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Wladimir Dmitrijewitsch Dudinzew (russisch Владимир Дмитриевич Дудинцев; * 16.jul./ 29. Juli 1918greg. in Kupjansk im Oblast Charkow, Ukraine; † 23. Juli 1998 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Der Vater gehörte dem russischen Adel an und wurde von den Bolschewiki exekutiert. Trotz seiner adeligen Herkunft war es ihm möglich, in Moskau Rechtswissenschaft zu studieren. 1940. Im Krieg war er Kompaniekommandeur und wurde in der Schlacht um Leningrad (St. Petersburg) schwer verwundet. Er war dann bis zum Kriegsende Militärstaatsanwalt in Sibirien. Nach dem Krieg war er Korrespondent bei der Komsomolskaja Prawda. 1956 erschien sein Roman Nicht vom Brot allein, der literarisch Aufsehen erregte. Sowjetische Leser lobten den Roman enthusiastisch, die Literaturkritiker bejahten die kritische Offenheit, die Parteibürokratie äußerte sich empört. Der Autor selbst geriet literarisch in Verruf. 1988 wurde Dudinzew nach Veröffentlichung eines zweiten Romans (Beliye odezhdi) in Würdigung seines Schaffens mit einem Staatspreis ausgezeichnet. Der sowjetische Staatschef Gorbatschow hatte sich von der kommunistischen Staatsideologie abgewandt und verwirklichte die Ideen der Reformer.
Nicht von Brot allein
Der Roman Nicht von Brot allein schildert sowjetisches Alltagsleben in einer sibirischen Stadt. Held des Romans ist der junge Ingenieur Lopatkin, der eine Maschine zur Produktion von Rohren im Kreiselgussverfahren erfindet. Er will seine Erfindung in der Produktion brauchbar machen und übergibt die Konstruktionspläne Drosdow, dem Generaldirektor seines Kombinats, einem skrupellosen Karrieristen. Drosdow lässt die Konstruktionspläne in seinem Direktoratsbüro verschwinden, da er Neuerungen in seinem Betrieb verhindern will. Lopatkin, frustriert über das Verhalten Drosdows, gibt die Konstruktionspläne einer Armeebehörde. Er wird dann wegen illegaler Weitergabe von staatlichen Dokumenten verhaftet und zu achtjähriger Zwangsarbeit in einem Arbeitslager verurteilt. Nach seiner Haft erfährt Lopatkin, dass seine Erfindung von Drosdow realisiert und staatlich ausgezeichnet wurde. Die Autoritäten decken den Schwindel, indem sie Lopatkin eine leitende Stellung in einem anderen Staatsbetrieb anbieten. Aber Lopatkin ist nicht gewillt, einem System zu dienen, das gestattet, geistiges Eigentum zu verschachern und Täter zu Opfern werden zu lassen. Er kämpft gegen die Bürokratie und Selbstbedienung des sowjetischen Wirtschaftssystems. Er gewinnt den persönlichen Kampf, ist aber ohnmächtig gegen die unsichtbare Macht der Staatsbürokratie. Lopatkin weiß, dass ihm bei der Bekämpfung derselben ein langer Kampf bevorsteht.
Drosdow heiratet anfangs die um etliche Jahre jüngere attraktive Nadja, obwohl er bereits verheiratet ist und seine Ehefrau es ablehnt, sich scheiden zu lassen. Er genießt die Privilegien der Parteibürokratie. Die Partei legalisiert die Eheschließung innerhalb weniger Monate. Als Nadja in die Geburtsklinik kommt, werden die anderen Frauen in ihren Betten auf den Korridor gebracht, weil eine hochrangige Genossin besonderer Pflege bedarf. Gleichmacherei wird auch im Sozialismus nicht geduldet, erklärt ihr Droskow. Nadja liebt ihren Ehemann wirklich nur wenig, sie hat sich heimlich in den jungen Ingenieur Lopatkin verliebt, der es selbst gar nicht merkt. Er ist mit seiner Erfindung beschäftigt, die ihn voll und ganz in Anspruch nimmt. Ein wohlmeinender Armeebeamter verfügt die Vergabe von potentiellen militärischen Mitteln für Lopatkins Erfindung und setzt ihn auf die Gehaltsliste für Armeeangehörige, ebenso das Projekt der Abwässerungsanlage auf die geheime Liste für militärische Investitionen, Lopatkins Anklage vor Gericht wird im Urteil gemildert durch den erbrachten Anspruch für die Erfindung. Es ist Nadja, die Lopatkin hilft, den Weg zu finden. Als er todkrank vor seiner Abschickung in ein Gulag darnieder liegt, stellt sie Kartoffeln vor die Tür, und als er Geld für seine Erfindung benötigt, verkauft sie ihren Pelzmantel. Hinter Lopatkins Rücken wird sie seine Partnerin und die heimliche Geliebte.
Die Tatsache, dass der Autor wegen seiner instruktiven Kritik des sowjetischen Wirtschaftsbürokratie aus politischen Interessen in der Sowjetunion während des so genannten Tauwetters viel gelesen wurde und sogar den Unwillen des höchsten Kremlherrn Chruschtschow erweckte, ließ den Roman berühmt werden.
Zitat
- Der Begriff Freiheitsdefizit ist nicht korrekt, denn dem, der denken gelernt hat, kann nicht ganz und gar die Freiheit geraubt werden.
Deutsche Übersetzungen
- Dudinzew, Wladimir: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. 1958, Gütersloh: Bertelsmann, Übers. Ingo Manfred
- Dudinzew, Wladimir: Ein Neujahrsmärchen. 1960, Frankfurt am Main: S. Fischer, Übers. Gisela Drohla
- Dudinzew, Wladimir: Worte aus dem Dunkel. Erzählungen 1960, Hamburg: Nannen,
- Dudinzew, Wladimir: Weiße Gewänder. Roman. Volk und Welt, Berlin 1990, Übers. Erich Ahrndt und Ingeborg Schröder ISBN 3-353-00508-0
Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Dmitrijewitsch Dudinzew im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie auf sovlit.com (englisch)
- Biografie auf peoples.ru
- Biografie auf krugosvet.ru
- Porträt auf Radio Liberty (russisch)
Personendaten NAME Dudinzew, Wladimir KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 29. Juli 1918 GEBURTSORT Kupjansk STERBEDATUM 23. Juli 1998 STERBEORT Moskau
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