Dietrich Koch

Dietrich Koch

Dietrich Koch (* 27. August 1937 in Leipzig) ist ein deutscher Physiker und Philosoph sowie politischer Gefangener in der DDR.

Koch studierte von 1955 bis 1962 an der Karl-Marx-Universität Leipzig Physik. Von 1962 bis 1968 war er als theoretischer Physiker an der Deutschen Akademie der Wissenschaften Berlin in Leipzig beschäftigt.

Von 1973 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2002 war er als Mitarbeiter der philosophischen Fakultät an der Universität Essen beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Widerstandstätigkeit

Dietrich Koch protestierte im Jahr 1968 vor der Kirche gegen die Sprengung der Leipziger Paulinerkirche. Er wurde festgenommen und daraufhin von seinem Arbeitgeber, der Akademie der Wissenschaften, fristlos entlassen. Kurz darauf konstruierte er gemeinsam mit seinem Bruder Eckhard einen Auslösemechanismus, der während der Abschlussveranstaltung des Internationalen Bachwettbewerbes in der Leipziger Kongresshalle ein Plakat mit der Forderung nach dem Wiederaufbau der Paulinerkirche entrollte.

Erst zwei Jahre später gelang es dem Staatssicherheitsdienst der DDR, die Täter festzustellen, da sie durch das westdeutsche SEW-Mitglied und Stasi-Mann Bernard Langfermann denunziert worden waren.[1] Koch wurde verhaftet und als Einziger für diese Tat verurteilt. Bereits 1969 hatte ihm Carl Friedrich von Weizsäcker Arbeit an seinem Institut und seine Unterstützung zur legalen Ausreise angeboten. Infolge dieser Kontakte wurde Koch zusätzlich wegen staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme, staatsfeindlicher Gruppenbildung und Vorbereitung zur Republikflucht sowie staatsfeindlicher Hetze angeklagt. Er wurde zu zweieinhalbjähriger Haft sowie anschließender unbegrenzter Einweisung in die Psychiatrie verurteilt. Das Urteil und das diesem zugrundeliegende Gutachten wurden später von der sächsischen Untersuchungskommission als politischer Psychiatriemissbrauch anerkannt.

Im Jahr 1972 wurde Koch nach Westdeutschland abgeschoben, studierte Philosophie, promovierte bei Carl Friedrich von Weizsäcker und Klaus Michael Meyer-Abich. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2002 arbeitete er als Philosoph an der Universität Essen.

Veröffentlichungen

  • Nicht geständig: Der Plakatprotest im Stasi-Verhör, Ch. Hille Dresden 2008, ISBN 978-3-939025-06-1
  • Kulturkampf in Leipzig, Forum-Verlag Leipzig 2006, ISBN 3-931801-20-9
  • Denkschrift für den Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli, Hille Dresden 2001
  • Nicht-klassischer Realismus: die Quantentheorie als allgemeine Theorie objektivierender Erfahrung, Essen, Dissertation 1982
  • Das Verhör: Zerstörung und Widerstand, Hille Dresden 2000, 2 Bände und Dokumentenband, ISBN 3-932858-38-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Der Druck war unerträglich“, Spiegel online, 31. Mai 2010

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