- Doktormutter
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Als Doktorvater wird in Deutschland inoffiziell der Betreuer eines Doktoranden während der Anfertigung der Doktorarbeit und bei der Promotion bezeichnet. (Weibliche Betreuer werden zum Teil in Deutschland und der Schweiz als Doktormutter bezeichnet.) In Österreich ist nur Betreuer bzw. Betreuerin üblich und gesetzlicher[1] Terminus.
Inhaltsverzeichnis
Person
Der Doktorvater ist in der Regel ein Professor oder ein habilitiertes Mitglied der betreffenden Fakultät und verantwortlich für die Durchführung des Promotionsverfahrens vor der Fakultät (inklusive Koordination der organisatorischen Maßnahmen). Einige Promotionsordnungen in Deutschland räumen inzwischen auch Junior-Professoren das Recht zur selbständigen Betreuung von Doktoranden bzw. zur Erstbegutachtung von Dissertationen ein.
Ablauf
Der Doktorvater schlägt ein Thema für die Dissertation vor oder kann ein vom Doktoranden selbst vorgeschlagenes Thema annehmen.
Der Umfang der Betreuung durch den Doktorvater ist nicht genormt und hängt in der Praxis oft stark vom jeweiligen Fach und der Person ab. In den experimentell arbeitenden Naturwissenschaften kann die Betreuung sehr eng sein, mit täglichen bis wöchentlichen Besprechungen, in den geisteswissenschaftlichen Fächern aus wesentlich selteneren Besprechungen der Fortschritte bestehen, bis hin zu einer - im ungünstigsten Fall - alleinigen Beurteilung der fertigen Dissertation.
Das Verhältnis von Doktorvater zu Doktorand ist im Idealfall von gegenseitigem Vertrauen geprägt; teils ist es aber auch durch eine starke Abhängigkeit mit fast „feudalen“ Zügen charakterisiert, da die Promotionsordnungen oft recht vage hinsichtlich der Anforderungen und Ausgestaltung der Dissertation sind und dieser Punkt den Vereinbarungen zwischen Doktorand und Betreuer überlassen bleibt.
Letztlich entscheidet der Doktorvater über die Länge der Arbeit und den Abgabetermin, wobei die Entscheidung prinzipiell jederzeit revidiert werden kann, ohne dass echte Einspruchsmöglichkeiten des Doktoranden bestehen. Auch bei der Notengebung kommt dem Doktorvater entscheidendes Gewicht zu. Er verlangt teilweise auch die Erledigung von Arbeiten für seine eigene Forschung, Administration oder Ähnliches, was nicht im direkten Zusammenhang mit der Dissertation steht. Derlei Praktiken werden aber in vielen Fächern von der Mehrzahl der Professoren - die ja schließlich sämtlich selbst einmal in der Rolle eines Doktoranden waren - abgelehnt.
Prestige
Das Prestige des Doktorvaters ergibt sich neben seinen eigenen wissenschaftlichen Publikationen aus der Anzahl der erfolgreich abgeschlossenen Doktorarbeiten. In der Regel hat dieser deshalb ein hohes Interesse, Doktoranden ordentlich zu betreuen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, um neue leistungsbereite Doktoranden zu gewinnen. Zugleich schaden Dissertationen - die in Deutschland sämtlich publiziert werden müssen -, die nicht den wissenschaftlichen Standards genügen, dem Ansehen des jeweiligen Betreuers, weshalb diese gehalten sind, ihre Doktoranden sorgsam auszusuchen.
Der ehemalige Doktorvater des Doktorvaters gilt manchmal auch als Doktorgroßvater. Dessen ehemaliger Doktorvater wiederum ist dann der Doktorurgroßvater.
Zumindest innerhalb der Welt der Mathematik gibt es inzwischen im Internet ein Projekt zum Auffinden der "wissenschaftlichen Ahnen".
Siehe auch
Vergleiche historisch zum „Respekt vor dem Lehrer" und seiner ökonomischen Bedeutung auch den Eid des Hippokrates in der Medizingeschichte.
Quellen
- ↑ UG 2002, §59 Abs 1 Ziffer 7
Siegfried Bär "Forschen auf Deutsch" ISBN 3-8171-1414-1 sehr humorvolle Analyse der Strukturen und Personnage in naturwissenschaftlichen Forschung, inklusive Rolle von Doktoreltern und Doktorkindern
Weblinks
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