- Klasse-A-Rennen
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Pferderennen (Pferderennsport) gehören zu den ältesten (organisierten) Sportarten der Menschheit. Sie dienen primär der Zuchtauslese (Pferdezucht). Sowohl das Englische Vollblut als auch der Traber verdanken ihre Zucht den Erfordernissen der Rennbahn. Der dortige scharfe Ausleseprozess führt allerdings zu Leistungsmerkmalen, die in der Zucht anderer Pferderassen höchst willkommen sind (z. B. Gesundheit, Widerstandsfähigkeit, Adel in der Erscheinung und im Bewegungsablauf).
Seit Jahrhunderten sind Pferderennen aber auch eine beliebte Freizeitbeschäftigung des Menschen. Da der Unterhalt eines Rennpferdes teuer und risikoreich ist, können sich nur reiche Menschen den Luxus eines nur für Rennen gezüchteten Pferdes leisten. Allerdings kann auch der „Kleine Mann“ aktiv am Pferderennsport teilnehmen, sei es als Teilhaber in einer Besitzergemeinschaft – eine Art Verein zum Unterhalt eines oder mehrerer Rennpferde –, als Wetter oder auch nur als interessierter und kundiger Zuschauer, der sich am bunten Treiben auf der Rennbahn erfreut.
Inhaltsverzeichnis
Galopprennsport
Alle Gangarten sind bei Galopprennen erlaubt. Einziges Ziel ist es, ohne den anderen regelwidrig zu behindern, möglichst schnell vom Start zum Ziel zu gelangen. Da der Galopp die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit des Pferdes ist, werden diese Rennen immer im Galopp zurückgelegt. Galopprennen werden hauptsächlich von Englischen Vollblutpferden bestritten, sie werden aber auch für Arabische Vollblüter, Halbblüter und zuweilen für Ponys ausgeschrieben. Die Pferde werden entweder von Jockeys (Berufsrennreitern) oder Amateurrennreitern geritten, in beiden Fällen darf ein bestimmtes Körpergewicht nicht überschritten werden.
Ausschreibung
Unter Ausschreibung versteht man die genauen Modalitäten eines bestimmten Rennens. Diese umfassen insbesondere Ort, Zeit, Distanz, Dotierung und Bestimmung der zur Teilnahme berechtigten Pferde (Definition der angesprochenen Renn(leistungs)klasse). Diese Ausschreibungen werden vom veranstaltenden Rennverein in Abstimmung mit dem DVR erstellt. Das DVR (Direktorium für Vollblutzucht und Rennen) überwacht die Ordnungsmäßigkeit der als Pferdeleistungsprüfungen veranstalteten Rennen. An einem normalen Renntag (Rennveranstaltung) werden 7 bis 12 Rennen für unterschiedliche Leistungsklassen von Pferden ausgeschrieben.
„Offene Rennen“ für Pferde verschiedener Rassen gibt es in Deutschland nicht.
Preisgelddotierung
Das von den erfolgreichen Pferden zu gewinnende Preisgeld richtet sich nach der Bedeutung des Rennens. Je höher die zu prüfende / geprüfte Rennklasse der Pferde ist, desto höher ist auch das Preisgeld. Geldpreise gibt es üblicherweise für die vier erstplatzierten Pferde eines Rennens, in Ausnahmefällen auch für den Fünften oder Sechsten, im Verhältnis von etwa 10 : 4 : 2 : 1. In Deutschland unterscheidet man Rennen der Klasse A und B, wobei die Gesamtdotierung von Rennen der Klasse B unter 2.000 € liegt (in der Rennordnung geregelt).
Die international standardisierten Gruppen- und Listenrennen müssen eine Grunddotierung garantieren, diese beträgt z. Zt.
- 12.000 € für den Sieger eines Listenrennens,
- 40.000 € für den Sieger eines Gruppe-III-Rennens und
- 90.000 € für den Sieger eines Gruppe-I-Rennens.
- Im Deutschen Derby 2007 (Gruppe-I) erhielt der Sieger 381.000 €.
Das höchstdotierte Rennen der Welt ist der Dubai World Cup mit 6.000.000$ allein für den Sieger.
