Dschunaid

Dschunaid

Abu'l-Qasim Muhammad Dschunaid, auch Abu al-Qasim ibn Mohammed Dschunaid, (* ca. 825; † 910) war ein persischer Mystiker und wirkte vor allem in Bagdad, weshalb er auch unter dem Namen Dschunaid Bagdadi bekannt ist. Er entstammte einer Familie aus Nahavand.

Er studierte zunächst Islamisches Recht (fiqh) und wandte sich später dem Sufismus (islamische Mystik) zu. Er gilt als Zentralfigur in der frühen Geschichte des Sufismus.

Dschunaid wird von verschiedenen Richtungen und Schulen als Meister angesehen, und die meisten spirituellen Ketten (Silsila) der späteren Sufiorden (Tariqas) gehen auf ihn zurück. Er lehnte jedoch den Sufi Mansur al-Halladsch ab, der seiner Meinung nach die Geheimnisse des Sufipfades in aller Öffentlichkeit preisgab.

Dschunaid sah im Sufismus einen Weg der ständigen Läuterung und des seelischen Kampfes (siehe auch nafs). Er verurteilte manche andere Sufis scharf, die meinten, sich über Moral und religiöse Pflichten hinwegsetzen zu können oder die Vorschriften des Koran nicht mehr beachten zu müssen. Für Dschunaid waren Koran und Sunna die Grundlagen des Glaubens, und diese können durch keine mystische Erfahrung außer Kraft gesetzt werden. Außerdem galten für ihn für das Beschreiten des mystischen Wegs eine bestimmte Lebensweise als Voraussetzung: rituelle Reinheit (tahāra), ständiges Gottesgedenken (dhikr) periodisches Fasten (saum), Klausuren, Zeiten des Schweigens, Aufgeben des eigenen Besitzes und die Führung durch einen Sufi-Meister (sheikh).

Nach Dschunaid ist das Ziel des Sufismus nicht das „Einheitserlebnis“, sondern der Zustand nach der Rückkehr dieses Erlebnisses zum Bewusstsein seiner selbst. Nach dieser Rückkehr besitzt man die Klarheit der Gotteserkenntnis, d. h. das Leben ist ein Leben in Gott. Jedoch sagte Dschunaid, dass man nicht ein von Gott geleitetes Leben in einsamer Abgeschiedenheit führen solle. Vielmehr soll man fest in der Gemeinschaft der Mitmenschen stehen, um ihnen ein Vorbild sein und ihnen helfend zur Seite stehen zu können.

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