Die schöne Helena

Die schöne Helena
Werkdaten
Titel: Die schöne Helena
Originaltitel: La belle Hélène
Form: opéra-bouffe
Originalsprache: Französisch
Musik: Jacques Offenbach
Libretto: Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Uraufführung: 17. Dezember 1864
Ort der Uraufführung: Paris
Spieldauer: ca. 2 1/2 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Sparta und Nauplia (antikes Griechenland)
Personen
  • Helena, Gattin des Menelaos (hoher Sopran)
  • Paris, Sohn des Königs Priamos (hoher Tenor)
  • Menelaos, König von Sparta (Tenorbuffo)
  • Kalchas, Großaugur des Gottes Jupiter (Bass)
  • Orestes, Sohn des Agamemnon (Alt)
  • König Agamemnon (Bariton)
  • Pylades, Freund des Orestes (Mezzosopran)
  • König Achilles (Tenor)
  • König Ajax I. (Tenor)
  • König Ajax II. (Tenor)
  • Bacchis, Vertraute Helenas (Mezzosopran)
  • Leaena, Parthenis und Thetis (Soprane)
  • Philocomus, Tempeldiener (Schauspieler)
  • Euthycles, Schlosser (Schauspieler)
  • Volk, Dienerschaft, Wachen, Sklaven (Chor)
  • Tänzerinnen (Ballett)

Die schöne Helena (franz.: La Belle Hélène) ist eine Operette in drei Akten von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, Musik von Jacques Offenbach. Die Uraufführung fand am 17. Dezember 1864 im Théâtre des Variétés in Paris statt. Offenbach konnte damit an den Erfolg seiner Opéra bouffon Orpheus in der Unterwelt (1858) anknüpfen, die ebenfalls eine Antikenparodie war. Im Unterschied zu Orpheus steht und fällt Die schöne Helena jedoch mit dem weiblichen Star in der Titelrolle, in der Uraufführung dargestellt von Hortense Schneider.

Die Operette schildert auf komische Weise die Entführung der Helena durch Paris. Als hoher Beamter verfügte der Textautor Halévy über intime Kenntnisse der Pariser Politik und ließ einige Gesellschaftskritik einfließen. La Belle Hélene kann als Abbild der Kaiserin Eugénie gesehen werden, die Figur des Menelaos porträtiert Napoleon III.. Die Figur des korrupten Priesters Calchas war Anlass für die kaiserliche Zensur, ein Verbot des Stückes zu erwägen. [1]

Inhaltsverzeichnis

Deutsche Bearbeitung

Die Erstaufführung in deutscher Sprache fand 1865 im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater Berlin statt. Camillo Walzel und Julius Hopp hatten das Libretto ins Deutsche übersetzt. [2]

Deutsche Neubearbeitung

Die Operette erfuhr 1964, einhundert Jahre nach ihrer Uraufführung, durch Peter Hacks eine erfolgreiche Bearbeitung in deutscher Sprache.

Orchester

Originalfassung: Zwei Flöten (2. auch Piccolo), eine Oboe, zwei Klarinetten, ein Fagott, zwei Hörner, zwei Trompeten, eine Posaune, Pauken, Schlagwerk und Streicher

Wiener Bearbeitung: Zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, eine Basstuba, großes Schlagwerk und Streicher

Handlung

Ort und Zeit

Die Operette spielt im mythologischen Griechenland (Sparta und Nauplia) kurz vor Beginn des Trojanischen Krieges, vermischt mit Elementen der Gegenwart zur Zeit der Uraufführung

Erster Akt

Bild: Tempelplatz in Sparta

Helena, die Gattin des Königs Menelaos, gilt als die schönste Frau der Welt, und sie glaubt das auch von sich selbst. Weil ihr etwas trotteliger Ehemann schon sehr betagt ist, kann er seine Frau nicht mehr befriedigen. Helena bittet deshalb Venus, die Göttin der Liebe, ihr endlich mal wieder einen richtigen Liebhaber zu senden. Dabei denkt sie an jenen Schäfer, dem Venus einst auf dem Berge Ida die schönste Frau der Welt versprochen hat. Auch Menelaos hat von dieser Geschichte gehört und sorgt sich seither sehr um die Treue seiner schönen Frau.

