Dr. Johnson

Dr. Johnson
Samuel Johnson, Porträt von Joshua Reynolds

Samuel Johnson (* 7. Septemberjul./ 18. September 1709greg. in Lichfield; † 13. Dezember 1784 in London; wegen seiner Gelehrsamkeit meist Dr. Johnson genannt (die Universität ernannte ihn zum Doktor der Rechte ehrenhalber) war ein englischer Gelehrter, Lexikograf, Schriftsteller, Dichter und Kritiker. Er ist nach William Shakespeare der meistzitierte englische Autor und war im 18. Jahrhundert die wichtigste Person im literarischen Leben Englands, vergleichbar mit Gottsched in Deutschland.

Leben und Werk

Samuel Johnson wurde am 18. September 1709 in Lichfield, Staffordshire geboren, studierte eine Weile in Oxford, sah sich aber aus finanziellen Gründen gezwungen, noch vor Ende des Studiums die Stelle eines Unterlehrers an einer freien Schule in Leicestershire anzunehmen. Doch schon bald gab er diese Stelle auf, um als Übersetzer und Schriftsteller seinen Unterhalt zu verdienen. So übersetzte er Lobos Reise nach Abessinien aus dem Französischen, wofür er aber nur 5 Guineen Honorar erhielt. 1735 heiratete er eine Witwe, die 800 Pfund Sterling mit in die Ehe brachte, und gründete in Birmingham eine Zöglingsanstalt. Als dieses Unternehmen scheiterte, ging er 1737 mit einem seiner Schüler, dem später berühmten Schauspieler David Garrick, nach London, um dort das von ihm gedichtete Trauerspiel Irene aufzuführen, was ihm aber nicht glückte. Er publizierte nun für das Gentleman's Magazine Parlamentsreden. Bekannt wurde er auch durch mehrere Gedichte, die er während dieser Zeit schrieb, z.B. die Satire London (1738), eine Nachahmung der dritten Satire des Juvenal, in welcher er die Laster und Torheiten der englischen Hauptstadt mit Witz und Ironie geißelte. Es folgten Die Debatten des Senats zu Liliput, eigentlich kommentierte Auszüge aus den Reden der berühmtesten Parlamentsmitglieder der damaligen Zeit, sowie 1744 eine hervorragende Biographie über den Dichter Richard Savage, mit dem er befreundet war.

Zwischen 1747 und 1755 erarbeitete Johnson das berühmte Dictionary of the English Language (1755, 2 Bände), das 1758 bereits in 6. Auflage erschien und bis heute alle ähnlichen Lexika über die englische Sprache beeinflusst hat. Noah Webster verglich Johnsons revolutionäre Leistung in der Lexikografie mit der Isaac Newtons in der Mathematik. Sein Wörterbuch hatte vier Merkmale, die es von seinen englischen Vorläufern abhoben:

  • Es war auf eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme des gesamten Sprachschatzes ausgelegt – im deutlichen Gegensatz zu den vorher gebräuchlichen planlosen Aufstellungen „schwieriger Wörter“.
  • Es beruhte auf einem Korpus angewandter Beispiele, wobei bestimmte Wortschatzgruppen im voraus ausgeschlossen blieben (z.B. Eigennamen, was in späteren britischen Wörterbüchern beibehalten wurde, in amerikanischen jedoch nicht).
  • Es hatte eine literarische Dimension, gab die Sprache der besten englischen Autoren wieder (William Shakespeare, John Milton, Francis Bacon) und wich damit von der früher vorherrschenden Erfassung rein sachlicher Sprache ab.
  • Es verschaffte dem Gebrauchsgegenstand Wörterbuch mehr Respekt und es forderte auch mehr Respekt von den Benutzern, so dass die Wörterbücher nach Johnson – eigentlich bis heute – auch zu normativen Zwecken herangezogen werden und vielen als Leitfaden zum guten Stil dienen (wenn auch der normierende Charakter der Wörterbücher durch die moderne Linguistik stark relativiert wurde).

Während bzw. nach der Arbeit am Wörterbuch gab Johnson auch die geistreichen Zeitschriften The Rambler (1750–1752) und The Idler (1758–1760) heraus. 1759 erschien sein politisch-lehrhafter Roman History of Rasselas, Prince of Abyssinia.

Dr. Samuel Johnson liest The Vicar of Wakefield (Stich um 1850)

Erst 1762 befreite ihn eine von der Regierung ausgesetzte Pension von 300 Pfund Sterling von den akuten Geldnöten, wofür er sich durch zwei Flugschriften politischen Inhalts bedankte – The False Alarm (1770) und Taxation No Tyranny (1775). In diese Zeit fällt auch seine Ausgabe Shakespeares (1765, 8 Bände), die epochal in der Shakespeare-Literatur und in der Geschichte der literarhistorischen Kritik überhaupt geworden ist. Wenngleich Johnsons Charakteristik des Shakespeareschen Dramas den damals herrschenden französischen Einfluss verrät, insbesondere die auch von Denis Diderot geteilte Ansicht von der moralisierenden Tendenz des bürgerlichen Schauspiels („Rührstücks“), so durchbricht seine Shakespeare-Sicht doch anderseits die bis dato üblichen kritischen Anschauungen des Zeitalters. Während Johnson in den antiken Schriftstellern die hohe „Kunst“ repräsentiert sieht, erblickt er in Shakespeare, ähnlich wie John Milton, den Dichter der „Natur“. Johnson war auch der erste in England, der Shakespeare nicht wegen der Vermischung des Tragischen und Komischen und wegen seiner Vernachlässigung der so genannten „Einheit des Ortes und der Zeit“ verurteilte.

Die Frucht einer Reise nach Schottland und zu den Hebriden im Jahre 1773 war seine Journey to the Western Isles of Scotland (1775), die ihn aber wegen des darin geäußerten Zweifels an der Echtheit der Dichtungen Ossians in eine heftige Fehde mit James Macpherson verwickelte. Noch im Alter, mit 70 Jahren, schrieb Johnson die Biographien englischer Dichter (The Lives of the Most Eminent English Poets, 1779–1781) für eine Sammlung der englischen Klassiker. Er starb am 13. Dezember 1784 und wurde in der Londoner Westminsterabtei begraben.

Besondere Verdienste erwarb sich Johnson auch durch seine engen Beziehungen zu Oliver Goldsmith, den er durch den Verkauf des Manuskripts seines The Vicar of Wakefield vom Schuldarrest befreite. Auch gründete er zwei der renommiertesten britischen Clubs, nämlich 1764 den Literary Club und 1783 den Evening Club.

Die Ansichten Johnsons wurden von einem seiner Bewunderer, James Boswell, minutiös aufgezeichnet und nach seinem Tod als The Life of Johnson veröffentlicht. Eine weitere wichtige Quelle sind die Tagebücher und Bücher von Hester Thrale, in deren Salon Johnson verkehrte. Johnson war mit der Familie Thrale eng befreundet.

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