Diabolus

Diabolus

Diabolus ist der deutsche Titel des Erstlingswerks des US-amerikanischen Schriftstellers Dan Brown (englischer Originaltitel: Digital Fortress) aus dem Jahr 1998. Der Roman erschien am 21. Februar 2005 in deutscher Übersetzung.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der US-Geheimdienst NSA hat ein Problem: Ensei Tankado, ein Ex-Kryptograph der NSA, hat das Verschlüsselungsprogramm Diabolus entwickelt, gegen das der Supercomputer der NSA, der TRANSLTR – der bis jetzt noch jeden Code geknackt hat und damit ein unentbehrliches Werkzeug für den Geheimdienst ist – angeblich machtlos ist. Um das Programm auf die Probe zu stellen, umgeht der Vizechef der NSA, Trevor Strathmore, die Sicherheitsfilter des Computers und speist es in das System ein. Tankado aber ist inzwischen anscheinend an einem Herzinfarkt in Sevilla gestorben. Kurz vor seinem Tod hatte er noch einen Ring an einen Fremden weitergegeben.

Susan Fletcher, eine der fähigsten Mitarbeiterinnen der NSA, wird inzwischen von Strathmore in die Krypto-Abteilung der Sicherheitsbehörde beordert, um ihn dort mit ihren Kenntnissen zu unterstützen, während ihr Verlobter David Becker, ein Sprachlehrer, nach Sevilla geschickt wird, um in Besitz des Ringes zu kommen. Susan erfährt erst jetzt, warum Strathmore sie gerufen hat: Der Computer hängt in einer Rechenschleife fest. Strathmore und Susan setzen nun alles daran, den Rechner wieder in den Normalzustand zurückzuversetzen, da dieser langsam heiß läuft.

Über Umwege finden sie schließlich heraus, dass Diabolus in Wirklichkeit kein Verschlüsselungsprogramm, sondern ein Computerwurm ist, der von Tankado darauf programmiert wurde, die Firewalls der NSA-Datenbank zu zerstören. Dann würden nicht nur die Daten des Geheimdienstes öffentlich bekannt werden, sondern auch geheimes Material der US-Regierung und des Militärs wären frei zugänglich über das Internet abrufbar. Gleichzeitig jagt David dem Ring hinterher, in dem Susan und Strathmore einen eingravierten Code vermuten, der den Wurm stoppen kann, während er von einem Profikiller namens Hulohot verfolgt und bedroht wird.

Nach vielen Toten und einem mysteriösen Verwirrspiel stellt sich schließlich heraus, dass Strathmore selbst vorhatte, den Code zur Entschlüsselung des Virus an eine Computerfirma zu verkaufen, allerdings erst, nachdem er das Programm mit einer Hintertür versehen hätte, die der NSA ungehindert Zugang zu allen Daten verschafft hätte, die mit diesem Code verschlüsselt werden. Die Computerfirma hätte das Programm verkauft, die NSA hätte allen vorgemacht, wie machtlos sie nun sei, während sie in Wahrheit sämtliche Mails würde lesen können. Strathmore war es auch gewesen, der Tankado umbringen ließ und den Killer auf David hetzte, weil er sich selbst in Susan verliebt hatte. Doch sein Plan fliegt auf und er geht mit dem explodierenden TRANSLTR unter. Susan aber schafft es, aus der Flammenhölle zu fliehen und findet mit anderen Kryptologen das schwierige Passwort für die Deaktivierung des Wurms. So bewahrt sie die Datenbank in letzter Sekunde vor Unmengen von Hackern, die schon darauf warten, sich die Daten der Mega-Festplatte anzueignen. Dann kann sie endlich ihren Traum wahr machen und mit David in den Urlaub fahren.

Die Handlung verläuft in zwei Strängen: einerseits die Kryptographische Abteilung und andererseits Sevilla, wo Susan Fletchers Verlobter David Becker auf der Suche nach dem Code von der Gegenseite gehetzt wird.

Grundthema

Das Grundthema von Diabolus ist die Frage der Datensicherheit und damit die des lateinischen Wahlspruchs von Ensei Tankado Quis custodiet ipsos custodes: „Wer überwacht die Wächter?“[1]

Es zeigen sich zwei Seiten, deren Ansichten aufeinandertreffen:

  • Strathmore, NSA, Susan: Der Zweck heiligt die Mittel. Die NSA ist durch ihre Aufgabe, den Staat zu schützen, befugt, jede verschickte Nachricht zu lesen und chiffrierte Nachrichten zu entschlüsseln. Durch den Vorteil, kriminelle Aktivitäten zu verhindern, ist der Verlust der Privatsphäre zu entschuldigen. Commander Strathmore kämpft für die Sicherheit des Landes, hat aber keinerlei Skrupel, für dieses Ziel Menschen zu hintergehen.
  • Tankado, EFF, Greg: Die Privatsphäre des Menschen sollte unangetastet bleiben. Das Abfangen und Dechiffrieren von Nachrichten sollte wie das Abhören von Telefonaten nur per Gerichtsbeschluss möglich sein. Eine Regierung, die alle Nachrichten lesen kann, kann jegliche Opposition unterbinden. Der TRANSLTR, der die Entschlüsselung jeder Nachricht möglich macht, ist der Beginn des Überwachungsstaates, zumal Strathmore die Existenz dieses Computers geheim hält. Da die NSA ohne jegliche Beaufsichtigung handelt, hat sie die Möglichkeit zu willkürlichem Handeln.

Künstlerische Freiheiten

Diabolus wird von Kryptologen für die Fehler und Ungenauigkeiten seiner Beschreibungen von kryptologischen Verfahren und Gegebenheiten kritisiert.[2]

  • In Diabolus führen Computer alle Daten als Programmcode aus, auch wenn die Daten nur angezeigt oder durchsucht werden sollen. Dadurch kann TRANSLTR beim Versuch, Diabolus zu entschlüsseln, den Virus ausführen, und Susan kann mit Hilfe ihres Tracers E-Mail-Adressen herausfinden, die mittels eines Remailers verdeckt wurden. Tatsächlich verhindert das Betriebssystem eines Computers normalerweise, dass Daten als Code ausgeführt werden, wenn der Benutzer oder Verwalter eines Computers dies nicht ausdrücklich wünscht, insbesondere wenn die Daten von unbekannter Quelle und aus dem Netz stammen.
  • Der Vorteil des Public-Key-Verfahrens, welches Brown anfangs „erläutert“, besteht in der Asymmetrie der Schlüssel. Private-Key bedeutet, dass nur eine Partei diesen besitzt. Verschlüsselt wird mit dem Public-Key, den jeder besitzen darf, da man den chiffrierten Text mit dem öffentlichen Schlüssel nicht wieder entschlüsseln kann. Brown verwechselt 'private' mit 'secret', also geheim, und erläutert, sowohl Ver- wie auch Entschlüsselung erfolge mit dem Private-Key.
  • Ein nicht entschlüsselbarer Code ist nichts Besonderes und relativ einfach zu erzeugen: jedes einzelne, verschlüsselte Textstück, bei dem der Schlüssel länger als der verschlüsselte Text ist, ist nicht entschlüsselbar. Dieses Prinzip macht sich auch das Verfahren der sogenannten One-Time-Pads zunutze, die schon seit langer Zeit, beispielsweise im Militär, genutzt werden.
  • Dan Brown verwechselt das komprimierte Dateiformat ZIP, das Verschlüsselungsprogramm PGP und das Protokoll Diffie-Hellman mit Verschlüsselungsverfahren.
  • Er erwähnt das Gewicht der Enigmathe Nazis’ twelve-ton encryption beast – mit zwölf Tonnen. Sie wog allerdings gerade einmal 12 Kilogramm. Brown bezieht sich hier wohl eher auf die Entschlüsselungsmaschinen der Alliierten, wie beispielsweise die sogenannte „Turing-Bombe“.
  • Auch wird die Schlüssellänge von 64 Bits in dem Buch mit einer Passphrase von 64 Zeichen Länge gleichgesetzt. Die Schlüssellänge ist von der Passphrase aber unabhängig.
  • Die Verfolgungsjagd über die Treppen im Turm von Giralda der Kathedrale von Sevilla kann so nicht stattfinden: in diesem Gebäude gibt es keine Treppen nach oben, nur Rampen.
  • Es wird behauptet, dass in Spanien Prostitution verboten wäre. Das ist keineswegs der Fall. Es gibt nur lokale Einschränkungen bei der Straßenprostitution.
  • Die Atombombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde, hieß Little Boy und nicht Big Boy.
  • Zum Ende wird behauptet, dass die Atombombe, die Nagasaki zerstörte, aus Uran 238U bestand. Einerseits widerspricht das den historischen Begebenheiten und andererseits ist dies technisch unsinnig, da 238U nicht spaltfähig ist und darum nicht für nukleare Reaktionen genutzt werden kann.

Medien

Literatur

Hörbuch

Sekundärliteratur

  • Oliver Mittelbach: Dan Browns Thrillerschauplätze als Reiseziel (Leseratten unterwegs), Books & Friends, 2006, ISBN 978-3-9809408-4-9.

Einzelnachweise und Weblinks

  1. Juvenal Satiren VI, 347 f.
  2. Dan Brown: Diabolus/ Digital Fortress (Buchkritik des Kryptologen Prof. Dr. Klaus Pommerening). Abgerufen am 5. Januar 2011.



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