Flachrennen
Beim Flachrennen führt die Rennstrecke durch hindernisfreies Gelände – heute immer eine spezielle Pferderennbahn –, das Steigungen aufweisen kann, aber keine Sprünge erforderlich macht. Die Renndistanzen variieren in Deutschland zwischen 1.000 m (Fliegerrennen, Sprints) und 3.400 m (Steherrennen) (Stand: 2007). Im Ausland werden auch Flachrennen über Distanzen von 800 m bis 4.200 m veranstaltet.
In Deutschland werden Flachrennen auf Grasbahnen und auf Sandbahnen (insbesondere in Neuss und Dortmund) veranstaltet, wobei die Kursführung unterschiedlich ist. Im schweizerischen St. Moritz werden jährlich im Februar Galopprennen auf einem zugefrorenen See veranstaltet.
Aufgewichtsrennen
Bei Aufgewichtsrennen (auch Altersgewichtsrennen genannt) werden den Pferden abhängig von Alter, Geschlecht und ggf. vom bisherigem Erfolg Gewichte zugeordnet, die sie beim Rennen zu tragen haben.
Ausgleichrennen (Handicaps)
Beim Ausgleichsrennen werden den Pferden vom Ausgleicher (engl. Handicapper) gemäß ihrer vorherigen Leistungen Gewichte zugeordnet, die sie im Rennen zu tragen haben, damit alle Teilnehmer des Rennens möglichst gleiche Siegchancen haben. Die Gewichte, die Pferde in Ausgleichrennen tragen, leiten sich aus dem Generalausgleich („GA“) ab.
Es gibt in deutschen Flachrennen vier Ausgleichklassen:
- Ausgleich I (sehr gute, entspricht im Fußball der Spielklasse „erste Bundesliga“, ca. Skala = GAG-Abzug: GAG minus 28 kg),
- Ausgleich II (gute, ca. Skala: GAG minus 18 kg),
- Ausgleich III (durchschnittliche, ca. Skala: GAG minus 8 kg) und
- Ausgleich IV (geringere Klassen, analog zu den „Landesligen“ im Fußball, ca. Skala: GAG plus/minus 0 kg);
in Hindernisrennen drei Ausgleichklassen:
- Ausgleich G (gute),
- Ausgleich M (mittlere) und
- Ausgleich U (untere Klassen).
Ausgleichrennen für Dreijährige werden mittlerweile nicht mehr veranstaltet. Dafür hat man allerdings frühere Startmöglichkeiten für Dreijährige in den Ausgleichen I bis IV geschaffen. Ebenfalls nicht mehr veranstaltet werden Rennquintett-Ausgleiche, nachdem Lotto diese Wette im Jahre 2003 einstellte. Ausgleiche G für Hindernispferde gibt es aktuell auch kaum noch, weil die Leistungsstärke der aktiven Hindernispferde nicht dieses Niveau erreicht.
Am 17. Juni 2008 wurde in Deutschland erstmals ein Ausgleichsrennen gelaufen, bei dem die Festlegung der Skala erst am Tage des Nennungsschlusses durch den Ausgleicher erfolgte. Dieses Rennen fand auf der Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch statt.[1]
Zuchtrennen
Ein Zuchtrennen ist ein Flachrennen, in dem alle Pferde eines Jahrgangs, abgesehen von der Stutenerlaubnis, das gleiche Gewicht tragen. (Nr. 255 der Deutschen Rennordnung). Im engeren Sinne sind nur die Klassischen, Gruppen- und Listenrennen Zuchtrennen.
Klassische Rennen
Klassische Rennen sind Zuchtrennen für dreijährige Pferde. Dazu zählen:
- das Derby, das wichtigste Rennen für dreijährige Pferde. Ein Derby (Distanz: 1 1/2 engl. Meilen = ca. 2.414 m) wird in fast jedem Land der Erde ausgetragen. Namensabweichungen: USA: Kentucky Derby; Frankreich: Prix du Jockey Club.
- die 1.000 Guineas, (Distanz: 1 engl. Meile = ca. 1.609 m) ausschließlich für Stuten. In Deutschland auch Henkel-Rennen genannt.
- die 2.000 Guineas, (Distanz: 1 engl. Meile = ca. 1.609 m) für Hengste und Stuten. In Deutschland auch Mehl-Mülhens-Rennen genannt.
- die Diana, das „Stutenderby“, benannt nach dem franz. Prix de Diane. Englisch „The Oaks“.
