Dysphonien

Dysphonien
Klassifikation nach ICD-10
R49.0 Dysphonie
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Dysphonie (Dysphonemie, Stimmstörung) ist ein Beeinträchtigung des stimmlichen Teils der Artikulation (auch Phonation genannt) bei Erkrankungen oder Funktionsstörungen des Kehlkopfes.

Die Stimme klingt heiser, rau, belegt oder gepresst, wobei die Schleimhäute überreizt werden. Die Stimme ist nicht mehr flexibel. Die Klangfarbe, die Tonhöhe und die Lautstärke können vom Betroffenen nur im geringen Umfang variiert werden. Der Sprechende fühlt sich unwohl, er hat das Gefühl von Trockenheit und räuspert sich zwanghaft. Dieser erhöhte Stimmdruck verstärkt die Stimmbeeinträchtigung.

Bei dauerhafte Überbeanspruchung durch falsches Sprechverhalten kann es zu Knötchenbildung (sog. Sänger- oder Schreiknötchen) auf den Schleimhäuten kommen. In schweren Fällen tritt eine Stimmlosigkeit (Aphonie) ein.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Stimmstörungen können organische und funktionelle Ursachen haben. Von besonderer Bedeutung ist der von Muskeln und Bändern gehaltende Kehlkopf. Die psychische Verfassung beeinflusst die Lockerheit und Festigkeit der Muskulatur und damit die Stimme. Traumatische Erlebnisse können sich in einem Verlust der Stimme niederschlagen.

Entzündungen, Lähmungen, gut- und bösartige Neubildungen (z.B. Polypen, Knötchen, Granulome, Kehlkopfkrebs) sowie Kehlkopfverletzungen, aber auch ein Reflux von Magensäure (Laryngitis gastrica) sind als organische Ursachen zu nennen. In selten Fällen liegen angeborene Fehlbildungen des Kehlkopfes vor. Stimmveränderungen treten auch bei hormonellen Veränderungen auf, zum Beispiel in Pubertät oder Menopause, und sind im gewissen Umfang normal.

Die funktionelle Dysphonien können Ursprung in einer Überlastung (ponogene D.), in stimmschädigenden Sprechgewohnheiten (habituelle D.), einem anlagebedingten schwachen Stimmapperat (konstitutionelle D.), einer Art Konversationsneurose (psychogene D.) sowie als Symptom einer allgemeinen körperlichen Erkrankung (symptomatische D.) haben. Eine weitere Form der Unterteilung stellt die Glieder in die klinischen Erscheinungsformen dar, also in hyper- und hypofunktionelle Dysponien.

Formen

Folgende Sonderformen der Dysphonie werden beschrieben:

  • Dysphonia clericorum bei Rednern (zum Beispiel Predigern), als Folge einer Überbeanspruchung der Stimme, meist schmerzhaft.
  • Dysphonia paralytica bei Schädigung des Nervus vagus oder seines Astes Nervus recurrens mit Heiserkeit bis Stimmverlust (Aphonie).
  • Dysphonia puberum während des Stimmbruchs.
  • Dysphonia spastica (Aphonia spastica oder Mogiphonie); gepresste, abgehackte, knarrend einsetzende Stimme durch Zusammenpressen der Stimmbänder beim Versuch der Phonation, insbesondere bei Rednern oder als neurotisches Symptom.
  • Funktionelle Dysphonien sind die am häufigsten vertretene Art der Stimmstörung. Sie entstehen durch einen Fehlgebrauch der Muskulatur der am Sprechen beteiligten Organe. Liegt beispielsweise eine zu hohe Sprechanstrengung vor (teilweise mit deutlichem Kraftaufwand), so spricht man von einer hyperfunktionellen Dysphonie.

Diagnostik

Die umfassende medizinische Diagnostik umfasst immer die Laryngoskopie (Endoskopie) des Kehlkopfes mit Stroboskopie oder Hochgeschwindigkeitskameras und einem auditiven Stimmbefund für die Sprech- und Singstimme. Ergänzt wird dieser durch die apparative Erfassung elektrophysiologischer Parameter wie Grundfrequenz, Jitter, Shimmer etc., durch die Elektroglottographie und Erstellung eines Stimmfeldes.

Therapie

Funktionelle Stimmstörungen werden in der Regel in einer gezielten Stimmtherapie (z.B. bei Logopäden) durch Einstellung auf die physiologische Stimmgebung behandelt. Bei organischen Stimmstörungen kommen je nach Befund meist operative Verfahren zum Einsatz, in denen die Veränderungen in Allgemeinnarkose oder örtlicher Betäubung (Phonochirurgie) entfernt werden. Bösartige Veränderungen bedürfen meist einer großzügigen Entfernung des Tumors mit dann oft verbleibender Stimmstörung.

Literatur

  • Fred Bernitzke: Heil- und Sonderpädagogik. Bildungsverlag EINS, Stam 2005, ISBN 3-8237-1542-9
  • W. Seidner, U. Eysholdt, Jürgen Wendler (Hrsg.): Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. 4., völlig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart/New York 2005, ISBN 3-13-102294-9
  • Johan Sundberg: The Science of the Singing Voice. 1987, Die Wissenschaft von der Singstimme. deutsch: Friedemann Pabst, Orpheus, Bonn 1997, ISBN 3-922626-86-6
  • Richard Luchsinger, Gottfried Eduard Arnold: Handbuch der Stimm- und Sprachheilkunde. Springer, Wien/New York 1970
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