- Die Grenadiere
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Die Grenadiere ist eine 1816 entstandene „Romanze“ von Heinrich Heine. Sie erschien 1822 erstmals in Buchform in dem Band Gedichte. Diese wurden später als Junge Leiden 1817–1821 ins „Buch der Lieder“ aufgenommen, das erstmals 1827 veröffentlicht wurde.
Das Gedicht handelt von zwei französischen Grenadieren, die bei Napoléons Russlandfeldzug gefangen genommen wurden. Als sie entlassen werden und über Deutschland nach Frankreich zurückziehen, erfahren sie, dass ihr Kaiser, Napoléon I. gefangengenommen wurde. Der eine Soldat will daraufhin zurück zu seiner Familie. Der andere, der soeben an einer alten Wunde stirbt, möchte in Frankreich begraben werden, um wiederaufzuerstehen, wenn der Kaiser ihn zur nächsten Bataille ruft. Mit leicht ironischem Unterton und drastischen Metaphern ("Kanonengebrüll", der über die Gräber seiner Soldaten hinwegreitende Kaiser) charakterisiert Heine die dämonische Faszination, die für die Grande Armée von ihrem ´Feldherrn ausging. Obschon die Schrecken des Krieges deutlich werden, ist der Kulminationspunkt, dass die gefallenen Soldaten sich immer wieder erheben werden, "den Kaiser, den Kaiser zu schützen". So handelt es sich letztlich um eine Apotheose des Korsen.
Bearbeitungen
Der Text inspirierte zahlreiche Komponisten des 19. Jahrhunderts. Die berühmteste Vertonung der Ballade von Robert Schumann (Die beiden Grenadiere, op. 49 Nr. 1, 1840) verwendet im Schlussteil die Marseillaise, um das auch musikalisch zu dämonischer Größe aufsteigende Bild des Heerführers und Kaisers zu untermalen. Richard Wagner vertonte im gleichen Jahr in Paris die französische Übersetzung von F.-A. Loeve-Veimar als Les deux grenadiers (WWV 60) und griff ebenfalls auf die Marseillaise zurück. Weitere Kompositionen auf Heines Text schufen Julius Freudenthal (1805–1874), Carl Gollmick (1796–1866) (op. 60, Duett), Leopold Lenz (1803–1862), László Makray, Carl Gottlieb Reißiger (1798–1859) und Hieronymus Truhn (1811–1886).
Text
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- Die Grenadiere.
- Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
- Die waren in Rußland gefangen.
- Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
- Sie ließen die Köpfe hangen.
- Da hörten sie beide die traurige Mär:
- Daß Frankreich verloren gegangen,
- Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, –
- Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
- Da weinten zusammen die Grenadier’
- Wohl ob der kläglichen Kunde.
- Der eine sprach: Wie weh wird mir,
- Wie brennt meine alte Wunde!
- Der Andre sprach: das Lied ist aus,
- Auch ich möcht mit dir sterben,
- Doch hab’ ich Weib und Kind zu Haus,
- Die ohne mich verderben.
- Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind,
- Ich trage weit bess’res Verlangen;
- Laß sie betteln gehn wenn sie hungrig sind, –
- Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
- Gewähr’ mir Bruder eine Bitt’:
- Wenn ich jetzt sterben werde,
- So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
- Begrab’ mich in Frankreichs Erde.
- Das Ehrenkreuz am rothen Band
- Sollst du aufs Herz mir legen;
- Die Flinte gieb mir in die Hand,
- Und gürt’ mir um den Degen.
- So will ich liegen und horchen still,
- Wie eine Schildwacht, im Grabe,
- Bis einst ich höre Kanonengebrüll,
- Und wiehernder Rosse Getrabe.
- Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
- Viel Schwerter klirren und blitzen;
- Dann steig’ ich gewaffnet hervor aus dem Grab –
- Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.
Weblinks
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Wikisource: Die Grenadiere – Quellen und Volltexte
- Maskenfreiheit and Schumanns Napoleon-Ballad (engl.)
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