Egbert-Codex

Egbert-Codex
Egbert von Trier, Seite aus dem Codex Egberti
Bethlehemitischer Kindermord, Seite aus dem Codex Egberti
Mönch Ruodprecht, Seite aus dem Codex Egberti

Der Codex Egberti ist ein Werk der ottonischen Buchmalerei. Das Evangelistar wurde für den Erzbischof von Trier Egbert zwischen 980–993 im Skriptorium des Benediktinerklosters auf der Bodenseeinsel Reichenau erstellt. Es ist der älteste erhaltene neutestamentliche Bildzyklus mit Darstellungen aus dem Leben Christi.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Handschrift besteht aus 165 Pergamentblättern mit 60 kostbaren Buchmalereien. Sieben dieser Miniaturen werden dem in Trier wirkenden Meister des Registrum Gregorii, dessen genauer Name nicht bekannt ist, zugeschrieben.

1380 diente der Codex Egberti dem Perikopenbuch des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein als Vorlage.

Geschichte

Das Buch wurde bis ins 18. Jahrhundert hinein in der Kirche St. Paulin in Trier zu Gottesdiensten benutzt, seit es Bischof Egbert von Trier der Abtei geschenkt hat. Seit 1810 befindet es sich in der Stadtbibliothek Trier (Signatur: Ms. 24).

Während des Zweiten Weltkrieges befand sich der Codex zunächst in einem bombensicheren Stollen im Trierer Stadtteil Pallien, wurde jedoch im September 1944 als Schutz vor den heranrückenden Amerikanern in die Universitätsbibliothek Gießen gebracht. Als diese am 11. Dezember bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört wurde, wurden die eingelagerten Trierer Bestände in ein Pfarrhaus in Elkerhausen bei Weilburg/Lahn gebracht. Am 15. Mai wurden diese von einer Trierer Delegation mit einem Feuerwehrauto abgeholt. Der Pfarrer lehnte Dank für die Bewahrung der Kunstschätze mit den Worten ab, er habe dies nicht für die Stadt Trier, sondern für die Menschheit getan.

2000 wurden Blätter der Handschrift an der Fachhochschule Köln restauriert.

Memory of the World

Zusammen mit anderen berühmten Reichenauer Handschriften, darunter Handschriften aus dem Aachener Domschatz und der Bibliothèque nationale de France, wurde der Codex Egberti im April 2004 in die UNESCO-Liste Memory of the World aufgenommen.

Faksimile

1960 erschien die erste Vollfaksimile-Ausgabe des Codex Egberti in einer limitierten Auflage von 800 Exemplaren. Herausgegeben von Dr. Hubert Schiel im Alkuin-Verlag AG, Basel, umfasste dieses Werk die 165 Blätter der Handschrift und einen ausführlichen Textband.

Der Faksimile-Verlag in Luzern brachte 2005 eine limitierte Auflage von 980 Stück auf den Markt. Die eingescannten Pergamentseiten stehen demnächst auch als CD-Publikation zur Verfügung und sollen auch im Internet publiziert werden.

Ausstellung

Vom 27. April 2005 bis 8. Januar 2006 wurde der Codex Egberti in der Stadtbibliothek Trier ausgestellt. Da der Codex noch wegen der vorangegangenen Restaurierung in einzelne Blätter zerlegt war, wurde die Ausstellung in drei Abschnitte unterteilt, um einen vollständigen Überblick zu geben. Jeweils drei Monate lang wurden 20 der doppelseitig beschriebenen und bemalten Blätter im Original und die anderen als Faksimiles ausgestellt. Nach der Ausstellung, die von 17.000 Menschen besucht wurde und Einnahmen in Höhe von 147.000 Euro durch Eintrittsgelder und Verkauf von Publikationen erbrachte, werden die Blätter wieder zu einem Buch zusammengefügt.

Literatur

  • Gunther Franz u. Franz J. Ronig: Codex Egberti der Stadtbibliothek Trier: Entstehung und Geschichte der Handschrift. Reichert, Wiesbaden 1984. ISBN 3-88226-204-4
  • Gunther Franz (Hg.): Der Egbert-Codex. Das Leben Jesu – Ein Höhepunkt der Buchmalerei vor 1000 Jahren (= Ausstellungskatalog), Darmstadt 2005
  • Franz Ronig "Die Miniaturen des CODEX EGBERTI" 2 DVDs mit drei Vorträgen 1. Bilder der Menschwerdung und Kindheitsgeschichte Jesu, 2. Das öffentliche Leben Jesu, 3. Passionsgeschichte und Auferstehung; insgesamt 122 Minuten
  • Philipps-Universität Marburg (Hrsg): Sankt Elisabeth: Fürstin – Dienerin - Heilige, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-4035-0, Katalognummer 12

Weblinks


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