Derby (Pferdesport)

Derby (Pferdesport)

Der Begriff Derby (Aussprache britisch [ˈdɑːbɪ] oder US-amerikanisch [ˈdɜrbi]) wird heute für verschiedene Prüfungen und Wettbewerbe im Pferdesport verwendet.

Er geht zurück auf ein 1780 erstmals in Epsom Downs, England ausgetragenes Pferderennen, das als Leistungsvergleich für dreijährige Vollblutpferde vom 12. Earl of Derby begründet wurde. Ihm folgten später vergleichbare Zuchtrennen in anderen Ländern.

Neben den klassischen Galopprennen bestehen mittlerweile eine Reihe weiterer Prüfungen in verschiedenen Reit- und Pferdesportarten als Derby, dessen Begriff sich auch in anderen Sportarten etabliert hat.

Inhaltsverzeichnis

Derby im Galopprennsport

Derby in Epsom, Théodore Géricault, 1821

Das Derby ist das wichtigste der klassischen Flachrennen und bedeutendste Zuchtprüfung für Vollblüter (sowohl für englisches Vollblut als auch Traber und Araber), bei denen dreijährige Pferde unter gleichem Gewicht laufen, wobei Stuten allerdings ein etwas geringeres Gewicht zu tragen haben. Das in England entstandene System dieser Leistungsprüfungen wurde weltweit übernommen.

Bereits für das Jahr 1661 ist erstmals ein Pferderennen bei dem englischen Ort Epsom verzeichnet, das auf dem Gelände der Epsom und Walton Downs stattfand. 1779 organisierte Edward Smith Stanley, Earl von Derby, dort einen Wettbewerb für sich und seine Freunde, bei dem dreijährige Stuten zu einem Rennen über eineinhalb Meilen antraten und nannte es nach seinem Anwesen The Oaks - Die Eichen. Das Rennen Oaks Stakes wird bis heute auf der Rennbahn Epsom Downs ausgetragen.

Im Jahr darauf wurde dort ein weiteres Rennen begründet, das die besten Pferde für die Zucht und für Rennen ermitteln sollte. Die Namensgebung Derby erfolgte nach dem Wurf einer Münze zwischen dem Earl von Derby und dem befreundeten Sir Charles Bunbury, der sowohl den Münzwurf gewann, wie auch das Rennen mit seinem Pferd Diomed.[1]

Das internationale bekannte Epsom Derby (eigentlich Derby Stakes oder schlicht The Derby) wird bis heute über eine Distanz von 2.423 Meter (1 englische Meile, 4 Furlongs und 10 Yards) ausgetragen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts folgten fast alle Staaten die Vollblutzucht betreiben dem englischen Beispiel. So entstand 1836 in Frankreich der Prix du Jockey-Club. In Irland das nach einigen Vorläufern 1866 entstande Irish Derby. 1868 wurde in Österreich das Derby in Wien begründet und 1869 das Deutsche Derby in Hamburg.

Wie auch das Derby in Epsom, das sich zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis wurde, entwickelten sich auch andernorts insbesondere die Galoppderbys zu zahlreich besuchten Veranstaltungen, die neben wettbegeisterten Zuschauern und Pferdeliebhabern, auch zu Treffpunkten der führenden Gesellschaftsschichten wurden.

Das Deutsche Derby wird traditionell am ersten Sonntag des Monats Juli parallel zum Irischen Derby im Hamburger Stadtteil Horn auf der Horner Rennbahn ausgetragen. In England und Frankreich meist im Juni und in den Vereinigten Staaten (Kentucky Derby) schon im Mai.

Die länge der Rennstrecke variiert etwas. So führt das Deutsche Derby traditionell über 2400 Meter, das französische Derby seit 2005 über 2100 Meter (zuvor ebenfalls 2400), das Kentucky Derby über 1 1/4 Meilen (etwa 2.011 m) und das Irische Derby über 2.414 Meter.

Auch für Stuten bestehen heute Derbys in vielen anderen Staaten, wie das Irish Oaks in Irland, der Prix de Diane in Frankreich und der Preis der Diana in Deutschland.

Traber-Derby

Das Deutsche Traber-Derby wurde zum ersten Mal am 23. Mai 1895 ausgetragen. Seitdem fand es jährlich in Berlin statt. Seit 1954 liegt der Termin auf dem ersten Sonntag im August und der Austragungsort ist die Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf. Am erfolgreichsten waren die Fahrer Johannes Frömming und Robert Großmann, sie gewannen das Deutsche Traber-Derby jeweils elf Mal.

Derbys im Spring- und Dressursport

Der Derby-Platz in Klein Flottbek, Hamburg 2005

Als Derby werden im Springreiten solche Springen bezeichnet, die sich von den üblichen Parcours durch eine besonders lange Strecke und den Einsatz naturnaher Sprünge und vieler Geländehindernisse (Wälle, Senken, Ricks mit Gräben) unterscheiden. Sie stellen weniger technische als psychologische Anforderungen an Pferd und Reiter. Sie führen grundsätzlich über Grasböden.

