- Ego-Gesellschaft
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Das Schlagwort Ego-Gesellschaft (Egogesellschaft) beschreibt die Verbindung einer 'Anspruchsgesellschaft' mit einer 'Ellenbogengesellschaft'. Sie vereint also Hedonismus mit Rücksichtslosigkeit. Sie gilt als eine negative Charakterisierung der 'postmodernen' Gesellschaft, ähnlich wie die 'Erlebnisgesellschaft'. Individualisierung und der (negativ beurteilte) Wertewandel sind die soziologischen Grundbeobachtungen, auf denen das Gesellschaftskonzept beruht.
Das Wort ist aus dem Wort „ego“ (lat. ich) und dem Wort „Gesellschaft“ zusammengesetzt und wird meist zur ironischen Umschreibung einer herrschenden Mentalität gebraucht, um damit den Zustand der Gesellschaft zu kritisieren.
Inhaltsverzeichnis
Symptome der Ego-Gesellschaft
Die Ego-Gesellschaft entsteht unter anderem im Zuge der Entfremdung und werkzeughaften Ausnutzung menschlicher Beziehungen, d.h., egoistische Werte dominieren das Gesellschaftsleben. Korruption spielt eine große Rolle. Der Einzelne wird zum bezahlbaren Objekt. Dies führt zu sozialer Kälte und zur Entsolidarisierung; Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit kommen nicht mehr zum Tragen. Der Anteil normaler Arbeitsverhältnisse ist rückläufig, prekäre Beschäftigungen nehmen deutlich zu. Als eine gravierende reale Folge wird die Kinderfeindlichkeit gesehen. Kinder fallen der Ego-Gesellschaft lästig, Erziehung ist nicht mehr angesagt, lautete 2001 die diesbezügliche Bestandsaufnahme der Journalistin Susanne Gaschke in Die Erziehungskatastrophe.
Kritik an der Ego-Gesellschaft
Aus der Sicht des Konservativismus hat der Werteverfall bzw. Sittenverfall zur Ego-Gesellschaft geführt, deren moralische Grundlagen beliebig würden. Dies sei nur mit mehr Autorität und der Rückkehr zu traditionellen Werten einzudämmen. Aus der Sicht einer durch Arbeit geprägten Erwerbsgesellschaft ist es eine Verbindung von Faulheit, Dreistheit und Verachtung. Wobei eine Gesellschaft, welche aus lauter egoistischen Individuen besteht, keine mehr ist. Womöglich ist solch eine Gesellschaft nicht überlebensfähig.
Ulrich Beck postuliert 1997 in Kinder der Freiheit: Die Rede von der Egogesellschaft setzt voraus, dass sich ausschließt, was tatsächlich zusammen gehört: Selbstverwirklichung und da sein für andere. Demnach müssten die negativen Symptome der Ego-Gesellschaft nicht durch weniger, sondern durch mehr politische Freiheiten bekämpft werden.
Den angeführten Kritiken widersprechen Ergebnisse der Forschungen von Helmut Klages, der 2001 von einem Wertewandel spricht, der ein hohes Humanpotenzial in sich trage, das allerdings noch nicht ausgeschöpft werde.
Siehe auch
Literatur
- Ulrich Beck (Hrsg.): Kinder der Freiheit. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-518-40863-1.
- Susanne Gaschke: Die Erziehungskatastrophe. Kinder brauchen starke Eltern. Heyne, München 2005, ISBN 3-453-86907-9.
- Susanne Mayer: Deutschland, armes Kinderland. Wie die Egogesellschaft unsere Zukunft verspielt; Plädoyer für eine neue Familienkultur''. Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-8218-3964-3.
- Helmut Klages: Brauchen wir eine Rückkehr zu traditionellen Werten? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 51 (2001), Heft 29, S. 7-14.
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