Doppelmoral

Doppelmoral

Doppelmoral bezeichnet ein Verhalten, das „mit zweierlei Maß“ misst und Werturteile, die für eine Person oder Personengruppe getroffen werden, hinsichtlich eigener Bedürfnisse nicht gleichermaßen anwendet. Dieser Vorgang muss dem Handelnden auch nicht zwingend bewusst sein.[1] Klammer und Bauer (2004) formulieren daher als Kurzdefinition: "Wenn wir bei anderen Menschen anprangern, was wir selber tun."[2]

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Der Begriff findet allerdings nicht nur für die unterschiedliche Bewertung eigenen und fremden Verhaltens Anwendung, sondern bei unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben generell, von der Pädagogik (Bewertung Kind / Erwachsener).[3] über Gender-Fragen (Mann / Frau)[4] bis in die Politik (Staat A / B)[5] Daher sieht Mark Teufel (2009) Doppelmoral „… als ungerecht und mit dem Grundsatz des Menschenrechts in moderner Zeit als unvereinbar.“[6] Doppelmoral liegt also immer dann vor, „… wenn für ein und denselben Sachverhalt mehrere Maße angelegt werden. Dabei kann sich kein Bereich der Gesellschaft frei von einer Doppelmoral sprechen. Politik, Wirtschaft und auch die Medien sind immer wieder der Gefahr ausgeliefert, für ihre Inhalte zweierlei Maß anzulegen.“[7]

Beispiele für Doppelmoral

Der tschechoslowakische Ministerpräsident Edvard Beneš tat sich angesichts des italienischen Überfalls auf Äthiopien als besonders energischer Fürsprecher wirtschaftlicher Sanktionen hervor, nahm die eigene Ausfuhr nach Italien jedoch davon aus.

Im August 2009 wurde vom Spiegel aufgedeckt, dass die katholische Pax-Bank in Fonds investiert hatte, in denen unter anderem auch Rüstungs- und Tabakkonzerne sowie Pharmaziehersteller, die auch Verhütungsmittel produzieren, vertreten sind und somit gegen den von der Bank als Leitlinie ausgegebenen christlichen Ethik-Kodex verstießen.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Ninck: Moral, Unmoral, Doppelmoral im Lichte neuester Erhebung. Zum Nachdenken dargeboten. Vogel, Winterthur 1936, S. 40.

Quellen

  1. Gerhard Rieck: Egonomie: Zivilisation im Würgegriff von Egomanie und Ökonomie, AT Edition, 2006, ISBN 978-3-89781-097-6, S. 63-66
  2. Irmgard C. Klammer,Sabine Bauer: Denken entlang des Herzens: Praktische Philosophie; 2004, Seite 59.
  3. Detlef Horster: Pädagogik und Ethik, VS Verlag, 2005.
  4. Mathilde Vaerting, Anne Koedt: Die weibliche Eigenart im Männerstaat und die männliche Eigenart im Frauenstaat, Frauenselbstverlag, 1975.
  5. Sylvia [VNV] Wilz, Sylvia Marlene Wilz: Geschlechterdifferenzen- Geschlechterdifferenzierungen: Ein Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen und theoretische Positionen, Springer, 2007.
  6. Mark Teufel: Thailand 2009 Band 2 (2009), S. 352.
  7. Karsten Zingsheim: Bewegte (Vor-) Bilder – Eine exemplarische Analyse der Vermittlung von Werten und Normen in Animes, GRIN Verlag, 2009, S. 22 (zugl. Magisterarbeit, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster 2008).

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  • Doppelmoral —    ein praktisches ethisches Verhalten oder ein theoretisches moralisches Urteil, bei denen ”mit zweierlei Maß gemessen“ wird. Vorkommen: Diskriminierung von Gleichberechtigten wegen ihrer Weltanschauung, ihres Geschlechts oder ihrer Rasse usw.;… …   Neues Theologisches Wörterbuch

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