Die schwarze Spinne

Die schwarze Spinne

Die schwarze Spinne ist eine Novelle von Jeremias Gotthelf aus dem Jahr 1842.

Eingebettet in eine idyllisch angelegte Rahmenerzählung, werden alte Sagen zu einer gleichnishaften Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse verarbeitet. Die Novelle ist unterteilt in die am Anfang auftretende Rahmenhandlung, die jedoch später zur Binnenhandlung übertritt.

Die Erzählung wird von christlich-konservativen Motiven getragen und besitzt eine komplexe Erzählstruktur, die geschickt darauf hinweist, wie der verständige Christ die Sagen der Vergangenheit lebendig erhalten soll. Die Symbolik der Erzählung ist über den christlichen Sinn hinaus jedoch auch unter einer allgemeineren moralischen Fragestellung von Gut und Böse verständlich. Die soziale Dynamik des Dorfes wird von Gotthelf präzise geschildert: gegenseitige Schuldzuschreibung, schnell vergessene Kollektivschuld und das Schicksal von Außenseitern, die von der Gemeinschaft leichtfertig zu Sündenböcken gemacht werden, machen das Buch zu einer nach wie vor aktuellen Lektüre.

Zuerst kaum beachtet, gilt diese Erzählung bei vielen Literaturkritikern als eines der Meisterwerke des deutschen Biedermeier. Thomas Mann schrieb darüber in „Die Entstehung des Doktor Faustus“, dass Gotthelf „oft das Homerische“ berühre und dass er seine Schwarze Spinne „wie kaum ein zweites Stück Weltliteratur“ bewundere.

Der Schweizer Komponist Heinrich Sutermeister schrieb 1936 eine einaktige Oper Die schwarze Spinne. Sie kam zunächst als Funkoper heraus; 1949 entstand dann eine szenische Fassung.

1983 drehte der Regisseur Mark M. Rissi den Film Die schwarze Spinne nach der Novelle.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Franz Karl Basler-Kopp: Die schwarze Spinne

Die Novelle beginnt mit einer Tauffeier auf einem Bauernhof, in deren Verlauf ein paar Gäste vor dem Haus spazieren gehen. Dabei fällt der Taufpatin auf, dass an dem Neubau des Bauernhofes ein alter, schwarzer Türpfosten mit eingebaut worden ist. Auf ihr Bitten hin erzählt der Großvater, was es mit dem Pfosten auf sich hat.

Das Dorf gehörte einige Jahrhunderte zuvor zum Lehen des Ritters Hans von Stoffeln, der die Bauern zu härtesten Frondiensten zwang. Durch Ordensbrüder angestachelt, verlangte von Stoffeln immer aberwitzigere Arbeiten, zuletzt aus Angeberei die Umpflanzung von Bäumen auf einen Berg als Schattengang; diesen Auftrag knüpfte er an eine derart kurze Frist, dass sie die Bauern unmöglich erfüllen könnten, ohne ihre eigene Hofarbeit zum Erliegen zu bringen und auch Hunger zu leiden.

In dieser Notlage bietet der Teufel in Gestalt eines wilden Jägers seine Hilfe an. Als Lohn will er ein ungetauftes Kind. Nach der Beratung aller Bauern stimmen diese zu, die zugezogene Bäuerin Christine geht den Pakt ein, als dessen Besiegelung sie einen Kuss auf die Wange erhält. Tatsächlich erledigt der Jäger die Aufgabe mit seinen dämonischen Kräften und fordert seine Bezahlung.

Als ein Kind geboren wird, rettet der Pfarrer durch die Taufe das Kind sofort nach seiner Geburt. Christine spürt danach auf ihrer Wange einen brennenden Schmerz: Dort, wohin der wilde Jäger sie geküsst hat, entsteht ein schwarzer Fleck, der anschwillt und zu einer schwarzen Spinne wird.

Nachdem ein nächstes neugeborenes Kind getauft wird, bricht ein Unwetter aus und viele kleine Spinnen schlüpfen aus dem aufplatzenden Mal auf Christines Gesicht. Im Dorf verbreitet sich das Unheil, das Vieh stirbt in den Ställen. So erinnert der Teufel an die Erfüllung des Vertrages.

Als man beschließt, das nächste Neugeborene zu opfern, geht das Viehsterben zunächst zurück. Christine will das Neugeborene dem Teufel bringen, doch der Priester besprengt es sofort mit Weihwasser. Christine schrumpft zu einer Spinne, die den Pfarrer berührt und dadurch tötet. Nun mordet die Spinne unaufhaltsam Mensch und Tier, einschließlich von Stoffeln und die Ordensritter; Flucht und Gegenwehr erweisen sich als zwecklos. Eines Nachts ergreift die Mutter des betroffenen Kindes die Spinne, als diese ihr Haus aufsucht, drückt sie in ein Loch in den Fensterpfosten und schließt dieses durch einen Zapfen. Auch diese Frau stirbt durch die Berührung mit der Spinne, aber Ruhe und Frieden kehren in das Tal zurück.

