Deutscher Fußball- und Cricket-Bund

Deutscher Fußball- und Cricket-Bund

Der Deutsche Fußball- und Cricket Bund (DFuCB) ist ein ehemaliger deutscher Fußballverband aus Berlin. Er bestand 1890 bzw. 1891 bis 1901.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Der DFuCB wird am 17./18. Mai 1891 (einige Quellen nennen den 19. November 1890 als Gründungsdatum) in Berlin als zweiter Fußballverband in Deutschland gegründet.

Die Gründung erfolgt als Alternative zum Bund Deutscher Fußballspieler (BDF), der vor allem auf Betreiben des BFC Germania 1888 keine ausländischen (insbesondere keine britischen) Spieler und Funktionäre zulässt und zudem den Fußball der deutschen Mentalität angepasst sehen will. Zu den „Rebellen“, die dem BDF aus Protest gegen die Beschränkungen und Ausländerfeindlichkeit schon auf dessen Gründungsversammlung nicht beitreten kommen eine Reihe weiterer interessierter Clubs, sodass der DFuCB über doppelt so viele Mitgliedsvereine verfügte wie der BDF.

Mitglieder werden der zu dieser Zeit älteste deutsche Fußballclub BFC Frankfurt 1885 (dieser betrieb aber anfangs das Spiel mit Aufnehmen des Balles, also Rugby) sowie BTuFC Viktoria 89 (der spätere zweimalige deutsche Meister), BFC Vorwärts 1890 (der spätere Bundesligist Blau-Weiß 90 Berlin), BTuFC Alemannia 90, BFC Stern 1889, BFC Concordia 1890, BTuFC Hohenzollern 1890, BFC Norden 1891 (oder BFC Nordstern 1891), TuFC Columbia 1891 Adlershof, Berliner Cricket Club 1883, Niederschönweider Cricket Club 1891, als erster auswärtiger Vertreter der DFV 1878 Hannover (spielte fast nur Fußball mit Aufnehmen des Balles, also Rugby) und The English FC 1890 Berlin, in dem überwiegend Engländer spielen.

Historischer Hintergrund

Wie auch gleichzeitig in England, gab es im Deutschen Reich einen Kampf um die Vorherrschaft zwischen Fußball mit Aufnehmen des Balles („Rugby Football“) und ohne Aufnahme („Association Football“). In den 1870er und 1880er Jahren ist dessen Ausgang offen, erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts setzte sich „Association Football“ in beiden Ländern durch. Deutschlands Fußball-„Urvater“, der Braunschweiger Prof. Dr. Konrad Koch importierte 1874 zuerst das Spiel mit Aufnahme des Balles in seine Heimatstadt. Erst 1878 ließ er seine Schüler auch Fußball ohne Ballaufnahme spielen. Rugby Football dominierte im Deutschen Reich von 1875 bis Mitte der 1880er Jahre. In Frankfurt (Main) wurde ab 1875 Rugby gespielt, auch in Wiesbaden, Homburg, Darmstadt entstanden Rugby Clubs, ebenso wie in Neuenheim, Hannover und Bremen. Von 1880 bis mindestens 1883 wurde eine deutsche Meisterschaft als „Champion der Fußball-Clubs Deutschlands“ ausgetragen. 1885 existierten in Frankfurt und Umgebung bereits 14 Vereine.

Am 5. Mai 1885 gründete der aus Frankfurt stammende Opernsänger Georg Leux in Berlin mit dem BFC Frankfurt 1885 den ersten Fußballclub in der Reichshauptstadt. Ende der 1880er Jahre wurde dort neben Rugby auch Assoziationsfußball gespielt. Wie aber in ganz Deutschland vollzog sich auch in Berlin die Entwicklung zunächst sehr schleppend. Im Winter 1881/82 trugen, (wie auch zum gleichen Zeitpunkt in Hamburg) in der Stadt anwesende Engländer das erste Association-Fußballspiel aus. Dennoch setzte erst ab 1888 eine rasante Entwicklung durch die Gründung einer Vielzahl von Fußballclubs ein. Am 15. April 1888 wurde mit dem BFC Germania 1888 der heute noch älteste deutsche Fußballverein gegründet. Im folgenden Jahr verließen einige Mitglieder den BFC Germania und gründeten den BFC Marbert 1889, der sich später in BFC Stern 1889 umbenannte.

