonio Torroni, Richard Villems, Karl Skorecki: The Matrilineal Ancestry of Ashkenazi Jewry: Portrait of a Recent Founder Event. In: The American Journal of Human Genetics. 78 (3), 2006, S. 487–497 (PDF; 2,03 MB)
  2. The Khazar Myth and the New Anti-Semitism. In: The Jewish Press, 9. Mai 2007

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