- das St. Leger, in der Regel der zuletzt ausgetragene Klassiker über eine Steherdistanz von 1 3/4 Meilen = ca. 2.800 Meter; das St. Leger ist das älteste der Klassischen Rennen (seit 1776); seit 2007 sind im Deutschen St. Leger auch Pferde startberechtigt, die älter als dreijährig sind.
Gruppenrennen
Das Gruppenrennen (auch Grupperennen) ist eine Form des Aufgewichtsrennens, das einer internationalen Klassifizierung unterliegt. Diese Klassifizierung soll den in der Zucht des Englischen Vollblüters angestrebten internationalen Leistungsvergleich ermöglichen und fördern. Es gibt Rennen der Gruppen I bis III. Der Gruppe I sind die bedeutendsten Rennen zugeordnet. Der Gruppen-Status richtet sich nach der historischen Bedeutung des Rennens, der Preisgelddotierung und der Leistungsstärke der teilnehmenden Pferde in den jeweils letzten 5 Jahren. Der Status eines Rennens wird regelmäßig überprüft und kann sich ändern. Das vom Pferd im Rennen zu tragende Gewicht ergibt sich aus seinem Alter und Geschlecht, in Gruppe-II- und Gruppe-III-Rennen aber auch aus seinen bisherigen Erfolgen. In Rennen der Gruppe II und III tragen Pferde, die zuvor schon ein Gruppe I-Rennen gewonnen haben, ein höheres Gewicht, zuweilen sind Gruppe-I-Rennen-Sieger in Gruppe-III-Rennen sogar ausgeschlossen. Ein Pferd, das ein Gruppe-I-Rennen in Frankreich, England oder Irland gewonnen hat, bekommt dabei das gleiche Aufgewicht wie ein Pferd, das ein Gruppe-I-Rennen in Deutschland oder Italien gewonnen hat.
Das System der Gruppenrennen wurde 1972 in Frankreich, England, Irland und Italien eingeführt, Deutschland kam ein Jahr später hinzu. Inzwischen gibt es weltweit Gruppenrennen. Ein besonderes Merkmal von Gruppenrennen ist, dass im Ausland trainierte oder gezogene Pferde nicht von der Teilnahme ausgeschlossen werden dürfen. Damit dienen Gruppenrennen dem internationalen Leistungsvergleich und sind z. B. mit der Champions League im europäischen Fußballsport vergleichbar.
In Deutschland hat Köln mit den Rennen Rheinlandpokal und Preis von Europa zwei Rennen der Gruppe I im jährlichen Veranstaltungsprogramm, in Düsseldorf wird der Preis der Diana und der Deutschlandpreis (früher Großer Preis von Nordrhein-Westfalen bzw. Großer Preis von Berlin) als Gruppe-I-Rennen entschieden.
Das wichtigste und höchstdotierte deutsche Gruppenrennen ist das Deutsche Derby, im Jahr 2007 mit einer Gesamtdotierung von 635.000 € – dv. 381.000 € dem Sieger. Es wird traditionell am ersten Sonntag im Juli auf der Rennbahn in Hamburg-Horn über die „klassische Derby-“ Distanz von 2.400 m (= ca. 1 1/2 engl. Meilen) ausgetragen.
Neben dem Derby sind auch alle anderen Klassischen Rennen Gruppenrennen.
Der Große Preis von Baden ist neben dem Derby das wichtigste Rennen in Deutschland. Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein Gruppe-I-Rennen über 2400 Meter (für dreijährige und ältere Pferde), das jährlich am ersten Sonntag im September auf der Galopprennbahn Baden-Baden entschieden wird.
Listenrennen
sind Aufgewichtsrennen, deren Leistungsniveau wie das der Gruppenrennen international überwacht wird. Listenrennen sind Zuchtrennen, die in Bedeutung und Dotierung unter den Gruppenrennen rangieren (sie sind praktisch eine „Gruppe IV“). Siege und Platzierungen in Listenrennen dürfen, wie bei Gruppenrennen, in Auktionskatalogen unter Nennung des Renntitels in fetten Druckbuchstaben gelistet werden (sog. „Blacktype“-Rennen).
