Deutsche Führerbriefe

Deutsche Führerbriefe

Die Deutschen Führerbriefe (Untertitel: Politisch-wirtschaftliche Privatkorrespondenz) wurden seit 1928 in Köln und ab 1929 in Berlin herausgegeben von Dr. Otto Meynen, Privatsekretär des einflussreichen Kohle-Industriellen Paul Silverberg, und dem Journalisten Dr. Franz Reuter, der Vertraute von Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Sie waren kein öffentlich erhältlicher Informationsdienst und nur für die obersten Entscheidungsträger in der Industrie, Staatsbürokratie, Reichswehr sowie für Großagrarier bestimmt. 1932 betrug ihre Auflage 1.250 Exemplare und sie erschienen zwei Mal wöchentlich. Ab 1933 wurden die Deutschen Führerbriefe in Deutsche Briefe umbenannt, um eine naheliegende politische Assoziation mit Hitler zu vermeiden.[1] 1935 ist das Erscheinen eingestellt worden.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Seit ihrer Gründung setzten sich die Führerbriefe gegen starke staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und traten ab Sommer 1932 wiederholt für eine Regierungsbeteiligung der NSDAP ein. Viele Artikel bewiesen, dass die Redakteure Informanten innerhalb des Führungskreises der NSDAP hatten. So wurden häufig öffentlich unbekannte Details für die Mächtigen in Wirtschaft und Staat journalistisch aufbereitet und diesem kleinen exklusiven Kreis zugänglich gemacht. Wegen ihres hohen Informationswertes wurden sie von zahlreichen Großindustriellen sehr geschätzt. Seit September 1931 hatte die Redaktion in Berlin eine Bürogemeinschaft mit der Arbeitsstelle Schacht und dem Mitteleuropäischen Wirtschaftstag (MWT), für den Reuter als Leiter des Presse- und Propaganda-Ausschusses arbeitete.

Zitat

Zu ihrer Leserschaft gehörten außer den ›Herren von der Wirtschaft‹ die oberen Reichswehrspitzen, Kabinettsmitglieder, führende Großagrarier, die Umgebung Hindenburgs etc. Die Führerbriefe waren also keine Pressekorrespondenz, und Journalisten waren vom Empfang ausgeschlossen. Sie erschienen zweimal wöchentlich, und sämtliche Beiträge, abgesehen von den Leitartikeln, waren strikt anonym. Franz Reuter hatte hauptsächlich Verbindung mit Schacht, zu dem er freien Zutritt hatte und über den er 1933 eine Biographie veröffentlichte.

A. Sohn-Rethel, in: Kursbuch, Nr. 21, 1970 [2]

Literatur

  • Werner Müller und Jürgen Stockfisch: Die Veltenbriefe. Eine neue Quelle über die Rolle des Monopolkapitals bei der Zerstörung der Weimarer Republik. in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (12) 1969, 1565 - 1574, mit anschließender Dokumentation bis S. 1589.
    (Der Aufsatz behandelt auch die "Führerbriefe", da sie im selben Verlag erschienen, beide Blätter von Reuter herausgegeben wurden und denselben, aber kleineren Abnehmerkreis hatten.)
  • Friedhelm Großkurth: Die politischen Positionen der «Deutschen Führerbriefe» in der Schlußphase der Weimarer Republik. Universität Marburg 1975, Staatsexamensarbeit, 186 S. [3]

Weblinks

Quellen

  1. Carl Freytag: Beobachter im Reich der Mitte. In: Alfred Sohn-Rethel, Industrie und Nationalsozialismus. Aufzeichnungen aus dem »Mitteleuropäischen Wirtschaftstag«. Hrsg. und eingeleitet von C. Freytag. Wagenbach, Berlin 1992, ISBN 3-8031-2204-X, S. 31, Fn. 30.
  2. „Die Bestinformierten in Deutschland“, Studien von Zeitfragen
  3. Zitiert von Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930-1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981, Dissertation

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