Der Grossvater beendet die Erzählung. Die Gäste kehren widerwillig an den Tisch zurück, sie fürchten sich nun vor dem Haus. Somit fühlt sich der Grossvater dazu verpflichtet die Geschichte fertig zu erzählen:

In den folgenden Jahrhunderten leben die Menschen zunächst gottesfürchtig, doch mit der Zeit fallen viele der Talbewohner wieder in gottloses Verhalten. Schließlich befreit ein bösartiger Knecht, der die Mägde unter seiner Knute halten will, die Spinne, und diese tötet fast alle Bewohner des Dorfes. Bei der nächsten Geburt rettet Christen, der Herr des verantwortlichen Knechts, das Kind vor dem Teufel, fängt die Spinne und verschließt sie wieder in ihrem alten Gefängnis. Diesen Einsatz bezahlt auch er mit seinem Leben, doch er stirbt in „Gottes Frieden“. Im Tal herrscht daraufhin wieder Friede und Gottesfurcht. Obwohl das Haus mehrmals neu aufgebaut wurde, wurde dieser Pfosten immer wieder mit eingebaut, um den alten Segen zu bewahren. Als wieder ein neues Haus gebaut wurde, fügte auch der Großvater den alten Fensterpfosten mit ein.

Hier endet die Erzählung. Die Tauffeier geht noch gemütlich bis zum späten Abend weiter. Das Buch endet mit einem Hinweis darauf, dass Gott über allem wacht.

Personen der ersten Binnenerzählung

Hans von Stoffeln der Ritter, der in seinem Schloss über die Bauern des Tales herrscht, wird als hart und aggressiv beschrieben. Er führt ein wüstes Leben und besteht unbarmherzig auf allen Abgabeverpflichtungen der leibeigenen Bauernfamilien. Seine Unberechenbarkeit flösst den Bauern Respekt und Angst ein, da er keinen Widerspruch duldet und sich keinem Argument zugänglich zeigt. Kritik und Spott der mit ihm auf dem Schloss hausenden Ritter, fordern ihn zu immer frechern Taten gegenüber den Bauern heraus, die sich hilflos und schwach dem Willen der Ritterschaft unterwerfen. Schlussendlich ruft er indirekt durch seine Bosheit den Teufel selbst auf den Plan, dem er mit seinen Rittern und Knechten in Gestalt der schwarzen Spinne zum Opfer fällt.

Als grüner Jägersmann erscheint der Teufel den Bauern. Durch schlaues Verhalten, Anteilnahme an der Not der Bauern heuchelnd und Drohungen gegen das Schloss richtend, erfährt er den Grund ihrer Verzweiflung und bietet ihnen den teuflischen Handel an.

Christine, die Frau des Hornbachbauern, die aus Lindau am Bodensee ins Tal gekommen ist, genießt im Dorf wenig Achtung. Sie beklagt sich, als Fremde im Tal übel geplagt worden zu sein. Die Frauen hätten ihr übel nachgeredet und die Männer hätten dies widerspruchslos hingenommen. Christine ist die Frau, die sich gegen die Schicksalsergebenheit der Männer wendet, bereit, sich gegen die ungeheuren Forderungen des Ritters zu wehren. Sie handelt anstelle der Männer, um der allgemeinen Not zu begegnen, doch wird in der Folge überdeutlich, wie sehr sie ihre Möglichkeit, den Teufel zu überlisten oder zu hintergehen, überschätzt hat. Die ihr entgegenbrachten Komplimente des Teufels schmeicheln ihr und bestärken sie in der Meinung, mit weiblichen Waffen seine Forderungen abmildern oder umgehen zu können. Man kann sagen, dass Christine im Namen aller den Pakt mit dem Teufel mit einem Kuss auf ihre Wange besiegelt hat. Im weiteren Verlauf muss sie erfahren, dass sie allein die Folgen dieses Kusses zu tragen hat, und versucht daher den Handel mit allen Mitteln einzuhalten. Es gelingt ihr das dritte Kind zu rauben und es dem Teufel eigenhändig zu übergeben. Egoistische Gründe bewegen sie zu dieser Tat, denn sie möchte sich endlich von dem schmerzenden Brandmal auf ihrer Wange befreien. Christine wird zum Inbegriff des bösen Weibes, das Tod und Verderben über das Tal bringt.

Personen der zweiten Binnenerzählung

Christen Nach 200 Jahren sind die Leute wieder nur auf Besitz bedacht und Christen wurde von seiner Mutter erniedrigt und gedemütigt. Nachdem ein Knecht die Spinne wieder freigelassen hat, sperrt Christen die Spinne wiederum in den Balken, verliert so sein Leben, rettet jedoch dadurch das von vielen anderen.

Insgesamt gewinnen die Personen kaum individuelle Züge. Es geht darum den Kontrast zwischen Gut und Böse aufzuzeigen, wobei das Böse ausführlicher zur Geltung kommt.

Literatur

  • verschiedene Ausgaben sind erhältlich: z. B. Hamburger Lesehefte ISBN 3-87291-050-7; Diogenes Taschenbücher ISBN 3-257-20570-8
  • Walpurga Freund-Spork: Lektüreschlüssel Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne, Reclam Universal-Bibliothek, 2003, ISBN 3-15-015336-0
  • Rothenbühler, Daniel: Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 422). Hollfeld: Bange Verlag 2003. ISBN 978-3-8044-1761-8
  • Die schwarze Spinne, die Novelle von Jeremias Gotthelf, für die Schule bearbeitet von Diethard Lübke, Cornelsen Verlag, ISBN 3-464-60948-0

Weblinks


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