Verkaufsrennen
Verkaufsrennen sind Hindernis- oder Flachrennen, bei denen die teilnehmenden Pferde zum Verkauf stehen. Das vom Pferd zu tragende Gewicht ergibt sich aus Alter und Geschlecht des Pferdes und aus dem so genannten Einsatzpreis, also dem Betrag, den der Besitzer des Pferdes als Mindestkaufpreis festlegt. Nach dem Rennen können Interessierte Gebote für die teilnehmenden Pferde abgeben, diese werden auf Zetteln in eine dafür bereitstehende Box geworfen. Sind mehrere Gebote für ein Pferd vorhanden, erhält es der Bieter mit der höchsten gebotenen Summe, gibt es kein Gebot für ein Pferd, verbleibt es bei seinem bisherigen Eigentümer. Verkaufsrennen sind in Deutschland selten, in anderen Ländern (z. B. Frankreich) finden diese häufig statt.
Jeder Interessierte hat die Möglichkeit, ein Pferd, das als Starter in einem Verkaufsrennen angegeben ist, vorher zu kaufen (claimen). Der Kaufpreis ist dann der Einsatzpreis des Pferdes und der Siegpreis des Rennens.
Wird das Pferd nach dem Rennen zu einem höheren Preis als dem Einsatzpreis verkauft, erhält der veranstaltende Rennverein den überschießenden Betrag.
In Deutschland wird im Anschluss an das Verkaufsrennen ausschließlich der Sieger versteigert.
Stutenrennen
In Stutenrennen sind ausschließlich Stuten startberechtigt. Diese können in Verbindung mit anderen Rennarten wie beispielsweise Gruppe-Rennen ausgeschrieben werden. Die bekanntesten Stutenrennen in Deutschland sind der Preis der Diana und die German 1000 Guineas. Die beiden Rennen gehören zu den klassischen Rennen.
Schimmelrennen
Seit 2005 wird jährlich im Oktober das Schimmel-Derby in Krefeld über 2050 m gelaufen. Es handelt sich hierbei um ein Aufgewichtsrennen, bei dem ausschließlich Schimmel startberechtigt sind. Entgegen eines "echten" Galopp-Derbys sind in diesem Rennen auch Schimmel startberechtigt, die älter als 3 Jahre sind.
Andere Schimmelrennen kamen in Deutschland bislang nicht zustande.
Halbblutrennen
Halbblutrennen werden sowohl auf der Flachbahn als auch über Sprünge ausgetragen. Hier dürfen ausschließlich Pferde starten, die aus der Halbblutzucht stammen, also keine reinen Vollblüter sind. Der Begriff Halbblut ist etwas irreführend, weil die meisten der dort startenenden Pferde einen Vollblutanteil von über 95% haben. Die Franzosen nennen diesen Typ Pferd deswegen auch AQPS Autre que pur sang. Pur sang, "reines Blut", ist in Frankreich der Begriff für Vollblüter, und dementsprechend sind Halbblüter dort eben andere als reines Blut.
Halbblüter zeichnen sich vor allem durch ihre größere Zähigkeit aus und werden deswegen vornehmlich im Hindernissport eingesetzt. Die fehlende Höchstgeschwindigkeit gleichen sie mit größerer Ausdauer und Zähigkeit aus. In den Hochzeiten des Hindernissports wurden viele große Jagdrennen von Halbblütern gewonnen.
Heat (Heatrennen)
Heatrennen sind Rennen über mehrere Läufe, d. h. die gleichen Pferde treten mehrmals gegeneinander an. Ein Pferd ist Sieger eines Heatrennens, wenn es seine Gegner zweimal geschlagen hat. Die Läufe finden am gleichen Tag im Stunden-Abstand statt. Heats sind die Urform des Galopprennens. Im 17. und 18. Jahrhundert waren Heatrennen über 3 oder 4 engl. Meilen (ca. 4.800 bzw. 6.400 m) üblich. Diese Rennen wurden allerdings nicht wie heute in gleichmäßig hohem Tempo (Renngalopp) gelaufen, in der Anfangsphase war das Tempo eher gemächlich und erst bei Passieren des Distanzpfostens (ca. 200 m vor dem Ziel) wurde „richtig“ galoppiert. In gewisser Weise verliefen diese Rennen ähnlich wie heute Sprintrennen im Bahnradrennsport und waren stark von der Taktik beeinflusst, denn das Pferd, das zuerst antrat war zumeist im Vorteil. Es konnte auch verabredet werden, dass sich die Reiter gegenseitig mit Peitschen schlagen konnten – Pferderennen waren damals also fast noch Zweikämpfe.
