Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

Die Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (kurz: Ostasiengesellschaft = OAG) wurde von Wissenschaftlern, Geschäftsleuten und Diplomaten in Tokio gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die OAG wurde 1873 gegründet und ist eine der ältesten ausländischen Organisationen in Japan. Seit 1904 ist die OAG eine Gesellschaft japanischen Rechts (shadan hōjin). Zwischen 1945 (bzw. 1948) und 1951 existierte die OAG nicht. In dieser Zeit wurde in Hamburg eine unabhängige OAG (Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens) gegründet, die bis heute aktiv ist und die Herausgabe der 1926 in Tokio gegründeten Zeitschrift „Nachrichten der OAG (NOAG)“ übernommen hat.

Vorsitzende

Bis 1907 war der jeweilige deutsche Gesandte meist gleichzeitig OAG-Vorsitzender. Erst danach entwickelte die OAG in dieser Hinsicht eine stärkere Unabhängigkeit. Seit dem Zweiten Weltkrieg waren häufig an japanischen Universitäten tätige deutsche Wissenschafter Vorsitzende der OAG. Die gegenwärtige Vorsitzende ist Karin Yamaguchi, die als erste Frau in der Geschichte der OAG die Geschicke der Organisation leitet.

Mitgliedschaft

Es gibt verschiedene Stufen der OAG-Mitgliedschaft: Ordentliche Mitglieder sind wahlberechtigt, fördernde Mitglieder sind nicht wahlberechtigt. Daneben existiert eine verbilligte Mitgliedschaft für Studenten. Da die Veranstaltungen in aller Regel auf Deutsch abgehalten werden, sind Deutschkenntnisse jedoch (indirekt) Voraussetzung.

Publikationen

Die OAG veröffentlichte bereits kurz nach ihrer Entstehung die ersten Hefte der "Mitt(h)eilungen der OAG" (MOAG), in denen anfangs auch Sitzungsprotokolle etc. enthalten waren. Wie oben bereits erwähnt kamen 1926 die NOAG hinzu. Heute veröffentlicht die OAG jährlich etwa ein bis zwei Monographien und ebenso viele Taschenbücher. Außerdem erscheinen zehnmal pro Jahr die "OAG Notizen", die Artikel, Rezensionen und Veranstaltungshinweise enthalten.

Lokalität

Der Hauptsitz der OAG befindet sich seit den 1950er Jahren zwischen den U-Bahn-Stationen „Aoyama Itchōme“ und „Akasaka Mitsuke“ im Herzen Tokios. Die Adresse lautet : OAG-Haus, 7-5-56 Akasaka, Minato-ku, Tokyo 107-0052, Japan. Daneben besteht eine Untergruppe in der Kansai-Region (Ōsaka-Kōbe-Kyōto), deren Sitz in Kōbe ist.

Aufarbeitung der Vergangenheit

Innerhalb der OAG beschäftigt sich seit 2003 der sog. "Ausschuss für die Geschichte der OAG" mit der Vergangenheit der Gesellschaft. Zu dem Thema sind in den letzten Jahren verschiedene Artikel publiziert worden. Eine kritische Gesamtdarstellung ist beabsichtigt und wird in den nächsten Jahren erscheinen.[1]

Quellen und Anmerkungen

  1. http://www.oag.jp/UeberDieOAG/GOAG/home_de.html

Literatur

  • Eberhard Friese: „120 Jahre OAG – Eine Gesellschaft macht Wissenschaftsgeschichte“, in: Lutz Walter (Hrsg.), Japan mit den Augen des Westens gesehen. Gedruckte europäische Landkarten vom frühen 16. bis zum 19. Jahrhundert, München/ N.Y., 1994, S. 9–11.
  • OAG, Der Vorstand (Hrsg.): Festreden anlässlich des 120. Gründungsjubiläums der OAG am 22. März. 1993, Tokyo, 1993 (S. 77).
  • OAG, Der Vorstand (Hrsg.): Festschrift. Das neue OAG-Haus 1979, Tokyo, 1980 (S. 60).
  • OAG, Der Vorstand (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens 1873–1933, Tokyo, 1933.
  • OAG, Der Vorstand (Hrsg.): Die Geschichte der Gesellschaft, Tokyo, 1923.
  • OAG, Der Vorstand (Hrsg.): Festschrift zur Erinnerung an das 25jährige Stiftungsfest der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens am 29. Oktober 1898, in: MOAG, Suppl. VI, Tokyo, 1902, S. 1–10.
  • Ludwig Riess: „Die ersten fünfundzwanzig Jahre der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. 1873–1898“, in: Derselbe, Allerlei aus Japan, Berlin, 1906, S. 126–136.
  • Robert Schinzinger: „Die Beziehungen zwischen OAG und der Asiatic Society in hundert Jahren“, in: OAG (Hrsg.), Sechs Vorträge im Jubiläumsjahr 1972–73, Tokyo, 1974, S. 82–97.
  • Robert Schinzinger: Aus meiner OAG-Mappe, Weihnachtsansprachen in Tokyo, Tokyo, 1971.
  • Robert Schinzinger und Carl von Weegmann: Die Geschichte der OAG 1873–1980, Tokyo, 1982.
  • Christian W. Spang: „Die Wanderjahre der OAG bis zur ‚oyatoi-Blüte’“, in: Reinold Ophüls-Kashima et al. (Hrsg.), Tokyo: Konstruktion einer Metropole – sozial, politisch, kulturell, historisch, München: Iudicium, 2008, S. 261 - 289.
  • Christian W. Spang: „Anmerkungen zur frühen OAG-Geschichte bis zur Eintragung als ‚japanischer Verein‘ (1904)“, in: NOAG, Bd. 179/180 (12/2006), S. 67–91. Japanologie/noag/noag 2006_4.pdf
  • Christian W. Spang: „Die Frühzeit der NOAG 1926–1945: Vom Mitteilungsblatt zur Chronik der OAG-Geschichte“, in: NOAG, Bd. 179/180 (12/2006), S. 55–65. 2006_3.pdf
  • Christian W. Spang: „Das ausgefallene Jubiläum (Randnotizen 4)“, in: OAG Notizen, 1/2006, S. 26–33.
  • Christian W. Spang: „Die Expansion der OAG in Asien (1930–45) (Randnotizen 3)“, in: OAG Notizen, 9/2005, S. 35–44.
  • Christian W. Spang: „Das gescheiterte Museumsprojekt, Leipzig und die ,Sektion Berlin‘ (Randnotizen 2)“, in: OAG Notizen, 2/2005, S. 32–39.
  • Christian W. Spang: „Die Nachrichten der OAG (NOAG): Eine Zeitschrift wider Willen (Randnotizen 1)“, in: OAG Notizen, 10/2004, S. 35–41.
  • Rolf-Harald Wippich: „Die OAG-Umfrage von 1957 (Randnotizen 5)“, in: OAG Notizen, 5/2007, S. 46–50.
  • Rolf-Harald Wippich: „Max von Brandt und die Gründung der OAG (Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens) – Die erste deutsche wissenschaftliche Vereinigung in Ostasien”, in: Studien des Instituts für Kultur der deutschsprachigen Länder, 1993, Nr. 11, S. 64–77.

Weblinks


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