Die Räuber vom Liang-Schan-Moor

Die Räuber vom Liang-Schan-Moor
Ausschnitt eines chinesischen Drucks Ende des 19. Jahrhunderts mit acht der 108 Anführer

Die Räuber vom Liang-Schan-Moor (chinesisch 水滸傳 / 水浒传 Shuǐhǔ Zhuàn ‚Wasserufergeschichte‘) ist ein chinesisches Volksbuch aus dem 13. Jahrhundert. Die Erzählung geißelt Unterdrückung, Korruption und Misswirtschaft und schildert in Form einer spannenden Abenteuergeschichte die Rebellion einer Gruppe legendärer Geächteter, die den Reichen nehmen und den Armen geben.

Die Verfasserschaft wird Shi Nai'an (施耐庵) und Luo Guanzhong (羅貫中) zugeschrieben. Neben Der Traum der roten Kammer, Die Reise nach Westen und Die Geschichte der Drei Reiche zählt dieses Buch zu den vier klassischen Romanen der chinesischen Literatur.

Es wurde erstmals von Franz Kuhn ins Deutsche übertragen.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Kontext

Der Roman ist der erste chinesische, der in Umgangssprache geschrieben wurde. Weiterhin ist er ein wichtiges Dokument der Kriminal- und Sittengeschichte Chinas. Hintergrund der Erzählung sind der Bauernaufstand gegen die Song-Dynastie und das von Korruption in der Oberklasse durchsetzte Hofleben zur Zeit des Kaisers Huizong. Das Werk handelt von dem historischen Banditen Song Jiang und seinen Gefährten, mit denen er in den heutigen Provinzen Shandong, Henan und Jiangsu am Anfang des 12. Jahrhunderts sein Unwesen trieb. Shui Hu Zhuan (Wasserufergeschichte) ist der Name eines chinesischen Romanklassikers. Die Geschichte wird mündlich überliefert. In einer alten chinesischen Fassung finden sich 60 Holzschnitte, die in der Fassung des Insel Verlages abgedruckt wurden. Die Vorlage des Romans wurde im China des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich von einem gewissen Shi Nai´an geschrieben. Diese Vorlage hieß: Anekdoten aus der Regierungszeit Xuanhe der Song-Dynastie.

Außerdem gab es mindestens 24 Versdramen aus der Zeit der Yuan-Dynastie, die ebenfalls diesen Aufstand behandelten. Die eigentliche Geschichte wurde erst während der Mingzeit zu Papier gebracht, in der es auch Bauernaufstände gab.

In der Qing-Dynastie wurde die Geschichte verboten, weil sie als umstürzlerisch galt, aber es entstanden Opern, die das Thema unter anderem Titel aufgriffen. In Japan wurde der Text ca. zwölfmal übersetzt.

Handlung

Das Werk handelt von den 108 ehrenhaften Anführern einer Rebellenarmee, die gegen korrupte kaiserliche Beamte und Soldaten kämpft.

Die zentrale Figur der Geschichte ist der Gelehrte Sòng Jiāng (宋江). Dieser ist ein gütiger Mensch, wird jedoch durch die Missgunst der Herrschenden zum Opfer. Seine Rolle ähnelt der des Robin Hood. Im Laufe des Buches sammelt sich eine Bande gleichgesinnter um Sòng Jiāng. Geschildert werden dabei die Motivation und das Leben der zuletzt 36 Anführer und 72 Unterführer, die in einer Bergfeste mit ca. 30.000 namenlosen Anhängern am Liang-Schan-Moor, Shandong, leben. In dieser Bande finden sich Verfolgte und Geächtete, Bauern, Fischer, Kaufleute, Beamte, ehemalige Offiziere, Landadelige, Mönche und auch einige Frauen sowie Räuber. Sie werden zu einer Schwurbrüderschaft.

Übersetzungen

  • Die Räuber vom Liang-Schan-Moor (Übersetzung ins Deutsche von Franz Kuhn; Leipzig 1934). Nachdruck 2003, ISBN 3-458-31891-7
  • Die Räuber vom Liangschan. 2 Bände. Aus dem Chinesischen übertragen und herausgegeben von Johanna Herzfeldt. Mit 96 Holzschnitten nach alten chinesischen Ausgaben. Leipzig: Insel 1968, 1. Auflage. 688 + 655 Seiten
  • All Men Are Brothers (Übersetzung ins Englische von Pearl S. Buck; 1933)
  • Au bord de l'eau (Übersetzung ins Französische von Jacques Dars 1978)
  • Outlaws of the Marsh (Übersetzung ins Englische von Sidney Shapiro; Beijing, Foreign Languages Press, 1980)
  • The Marshes of Mount Liang (Übersetzung ins Englische von Alex und John Dent-Young, Chinese University Press, Hongkong 1997-2002)

Moderne Umsetzungen

  • Der Maler und Graphiker Otto Pankok fertigte eine Serie von 40 zweifarbigen Holzschnitten zu Motiven des Romans, die 1958 in Gelsenkirchen-Buer in einer Ausstellung gezeigt wurden und die 1960 als Druckgraphiken in einem Band des Progress-Verlages in Darmstadt erschienen.
  • Von 1976 bis 1978 wurde um die Geschichten der Räuber vom Liang-Schan-Moor eine Fernsehserie von 26 Folgen à 50 Minuten als japanisch-chinesische Co-Produktion gedreht (The Water Margin), die unter dem Titel Die Rebellen vom Liang Shan Po von der ARD ausgestrahlt und auf DVD veröffentlicht wurde.
  • 2004 erschien eine weitere in China produzierte Fernsehserie mit einem Umfang von 40 Folgen.
  • 1989 erschien von Koei, einer japanischen Computerspiele-Firma, das Spiel "Bandit Kings of Ancient China" das die Situation der Rebellenräuber zum Thema hat und den Sturz des Ministers Gao Qiu als Ziel. Bemerkenswert an diesem Spiel ist das Vorkommen aller im Roman genannten Personen im Spiel, mit teilweise sehr treffender Grafik.
  • Die Videospielreihe Suikoden von Konami basiert lose auf den „Räubern vom Liang-Schan-Moor“.

Siehe auch


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