In der Frühphase des Galopprennsports wurden auch Entscheidungsläufe ausgetragen, wenn Pferde im „toten Rennen“ (engl. „dead heat“) als erste die Ziellinie passierten.
Heatrennen gibt es heute nur noch im Trabrennsport, z. B. wird das Deutscher Traberderby in Vor- und Entscheidungsläufen am gleichen Tag entschieden.
Hindernisrennen
Hindernisrennen werden für eigens zu diesem Zweck gezüchtete Pferde ausgeschrieben. Weil die Distanz von Hindernisrennen länger als bei Flachrennen ist und das Durchschnittstempo folglich langsamer, werden in Hindernisrennen für niedrigere Leistungsklassen auch Pferde eingesetzt, die sich in Flachrennen als zu langsam erwiesen haben. Hindernisrennen und Flachrennen sind verschiedene Sportarten: Pferde, die in Flachrennen nur wenig leisten können, sind in Hindernisrennen oft große Könner und umgekehrt.
Jagdrennen
Jagdrennen führen bei einer Distanz von 3.000 bis 7.200 m über feste Hindernisse (Hecken, Wälle, Gräben). Daraus resultiert ein hohes Verletzungsrisiko für Pferd und Reiter.
Bekannte Jagdrennen sind das Grand National in Aintree bei Liverpool, England und die Velka Pardubica im heutigen Tschechien. Diese Rennen gehen regelmäßig mit Protest von Tierschützern einher. Von 1997 bis 2003 starben bei diesen Rennen fast 30 Pferde. Trotz mittlerweile verringerter Teilnehmerzahl, Notausgängen für reiterlose Pferde, und entschärften Hindernissen mussten auch 2003 noch zwei Pferde aufgrund schwerer Stürze eingeschläfert werden. Trotz oft spektakulärer Stürze von Ross und Reitern sollte allerdings nicht vergessen werden, dass viele Pferde mehrmals in diesen Rennen an den Start kommen. Red Rum, der dreimalige Gewinner der Grand National von Liverpool, hat außerdem 2x den zweiten Platz im National belegt und ist nie gefallen. Bis zu seinem natürlichen Tode im hohen Alter führte er als lebende Legende die Parade der teilnehmenden Konkurrenten der Grand National an.
Steeplechase – der englische Begriff für Jagdrennen – heißt wörtlich übersetzt Kirchturmrennen, denn ursprünglich wurden diese Rennen querfeldein von einem Kirchturm zum nächsten ausgetragen, wobei es galt, auf dem Weg dorthin verschiedene Hindernisse zu überspringen. Eine der ersten dokumentierten Steeplechases fand 1752 im irischen County Cork statt. Dabei traten nur zwei Reiter gegeneinander an, Cornelius O’Callaghan und Edmund Blake. Das Rennen ging über eine viereinhalb Meilen lange Strecke zwischen der St. John’s Church in Buttevant und der St. Mary’s Church in Doneraile.
Seejagdrennen
Seejagdrennen sind Jagdrennen, bei denen die Kursführung die Durchquerung eines Sees erfordert. In Deutschland gibt es auf den Rennbahnen von Bad Harzburg, Hamburg-Horn und Quakenbrück einen Kurs für Seejagdrennen. Auf der Hamburger Galopprennbahn ist der See so tief, dass die Pferde gerade noch den Grund des Sees berühren könnten. Jedoch sind die Pferde schneller, wenn sie sich schwimmend durch den See bewegen. Bei Seejagdrennen wird nicht selten der Rennverlauf und das Ergebnis durch das Durchqueren des Sees entschieden.
Hürdenrennen
Im Gegensatz zu Jagdrennen führen Hürdenrennen über bewegliche und kleinere Hindernisse. Zudem werden Hürdenrennen im Gegensatz zu Jagdrennen stets in einem Rundkurs gelaufen. Die Mindestdistanz für Hürdenrennen in Deutschland beträgt 3000 m.
Galopprennbahnen in Deutschland
In Deutschland gibt es momentan 47 Galopprennbahnen. Die größte ist in Baden- Baden, die zweit größte in Berlin-Hoppegarten[2].
