Domänenfrage

Domänenfrage

Als Domänenfrage bezeichnet man den Konflikt um das ehemalige fürstliche Kammergut in den deutschen Bundesstaaten bis 1918 sowie in der Weimarer Republik.

Während die parlamentarischen Vertretungen der Ansicht waren, dass diese Güter Staatseigentum seien, beanspruchten sie die regierenden Häuser als Privateigentum. Hintergrund war, dass die Domänen als Anhängsel der Souveränität betrachtet wurden. Ihr Übergang in Staatseigentum bedeutete damit zugleich den Verlust der Souveränität für den Landesherrn. Staatseigentum konnten die Domänen aber nur im rechtspersönlichen Staat werden. Da im 19. Jahrhundert noch nicht alle Glieder des Deutschen Bundes oder Deutschen Reiches rechtspersönliche Staaten waren, drehte sich der Streit um die Domänen auch um die Staatswerdung selbst (dazu Klein, Die Domänenfrage).

Für die Domänenfrage musste nach 1918 eine endgültige Lösung gefunden werden. Eine rasche Einigung wurde noch 1919 im Freistaat Coburg mit der Gründung der Coburger Landesstiftung[1] erzielt. In Bayern fanden Staat und Wittelsbacher 1923 mit der Gründung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds[2] und der Wittelsbacher Landesstiftung[3] einen Kompromiss. In beiden Fällen wurden die Domänen zwischen Staat und Dynastie aufgeteilt und die Kunstsammlungen in eine Stiftung eingebracht.

Die Unzufriedenheit mit den Ansprüchen mancher ehemaligen Fürstenhäuser führte zur Forderung nach der Fürstenenteignung 1926.

Politische Brisanz erhielt die Domänenfrage im Herbst 2006 bei der Affäre um die Handschriftenverkäufe der Badischen Landesbibliothek.

Literatur

  • Winfried Klein: Die Domänenfrage im deutschen Verfassungsrecht des 19. Jahrhunderts. Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 3-428-12209-7, (Schriften zur Verfassungsgeschichte 78), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 2006).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44375
  2. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44649
  3. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44650

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sachsen [3] — Sachsen (Gesch.). I. Sachsen Wittenberg unter den Askaniern als Herzöge u. Kurfürsten von S. 1180–1422. Bernhard von Askanien, welcher von seinem Vater Albrecht das Land um Wittenberg erhalten hatte u., nachdem ihm nach der Auflösung des… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nassau [2] — Nassau (Gesch.). In den Ländern zwischen Rhein, Main u. Lahn wohnten zur Römerzeit die Mattiaken, nachher Alemannen; diese überwältigte Chlodwig 496 u. schlug ihr Land zum Fränkischen Reiche; durch die Theilung von Verdun 843 kam dasselbe zum… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Domanium — Kammergut (auch Kameralgut) oder Tafelgut hießen die Teile des Landes, über die der Landesfürst unmittelbar verfügen konnte. Über die aus jenen Gütern zu ziehenden Einkünfte konnte der Landesherr ohne Mitwirkung der Ständeordnung verfügen. Sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstenabfindung — Wahlpropaganda für das Volksbegehren 1926 Der Streit um die Fürstenenteignung in der Weimarer Republik ging um die Frage, was mit dem Vermögen der deutschen Fürstenhäuser geschehen sollte, die im Zuge der Novemberrevolution politisch entmachtet… …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstenentschädigung — Wahlpropaganda für das Volksbegehren 1926 Der Streit um die Fürstenenteignung in der Weimarer Republik ging um die Frage, was mit dem Vermögen der deutschen Fürstenhäuser geschehen sollte, die im Zuge der Novemberrevolution politisch entmachtet… …   Deutsch Wikipedia

  • Tafelgut — Kammergut (auch Kameralgut) oder Tafelgut hießen die Teile des Landes, über die der Landesfürst unmittelbar verfügen konnte. Über die aus jenen Gütern zu ziehenden Einkünfte konnte der Landesherr ohne Mitwirkung der Ständeordnung verfügen. Sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Domänen — (fr. Domaine, lat. Domanium, Domanialgut, herrschaftliches Gut), 1) im weiteren Sinne alles Eigenthum, welches der Staat zum Zweck der Production mit wesentlich gleichem Rechte, wie der Privatmann, besitzt, zum Unterschiede vom Staatsgut,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Alexander von Münchhausen — Alexander Freiherr von Münchhausen (* 10. September 1813 auf Apelern, Grafschaft Schaumburg; † 4. November 1886 in Göttingen) war ein hannoverscher Staatsmann. Leben Er studierte ab 1831 Marburg, Berlin und Göttingen Recht und trat dann als… …   Deutsch Wikipedia

  • Domäne — Das Wort Domäne (von lateinisch dominium über französisch domaine „Herrschaft, Herrschaftsbereich“) ist die Bezeichnung für ein Landgut, und zwar einen Gutshof im Allgemeinen, also ein herrschaftliches landwirtschaftliches Anwesen ein Rittergut,… …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstenenteignung — Wahlpropaganda für das Volksbegehren 1926 Im Streit um die Fürstenenteignung in der Weimarer Republik ging es um die Frage, was mit dem Vermögen der deutschen Fürstenhäuser geschehen solle, die im Zuge der Novemberrevolution politisch entmachtet… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”