Es folgte in Berlin und direkter Umgebung eine Gründungswelle neuer Clubs, die im Deutschen Reich unerreicht blieb. Bis zum ersten Weltkrieg entstanden über 600 Vereine (vermutlich waren es noch deutlich mehr, da aber nicht in Verbänden organisierte Clubs nur sehr selten oder nie genannt wurden, kann eine genaue Anzahl nicht nachvollzogen werden). Durch interne Streitereien bestanden einige Clubs nur für kurze Zeit, lösten sich wieder auf, schlossen sich einem anderen Verein an oder wechselten gelegentlich auch die Sportart.

Nirgendwo anders in Deutschland gab es zwischen 1890 und 1911 so viele verschiedene Fußballverbände wie in Berlin. Die Ursachen dafür waren vielfältig: Neue oder noch nicht lange existierende Clubs fanden nicht immer sofort Aufnahme in die bestehenden Verbänden (wodurch dann in der Regel ein Spielverbot gegen den betreffenden Verein ausgesprochen wird), die Vereine wollten einer weniger strikten Vereinigung angehören (in der nicht für jedes noch so kleine „Vergehen“ Geldstrafen verhängt werden), die Vereine betrieben auch andere Sportarten wie z. B. Leichtathletik und wollten „unter sich bleiben“ oder es gab Animositäten mit Verbandsvereinen oder Funktionären. Die frühen Jahre verliefen teilweise sehr chaotisch - nicht nur in der Reichshauptstadt, aber in Berlin war es besonders auffällig.

Geschichte

Anfangsjahre

In der Saison 1891/92 trägt der Deutsche Fußball- und Cricket Bund seine erste Meisterschaft aus. Sieben (in anderen Quellen auch neun) Vereine beteiligen sich daran. Schließlich wird der English FC 1890 mit vier Punkten Vorsprung vor dem BTuFC Viktoria 89 erster Meister. Zu der Zeit spielen die meisten Club auf dem Tempelhofer Feld (heutiger Standort des Flughafen Tempelhof) sowie auf dem Exerzierplatz zur einsamen Pappel in der Bernauer Straße - dadurch gibt es praktisch keinen Heimvorteil, was auch in den Resultaten zum Ausdruck kommt.

In der Folgesaison nehmen bereits elf Clubs an der Meisterschaft teil. 1893/94 wird sogar eine 2. Klasse gebildet. 1895/96 nimmt der BFC Hertha 1892 (heute Hertha BSC) erstmals in der 2. Klasse an den Punktspielen teil und schafft als Vizemeister auf Anhieb den Sprung in die 1. Klasse. Zu dieser Zeit treten aber erstmals auch die aus der Zeit des BDF bekannten Spannungen auf. Am 12. März 1894 tritt der English FC 1890 wegen anti-englischer Stimmung in einigen Vereinen im nationalistischer werdenden wilhelminischen Reich aus dem DFuCB aus. Im Dezember der Vorjahres war bereits der BFC Frankfurt 1885 aus dem Verband ausgetreten. Da sich damit auch gleichzeitig Funktionäre und Förderer des Fußballs aus dem jungen Verband zurückziehen, setzt auch ein langsamer Niedergang ein. Die Verbandssitzungen werden von wenigen Vertretern der Mitgliedsvereinen besucht, selbst Funktionäre bleiben fern, sodass ständig neue Besetzungen von Vorstandspositionen die Folge sind.