Bekannte / Berühmte Rennpferde
Seitdem die Ergebnisse von Pferderennen dokumentiert werden, also etwa seit Beginn des 18. Jhr., hat es eine große Zahl von Rennpferden gegeben, die Berühmtheit erlangten. Eine wachsende Zahl von Kurzportraits vor allem deutscher Galopprennpferde findet sich in den Kategorien Rennpferde und Zuchtrennen.
Trabrennsport
Es ist nur die Gangart Trab erlaubt. Pferde, die in den Galopp verfallen (fachlich: „springen“, „anspringen“), werden disqualifiziert.
Siehe Hauptartikel: Trabrennsport
Sonstiger Pferderennsport
Skijöring und Skikjöring
Das Skikjöring – nicht zu verwechseln mit Skijöring, bei dem im Unterschied zum Original Reiter auf den Pferden sitzen, die den Skifahrer ziehen – ist ein Pferderennen, bei dem ein Skifahrer von einem reiterlosen Pferd gezogen wird. Sehr bekannt ist das Skikjöring-Rennen, das alljährlich im Rahmen des Meetings von St. Moritz in der Schweiz ausgetragen wird. Es sind alle Gangarten erlaubt. Dabei werden Skifahrer von unberittenen Vollblütern mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 oder 55 km/h über eine Piste aus Schnee und Eis gezogen. Die Fahrer schützen sich dabei mit speziellen Ausrüstungen, ähnlich denen von Eishockeyspielern, gegen die von den Pferdehufen aufgewirbelten Schnee- und Eisbrocken. Skikjöring stammt vom norwegischen snøre kjøring ('Schnurfahren'), weil die Fahrer nur durch zwei Leinen mit ihren Pferden verbunden sind.
Töltrennen
Es ist nur die Gangart Tölt erlaubt, eine Viertaktgangart in acht Phasen. Bei einem Töltrennen werden nur die Pferde gewertet, die einen taktklaren Tölt gezeigt haben, die anderen werden disqualifiziert. Töltrennen werden meist von Islandpferden gelaufen, einer Ponyrasse, der zusätzlich zu dieser Spezialgangart auch der Pass angeboren ist.
Passrennen
Es ist nur die Gangart Rennpass erlaubt, bei der die Pferdebeine nicht wie im Trab diagonal gesetzt werden, sondern in einer Linie den Boden berühren. (Bsp.: rechtes Hinter- und Vorderbein werden gleichzeitig bewegt, das linke Hinter- und Vorderbein bleibt dabei am Boden) In den USA und Kanada werden mehr Passrennen als Trabrennen abgehalten und momentan werden bei ihnen auch die höheren Geschwindigkeiten erreicht.
Pferdewetten
Ein Großteil der Veranstaltungskosten und Preise im Pferderennsport wird durch die Wettleidenschaft der Besucher am Schauplatz selbst und der Wetter bei den Buchmachern getragen.
Entwicklung der Wettumsätze
Seit dem Jahr 2000 haben die Totalisatorbetreiber (gemeinnützige Rennvereine, mit der landesrechtlichen Verpflichtung zur Organisation von Leistungsprüfungen) einen Wettumsatzrückgang von ca. 60 % verzeichnen müssen, obwohl die Wettumsätze auf Pferdewetten in Deutschland in absoluten Zahlen gestiegen sind. Grund für diese radikale Umlenkung der Wettumsätze ist, dass die Buchmacher meist nur noch ins steuergünstige Ausland vermitteln, damit umgehen sie die Zahlung von Rennwett- und Lotteriesteuern an den Fiskus und entziehen den Rennvereinen die Existenzgrundlage, die sich aus einem Abzug von den Wettgeldern und der Zurückerstattung der staatlichen Rennwettsteuer finanziert haben.[3]
Wettarten
Es existieren vier verschiedene Grundwettarten, deren Quoten dann am Totalisator ermittelt werden. Bei den meisten Pferderennen wettet man auf
- Sieg: den späteren Sieger des Rennens
- Platz: das Pferd muss Erster, Zweiter oder Dritter werden, bei weniger als sieben Startern Erster oder Zweiter
- Zweier-Wette: die richtige Reihenfolge der Pferde auf Platz 1 und 2 muss vorhergesagt werden
- Dreier-Wette: die ersten drei Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
Weitere in Deutschland spielbare Pferdewettarten sind:
- Vierer-Wette: die ersten vier Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden – Diese Wette wird seit 2007 bei Galopprennen in Deutschland i. d. R. nur in einem Rennen pro Renntag angeboten „Wettchance des Tages“ und ist oftmals mit einer Mindestauszahlung (häufig 10.000 EUR) ausgestattet. Diese Wette kann als die erfolgreichste Neueinführung im deutschen Pferdewettmarkt der letzten Jahre angesehen werden, die Umsätze sind fast immer viel höher als in anderen Rennen ohne Viererwette. Dies ist zum einen auf die Chance hoher Quoten zurückzuführen, zum anderen wird diese Wette auch von Buchmachern zumeist in den Totalisator vermittelt, da sie das Risiko hoher Auszahlungen nicht tragen wollen.
