Diplomverteidigung

Diplomverteidigung

Die Disputation ist ein wissenschaftliches Streitgespräch, das eine der Prüfungsformen zur Erlangung von akademischen Graden darstellt. In der akademischen Geschichte war die disputatio die Regel der höchsten universitären Ausbildung.

Geschichte

Die Bezeichnung Disputation kann aus dem lateinischen disputatio und quaestio disputata (Quaestio) und dem mittelhochdeutschen disputazie abgeleitet werden. Es war damit im akademischen Zusammenhang ein öffentlicher Wortkampf der Gelehrten über ein feststehendes Thema gemeint – also eine Art „Podiumsdiskussion“.

In der Zeit Luthers beispielsweise, als die Theologie noch die bestimmende Disziplin an den Universitäten war, verteidigte man seine Doktorthesen mit einer Disputation. Die Thesen hängte man in den „benachbarten“ Universitätsstädten öffentlich aus, wie etwa an der Wittenberger Schlosskirchtür. Dieser Aushang am „Schwarzen Brett“ war die Einladung zu den Disputationen. Wer kommen wollte, kam hinzu, wobei immer ein Gelehrter besonders geladen war, um mit dem Kandidaten zu disputieren. Die Protokolle dieser Disputationen wurden auch meistens veröffentlicht, meist nicht vom Kandidaten, sondern vom Prüfer. Jeder Gelehrte musste also mindestens einmal in seiner Laufbahn eine Disputation bestehen; man lud aber auch selbst zu weiteren öffentlichen Disputationen ein, wenn man bereits Doktor war: In der frühen Neuzeit war dies der übliche Weg des wissenschaftlichen Austausches.

Bei der disputatio stellte der Proponent, Respondent oder Defendant eine Behauptung auf bzw. vertrat eine These, die der Opponent durch eine Gegenthese oder Antithese zu widerlegen suchte. Die Zuhörer (corona) standen hinter den Schranken (carceres). Das Verfahren einer Disputation baute auf der Lehrmethode der Scholastik auf:

  • Zweifel
  • Untersuchung
  • Erkenntnis
  • Einwand
  • Lösung

Die Disputation war vom Mittelalter bis in die Neuzeit die übliche Methode zur Klärung wissenschaftlicher Streitfragen. Eine der berühmtesten Disputationen ist diejenige Luthers mit Eck 1519 in Leipzig (Leipziger Disputation).

Gleichzeitig war die Disputation aber auch eine Art Prüfung bei der Erlangung wissenschaftlicher Grade. Es gab eine

  • Inaugural-Disputation
  • Habilitations-Disputation
  • Promotions-Disputation

vor der versammelten Fakultät.

Im Spätmittelalter wurde die Disputation auch zur Verbesserung der Redegewandtheit der Schüler und Studenten gepflegt. Christian Wilhelm Kindleben sprach aber schon 1781 davon, dass die Disputationes seltener würden. In Deutschland war die Disputation vor dem Zweiten Weltkrieg nur noch an den theologischen, philosophischen und juristischen Fakultäten üblich und wurde ansonsten zumeist durch das Kolloquium oder Rigorosum ersetzt.

Gegenwart

Im Unterschied zum Rigorosum bezieht sich die heutige Disputation als mündliche Doktorprüfung an vielen – aber nicht allen – Universitäten auf das Thema der Dissertation oder Habilitation. Sie dient der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie der Abwägung der Argumente (pro und contra) und ist nicht personenbezogen. Die Disputation als Form der mündlichen Doktorprüfung ist (anders als das Rigorosum) grundsätzlich öffentlich; Details unterscheiden sich aber auch in diesem Punkt von Fall zu Fall. Auch zur Erlangung des akademischen Grades als Master wird heute von den Hochschulen eine Disputation verlangt.

Die Disputation wird heutzutage an vielen Universitäten wieder eingeführt, nicht zuletzt wegen der Tatsache der traditionellen Verwendung an den Universitäten und Hochschulen in der ehemaligen DDR und Ost- und Mitteleuropas. So findet die Verteidigung der Doktorarbeit an tschechischen und polnischen Universitäten ausschließlich in Form einer öffentlichen Disputation statt.

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