Konkurrenz durch neue Verbände

Nachdem der DFuCB nach dem Niedergang des BDF kurzzeitig der einzige Fußballverband in Deutschland ist, existiert mit dem Thor- und Fußballbund Berlin in der Saison 1894/95 wieder eine Konkurrenz. Dieser Verband besteht allerdings nur für ein Jahr. Doch schon im Spieljahr 1896/97 veranstaltet auch der Allgemeine Deutscher Sport Bund eine eigene Meisterschaft. 1897/98 kommt noch der Verband Deutscher Ballspielvereine (später Verband Berliner Ballspielvereine, danach Verband Brandenburgischer Ballspielvereine) hinzu. Dadurch wird langsam das Ende des DFuCB eingeleitet.

Beim Deutschen Fußball- und Cricket Bund geht es drunter und drüber: Von den elf beim Saisonbeginn startenden Clubs in der 1. Klasse treten im Laufe der Saison nicht weniger als sechs Vereine aus. Einer davon, der BFC Alemannia 1890, veranstaltet eine eigene Punktrunde als „Meisterschaft des Nordens“. 1898/99 kann der DFuCB seine Meisterschaft aufgrund des Mangels an Mitgliedsvereinen nur noch in einer Spielklasse, der 1. Klasse, organisieren. Daneben wird die Qualität der teilnehmenden Clubs immer schlechter, nur noch der BFC Vorwärts 1890 zählt zu den „besseren“ Vereinen in dieser Zeit. Für die Saison 1899/1900 melden sich zwar neun Clubs zur Teilnahme an den Meisterschaftsspielen an, es treten aber deutlich weniger an (vermutlich nur noch drei Vereine). Auch 1900/01 sieht es nicht viel besser aus: Zehn Vereine sollen an den Punktspielen teilnehmen, aber nur sieben beteiligen sich wirklich. Im Oktober 1900 tritt dann auch der BFC Hertha 1892 zum Verband Deutscher Ballspielvereine über.

Auflösung des DFuCB

1901 entsteht mit der Freien Berliner Fußballvereinigung (später Berliner Fußballvereinigung, danach Märkischer Fußball-Bund) ein weiterer neuer Fußballverband. Im DFuCB nehmen ursprünglich sieben Vereine am Punktspielbetrieb teil, Anfang Dezember 1901 werden aber drei Clubs zeitweilig ausgeschlossen und deren bis dato ausgetragenen Meisterschaftsspiele für ungültig erklärt. Unter ihnen befindet sich auch der BFC Vorwärts 1890, der daraufhin der Freien Berliner Fußballvereinigung beitritt. Dadurch verliert der DFuCB auch seinen letzten großen Club.

Nach elf Spielzeiten ist das Ende des Deutschen Fußball- und Cricket Bundes gekommen. Nach Abwicklung der beiden Finalspiele um die Meisterschaft (vermutlich entweder wegen Punktgleichheit oder aus Mangel an noch vorhandenen Vereinen in dieser Form ausgetragen) kommt es (vermutlich) nach dem 25. Mai 1902 zur Auflösung des DFuCB.

Meister des Deutschen Fußball- und Cricket Bundes

Saison Meister
1891/92 The English FC 1890 Berlin
1892/93 BTuFC Viktoria 89
1893/94 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
2. Klasse: BFC Vorwärts 90
1894/95 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
2. Klasse: BFC Normannia
1895/96 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
2. Klasse: BFuCC Eintracht 1891
1896/97 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
2. Klasse: BFC Normannia 1895
3. Klasse: unbekannt
1897/98 1. Klasse: BFC Vorwärts 1890
2. Klasse: unbekannt
1898/99 1. Klasse: BFC Vorwärts 1890
1899/1900 BFC Vorwärts 1890
1900/01 1. Klasse: BFC Vorwärts 1890
Sommerrunde: unbekannt
1901/02 Berliner SC 1893

Abkürzungen

  • BFC = Berliner Fußball-Club
  • BSC = Berliner Sport-Club
  • BTuFC = Berliner Thor- und Fußball-Club
  • DFV = Deutscher Fußball-Verein

Siehe auch


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