- Platzzwilling: man sagt 2 Pferde voraus, die in beliebiger Reihenfolge beide unter die ersten 3 Plätze kommen müssen
- Finish-Wette: die Sieger der letzten drei Rennen des Tages müssen vorhergesagt werden
- TOP-6-Wette (in GB „Scoop6“ genannt): die Sieger von sechs Rennen des Tages müssen vorhergesagt werden
Die Wettformate für Pferderennen aus den USA und dem Magna Racino in Österreich lauten:
- WIN: Sieger des Rennens
- PLACE: das Pferd muss Erster oder Zweiter werden
- SHOW: das Pferd muss Erster, Zweiter oder Dritter werden
Diese 3 Wettformate können auch kombiniert werden z. B. WINPLACE dies entspricht dann aber 1 WIN Wette und 1 PLACE Wette!
- EXACTA: die ersten beiden Plätze müssen in der richtigen Reihenfolge vorhergesagt werden
- TRIFECTA: die ersten drei Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
- SUPERFECTA: die ersten vier Plätze müssen in richtiger Reihenfolge vorhergesagt werden
In Kombination mit BOX – die Reihenfolge des Einlaufs ist nicht wichtig (es erhöht sich natürlich der Preis für den Wettschein!)
- PICK 3 – Die Sieger aus 3 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 4 – Die Sieger aus 4 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 5 – Die Sieger aus 5 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
- PICK 6 – Die Sieger aus 6 aufeinanderfolgenden Rennen müssen vorhergesagt werden
Bei den PICK-n Wetten bieten die Rennbahnen aus den USA zumeist garantierte Gewinnpools bis zu 1 Million US Dollar an.
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Pferderennen werden auch als riesige Geldwäschemaschinen angesehen. Auf Grund des Wettsystems können riesige Summen gewaschen werden, bei der die Herkunft des Geldes anonym bleibt.
Sonstiges
Palio von Siena
Eins der berühmtesten und umstrittensten Pferderennen, das nicht in einer speziellen Pferderennbahn abgehalten wird, ist das Palio di Siena. Er entstand aus einem Wettstreit der Bewohner konkurrierender Stadtteile von Siena. Der Palio hat heute nur noch eine traditionell-volksfestartige, touristische Bedeutung, er diente auch nie der pferdesportlichen Zuchtauslese. Kurioserweise kann ein reiterloses Pferd Sieger des Palio werden.
Mechanische Pferderennen
Für das mechanische Pferderennen Petits chevaux siehe Beschreibung in Boule (Glücksspiel). Eine Abbildung eines mechanischen Pferderennens befindet sich auf Coney Island. Es existiert auch ein Arcade-Spiel Steeplechase (Atari, 1975), als auch ein gleichnamiges Atari-2600-Spiel. Diese Spiele ähneln der Optik nach dem mechanischen Pferderennen. Auf Jahrmärkten gibt es ebenfalls eine mechanische Version.[4]
Siehe auch
Aufgalopp, Galopprennbahn, Reitsport, Steeplechase, Geläuf
Literatur
- Ina Dietzsch (Hrsg.): Vergnügen in der Krise. Der Berliner Trabrennsport zwischen Alltag und Event. Panama-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-938714-00-X
Weblinks
- Internet-Portal mit den großen Siegern des europäischen Rennsports aus vier Jahrhunderten
- Berühmte Pferde – ihre Geschichten und Legenden
- Lexikon zum Pferderennen
- Galopp- und Trabrennbahnen in Deutschland
Einzelnachweise
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