Bekannt und von langer Tradition sind u. a. das Englische Derby in Hickstead, das Niederländische in Valkenswaard und das seit 1920 ausgetragene Deutsche Spring Derby in Hamburg. Das Springderby im Hamburger Ortsteil Klein Flottbek verfügt über einen seit Beginn nahezu unveränderterten 1230 m langen und anspruchsvollen Parcours, dessen Hindernisse (u. a. das über den Pferdesport hinaus bekannte Pulvermanns Grab) der Natur abgeschaut sind.

Seit 1955 (mit Unterbrechungen) ist auch das Dressurreiten in Hamburg-Klein Flottbek als Derby vertreten. Das Deutsche Dressurderby wird dort parallel zum Deutschen Springderby ausgetragen. Hierbei handelt es sich um eine Dressurprüfung mit Pferdewechsel.

Fahrderby

Das Deutsche Fahrderby wurde erstmals 1950, parallel zum Deutschen Springderby in Hamburg, ausgetragen. Heute ist die Surenburg in Hörstel-Riesenbeck der Austragungsort dieser Fahrsport-Veranstaltung.

Das Programm der Anfangsjahre unterschied sich noch deutlich von den heutigen Aufgabenstellungen. So wurden neben dem Dressurprüfungen Zugleistungsprüfungen für die einzelnen Pferde durchgeführt. Diese Programmteile erfolgten in Elmshorn. Als letzte Teilprüfung erfolgte eine Leistungsfahrt als Vorläufer der heutigen Marathonfahren, die in Elmshorn begann und am Turnierplatz in Hamburg-Klein Flottbek endete.

Ende der 1950er Jahre kam die Leistungsfahrt des Fahrderby in die Kritik, nachdem aufgrund überschnellen Fahrens Pferde zuschanden gehetzt worden waren.[2] Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Leistungsfahrt in Fahrsport von einem Wettbewerb, der sich an einer Fahrt mit einem Gespann über Straßen und Wege orientierte, zu einer Sportveranstaltung. An die Stelle von Straßenhindernissen (Schranken etc.) sind heute komplexe Kombinationen getreten.

Nachdem das Deutsche Fahrderby, ähnlich wie das Deutsche Dressurderby, innerhalb Hamburgs ausgelagert wurde und teilweise ausfiel, wechselte der Austragungsort. Ab dem 1990er Jahren fand es in Starnberg-Landstetten statt. Aufgrund von Finanzierungsproblemen kam aber auch am Standort das Ende, im Jahr 2002 erhielt daraufhin Riesenbeck den Zuschlag für das Derby.

Heute besteht das Deutsches Fahrderby aus fünf Teilprüfungen. Im Gegensatz zu anderen kombinierten Prüfungen im Fahrsport werden im Rahmen des Fahrderbys Prüfungen mit Zwei- und Vierspännern in einer Gesamtwertung durchgeführt. Es handelt sich hierbei um folgende Prüfungen:

  1. Gebrauchsprüfung für Zweispänner (Bewertung der Grundgangarten, Fahrdressur nach Anweisung der Richter)
  2. Dressurprüfung für Zweispänner (Fahrdressur)
  3. Dressurprüfung für Vierspänner
  4. Geländefahrt für Vierspänner („Marathonfahrt“)
  5. Hindernisfahrt für Vierspänner („Kegelfahren“)[3][4]

Derby im Vielseitigkeitsreitsport

Deutlich unbekannter als die Derbys in den vorgenannten Disziplinen ist, dass in den Jahren 2001, 2003 und 2004 auf der Horner Rennbahn in Hamburg auch das Deutsche Vielseitigkeitsderby stattfand. Hierbei handelte es sich um Vielseitigkeitskurzprüfung (CIC) auf internationalen 3*-Niveau. Besonderheit war ein Wasserdurchritt, der - anders als üblich - brusthoch war.[5][6][7][8]

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Derby – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://www.epsomdowns.co.uk/racing/derby-history
  2. Fahr-Derby: Von Quälerei keine Rede?, Der Spiegel, 22. Juli 1959
  3. Riesenbeck International: Die Geschichte eines Klassikers…50 Jahre Deutsches Fahrderby
  4. Programm Deutsches Fahrderby/Riesenbeck International 2010
  5. Letzter Olympiatest für Vielseitigkeitsreiter, Christoph Plass für Die Welt, 25. Juli 2004
  6. Buschreiter.de aktuell: CIC*** Hamburg-Horn - Erster Drei-Sterne-Sieg für Franzky
  7. Archivberichte 2003: Jörgen Köhlbrandt für die „Deutschen“ nominiert, Kai Rüder Dritter im Vielseitigkeits-Derby, Fehmarnscher Ringreiterverein
  8. Deutsches Vielseitigkeitsderby soll fester Bestandteil werden: Viel Lob für Geländeaufbau, Rainer Leymann für vielseitigkeitsreiten.de

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