Drachenhöhlen

Drachenhöhlen
Coves del Drac
Lage: Porto Cristo, Mallorca, Spanien
Geographische Lage: 39° 32′ 7″ N, 3° 19′ 50″ O39.5352777777783.33055555555557Koordinaten: 39° 32′ 7″ N, 3° 19′ 50″ O
Coves del Drac (Spanien)
DEC
Coves del Drac
Typ: Tropfsteinhöhle
Entdeckung: vor 1339 bekannt
Beleuchtung: elektrisch
Gesamtlänge: 1700 Meterdep1
Website: Offizielle Seite

Die Coves del Drac (kastilisch Cuevas del Drach, „Drachenhöhlen“) sind ein Tropfsteinhöhlensystem an der Ostküste der spanischen Baleareninsel Mallorca. Die Höhlen befinden sich im Gemeindegebiet von Manacor südlich des Ortes Porto Cristo.

Die in der malloquinischen Region (Comarca) Llevant gelegenen Höhlen besitzen den größten unterirdischen See Europas. Das begehbare Höhlensystem, in dem sich sechs weitere Seen befinden, erstreckt sich über eine Länge von 1700 Metern.

Geschichte

Rund 3000 Jahre wussten die Bewohner Mallorcas schon von der Existenz der Coves del Drac. Frühgeschichtliche Funde ganz in der Nähe der Höhle offenbarten nicht nur den halben Hausrat einer talayotischen Ansiedlung, sondern auch den Zugang zu dieser Höhle. Auch ihr Name legt Zeugnis ab vom allgemeinen Wissen der Ureinwohner um das unterirdische Zufluchtsystem. Man sagt: Die Piraten und auch die Templer hätten dort, so die Lesart, ihre Schätze einem Drachen schutzbefohlen. Aber weder die Ureinwohner Mallorcas noch die Piraten haben sich je weiter als 200 Meter in die Höhle gewagt, soweit, wie der Ausgang noch sichtbar war.

Erst im Jahre 1339 wurde auf Anordnung des Gouverneurs von Mallorca eine Gruppe von Soldaten beauftragt, die Drachenhöhle nach dem verschwundenen Schatz der Templer zu durchsuchen. Man vermutete nach der Zerschlagung des mächtigen Ordens, den Schatz dort zu finden. Es entstanden die ersten Aufzeichnungen und Karten. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Urkunde erstellt, die seit 1339 im Archiv des Königreichs Mallorca ruht und die Expeditionen dokumentiert.

1878, als einige Katalanen drei Tage in der Höhle vermisst wurden, kam die Coves del Drac in die Schlagzeilen. Die dann doch lebend geborgenen Forscher erzählten über das Höhleninnere, ohne jedoch bestimmen zu können, wie weit sie gegangen waren. In ihrer Verzweifelung hatten sie in die Höhlenwand die Worte „No hi ha esperança“ („Es gibt keine Hoffnung mehr“) geritzt.

1880 wagte sich dann der deutsche Höhlenforscher Will erneut in die Tiefen der Höhle. Will legte Karten an, allerdings nur über den vorderen Teil. Aber schon das galt als mutige Ausnahmetat, denn er musste feststellen, dass die Abweichung vom Kompass Kurs Nord umso größer wurde, je weiter er in das Innere vordrang.

1896 gelang es dem Franzosen Édouard Alfred Martel 1300 Meter des Höhlensystem gründlich zu erforschen und zu kartografieren. Anstifter und Finanzier dazu war Erzherzog Ludwig Salvator. Martel fand den riesigen kristallklaren, konstant 20 °C warmen See tief im Höhleninneren. Dieser See wurde dann auch nach ihm Llac Martel benannt. Er ist 177 Meter lang, durchschnittlich 40 Meter breit und bis zu 9 Meter tief.

1904 entdeckte der rumänische Meeresbiologe Emil Racoviţă in dem Höhlensystem eine neue Krebsart. Er begründete den Forschungszweig der Biospeläologie und widmete sich fortan der Erforschung unterirdischer Ökosysteme.

Denkmal zu Ehren von Joan Servera Camps (Höhlengelände)

1922, bald nach dem Fund von Martell, kam der Mallorquiner Joan Servera Camps darauf, aus den Höhlen etwas zu machen. Er kaufte für viel Geld das vergleichsweise unattraktive Landstück bei Porto Cristo, auf dessen Grund sich der Eingang zur Höhle befand. Nach damaligem Gesetz, das wusste der Mitbegründer des Fremdenverkehrsamtes, gehörten die Höhlen dem, auf dessen Grund der Eingang lag, unabhängig davon, wie weit sie unterirdisch reichten. Servera ließ Wege, Treppen und Sitzplätze anlegen und bei der Cala Murta einen neuen Zugang öffnen.

1934, nach ein paar privaten Vorstellungen mit Musik und Ballett in den Höhlen, ließ er die Räume durch den Ingenieur Dr. Carles Buïgas i Sans ausleuchten, als ob sie eine Märchenwelt wären, und über den See die ersten lichtgeschmückten Orchesterboote fahren, gefolgt von zwei Besucherbooten.

1935 erfolgte dann die offizielle Eröffnung. Die verschiedenen Grotten erhielten klangvolle Namen, wie „Feentheater“ und „Dianas Bad“, oder wurden nach ihrem Aussehen „Fahne“ oder „Mönch und Kaktus“ benannt. Bis heute hat sich der Besuch der Höhle kaum geändert: Licht und zarte Klänge erhöhen diesen unterirdischen Dom zu einem furiosen Schauspiel; seine natürliche Stille wahrt er nun nur noch nachts.

Besuch heute

Heute sind die Coves del Drac eine der bekanntesten Touristenattraktionen der Baleareninsel und stark frequentiert. Während der Hochsaison werden tausende Menschen im Stundenrhythmus durch die Höhlengänge geschleust, da eine richtige Führung bei diesen Massen nicht mehr möglich ist. Dies ruft zahlreiche Kritiker der starken Kommerzialisierung auf den Plan.

Der Eintritt zu den Höhlen ist das ganze Jahr hindurch möglich, aber gebührenpflichtig. Der Eintrittspreis beträgt € 10,50 pro Person (April 2008).

Auf dem Weg durch die Tropfsteinhöhle kann der Besucher interessante Kalksteinformationen betrachten. Einige der Stalagmiten und Stalaktiten treffen sich in der Mitte und bilden Säulen. Am Llac Martel (Martelsee) befindet sich heute ein Auditorium mit Platz für etwa 1100 Besucher. Nachdem die Besucher Platz genommen haben, erlischt die Beleuchtung und auf dem unterirdischen See wird von Musikern in drei dezent beleuchteten Booten klassische Musik aufgeführt.

Das Fotografieren sowie Filmen ist in der Höhle nicht mehr erlaubt. Dieses Verbot wird von mehreren Ordnern pro Führung rigide überwacht, der mehrfache Verstoß führt zum Ausschluss aus der Führung.

Weblinks


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