In Sparta findet gerade ein geistiger Wettkampf statt. Einer der Teilnehmer ist Prinz Paris aus Troja, der sich – getarnt als Schäfer – unter die Teilnehmer gemischt hat. Weil er auf jede Frage die richtige Antwort weiß, hat er bald Helenas Interesse geweckt. Paris erkennt rasch, dass der Großaugur Kalchas vor allem auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, und besticht ihn, damit er bei seinem Werben um Helena für günstige Umstände sorge. Kalchas verkündet dem Volk, die Götter hätten befohlen, dass sich Menelaos nach Kreta begeben müsse. Schweren Herzens tritt er die Reise an.

Zweiter Akt

Bild: Gemach der Helena

Kalchas hat Helena für die kommende Nacht einen wunderschönen Traum versprochen. Als die schöne Frau in ihrem Gemach Paris erblick, glaubt sie, dass jetzt der Traum wahr werde. Beide verbringen eine ausgelassene Liebesnacht und stillen ihr Verlangen. Doch womit sie nicht gerechnet haben: Menelaos kehrt früher als erwartet von seiner Reise zurück. Er ertappt sein Weib beim Seitensprung und will den Rivalen verhaften lassen. Doch bevor es seinen Häschern gelingt, ihn zu ergreifen, gelingt ihm die Flucht.

Dritter Akt

Bild: Strandpromenade in Nauplia

Alles, was in Griechenland Rang und Namen hat, erholt sich in Nauplia. Zurzeit beehrt auch König Menelaos mit seiner Gattin dieses Seebad. In seiner Verzweiflung hatte Menelaos postalisch ein Bittgesuch beim Großauguren der Göttin Venus eingereicht, damit die Schuldfrage endlich geklärt werde. Seine Gattin beharre nämlich eisern, völlig unverschuldet in die „Notlage“ geraten zu sein. Zur Antwort erhielt er, er möge sich nebst Gattin in Nauplia einfinden, dann würden ihm die Augen geöffnet. Es dauert auch nicht lange, da naht doch tatsächlich mit einem Schiff der weißhaarige und ehrfurchtsvolle Großaugur. Als er Helena auffordert, mit ihm nach Cythere zu kommen, um dort im Tempel hundert weiße Schafe zu opfern, ist es Menelaos, der seine Gattin auffordert, gleich das Schiff zu besteigen und dem Befehl Folge zu leisten. Es dauert aber nicht lange, bis er merkt, dass er hereingelegt worden ist. Denn kaum ist das Schiff ein paar Meter vom Strand entfernt, enttarnt sich der Großaugur als Prinz Paris, der die schöne Helena entführt. Und diese Entführung – das weiß man inzwischen – war die Ursache für den Beginn des Trojanischen Krieges!

Musik

Offenbach hat eine Fülle hübscher Melodien über sein Werk ausgestreut. Die Musik sprudelt geradezu lebensschäumend daher. Außer der Ouvertüre, die oft losgelöst vom eigentlichen Werk im Konzertsaal und im Rundfunk zu hören ist, seien noch folgende Gesangsnummern besonders hervorzuheben:

  • das Auftrittslied des Paris Auf dem Berge Ida stritten drei Göttinnen mit dem Refrain Evoe – um zu gefallen einem hübschen jungen Mann im Walzertakt,
  • Bin Menelaos, der Gute,
  • Ich bin Ajax der Erste,
  • das große Duett zwischen Helena und Paris Es ist ein Traum, es ist ein Traum von Lieb und himmlischem Entzücken,
  • Wahre Lust und Heiterkeit und
  • Ach, lieber Mann, lass dich belehren.

Gesamtaufnahmen (Auswahl)

Quellennachweise

  1. Ulrich Burkhardt im Text zur AMIGA-Veröffentlichung 1983
  2. Anton Würz: Reclams Operettenführer, Philipp Reclam jun. Stuttgart, 2002, ISBN 3-15-010512-9
  3. Eintrag in der deutschen Internet Movie Database

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