- Ehekarussell
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Das Ehekarussell (auch Ehebrunnen genannt), eigentlich Hans-Sachs-Brunnen, ist ein großflächiger Architekturbrunnen in Nürnberg in unmittelbarer Nähe des Weißen Turmes. Er gilt als größter europäischer Figurenbrunnen des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Brunnen wurde im Auftrag der Stadt Nürnberg in den Jahren 1977 bis 1981 von dem Bildhauer Jürgen Weber gestaltet und 1984 aufgebaut. Anlass war ein kreisrunder U-Bahn-Entlüftungsschacht, der überbaut werden sollte und sich heute in der Mitte des Brunnens verbirgt. Vom damaligen Nürnberger Baureferenten Otto Peter Görl stammte die Idee die Schachtöffnung mit einem Brunnen zu kaschieren. Mit der Aufgabe wurde der Braunschweiger Bildhauer Jürgen Weber beauftragt.
Wegen der expressiven figürlichen Darstellungen, die von Teilen der Bevölkerung und der Presse als teils drastisch vulgär angesehen wurden, aber auch wegen erheblicher Budgetüberschreitungen war das Kunstwerk zunächst heftig umstritten. (Der Streit über den Künstler, dem "pseudobarocker Sensualismus"[1] vorgeworfen wurde, entfachte erneut mit der Aufstellung des Narrenschiffs, ebenfalls von Weber im Jahr 1988.) Heute gilt der Brunnen als eines der bedeutendsten neuzeitlichen Kunstwerke in der Stadt Nürnberg und als touristische Attraktion.
Beschreibung
Brunnenarchitektur und Figurenprogramm
An das für die Frau des Dichters geschriebene Gedicht Das bittersüße eh'lich' Leben von Hans Sachs angelehnt, zeigt der Brunnen in sechs überlebensgroßen Figurengruppen bildhaft überzeichnet die unterschiedlichsten Szenen aus dem Auf und Ab des Ehelebens – von der ersten leidenschaftlichen Liebe über Ehestreit bis zum Tod. Der Brunnen besteht aus bemalten und z.Teil feuervergoldeten Bronzefiguren. Auf einem Podest ist auch der Verfasser des themengebenden Textes, Hans Sachs selbst dargestellt. Die barockisierende Beckeneinfassung besteht aus weißgrauem Marmor, Teile der Basis sind aus farbigem Marmor. Auf der Westseite ist die Marmorskulptur Rosenstock integriert. Sie besteht aus grün und rosé gemaserten portugiesischem Marmor. Weber hat aus den grünen Sedimenten die Rosenblätter herausgearbeitet, aus den rosefarbenen die Blüten.
Heutiger Zustand
Die Brunnenanlage zeigt durch das Besteigen und Beklettern vereinzelte Schäden, kleinere Abbrüche an den Marmorteilen. Die Feuervergoldung ist größtenteils abgerieben. Das vom Künstler entworfene Eisengitter um den Brunnen - das auch vor Vandalismus geschützt hätte - wurde von der Stadt Nürnberg nicht mehr in Auftrag gegeben.
Weblinks
Commons: Ehekarussell – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur
- Jürgen Weber: Das Narrenschiff. Kunst ohne Kompass. Universitas Verlag, München 1994, ISBN 3-8004-1311-6. (Autobiographie)
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Weber: Das Narrenschiff. Kunst ohne Kompass
49.45055277777811.070952777778Koordinaten: 49° 27′ 2″ N, 11° 4′ 15,4″ OKategorie:- Brunnen in Nürnberg
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