Ein musikalischer Spaß

Ein musikalischer Spaß

Mozarts SextettEin musikalischer Spaß KV522 entstand 1787; Anlass der Entstehung und Daten einer ersten Aufführung sind nicht bekannt. Die BeinamenDorfmusikantensextettundBauernsinfonie“, die das Stück nach dem Tod des Komponisten bekam, sind etwas irreführend, denn die Zielscheibe des derben Spaßes sind zwar auch die aufführenden Musiker, in erster Linie aber dilettierende Komponisten, denen es sowohl an technischer Fertigkeit als auch an Einfällen mangelt und von denen Mozart sicherlich viele kannte.

Die Besetzung verlangt Streicher (2 Violinen, Viola, Bass) und zwei Hörner. Manches spricht dafür, dass das Stück als Persiflage auf eine Sinfonie gedacht war und die Streicher deshalb chorisch besetzt werden sollen.

Der erste Satz (Allegro) in angedeuteter Sonatenhauptsatzform beginnt mit einem Motiv in F-dur, im Wesentlichen einer auf- und absteigenden Tonleiter, das unerwartet bereits nach drei (statt der schulmäßigen vier) Takten endet, wiederholt wird, dabei die vorgesehene Dominante aber wieder nicht erreicht. Später hört man vier Takte lang nur Begleitfiguren, bevor eineMelodieerklingt, die erneut hauptsächlich die Tonleiter zum Thema hat. Die Exposition des ersten Satzes endet mit einer Fanfarenfigur und wirdweil es die Tradition verlangt - wiederholt. Die Durchführung zu Beginn des zweiten Teils istmangels thematischen Materials und technischen Könnens desKomponisten“ – sehr kurz, Reprise und Coda fehlt es ebenso an Witz; trotzdem wird auch der zweite Satzteil wiederholt.

Die Tempoangabe für den folgenden Satz lautetMaestoso“, für einMenuetto“ (ursprünglich ein Tanzsatz!) entschieden zu langsam, aber wahrscheinlich den Fähigkeiten der Musiker angemessen. An einerdolcebezeichneten Stelleverspielensich die Hörner (sie "transponieren falsch"); statt der vorgesehenen Terzen erklingen heftige Dissonanzen bis hin zu Sekund und Tritonus. Wichtigstes Thema im Trio ist die B-Dur-Tonleiter über zwei Oktaven.

Das "Adagio cantabile" besteht aus einer AneinanderreihungschönerKlischeefiguren. Eine Solokadenz für die erste Violine gegen Schluss des Satzes endet in sehr hoher Lage mit einer Ganztonleiter (weil die Finger des Spielers zu dick sind?).

Im letzten Satz, traditionsgemäß ein Rondo imPresto“-Tempo, versucht sich derKomponistsogar an einer vierstimmigen Fuge, die allerdings im Ansatz stecken bleibt; einfacher umzusetzen ist ein nach dem Vorbild Haydns auskomponiertes Ritardando. Gegen Ende sind die Musiker sounkonzentriert“, dass jeder die drei Schlussakkorde in einer anderen Tonart spielt.

Neben den geschilderten offenkundigen Grobheiten enthält die Komposition noch zahlreiche harmonische Scherze, die für heutige Ohren, die durch Romantik und Moderne mit geprägt sind, weit weniger grotesk klingen als zu Mozarts Zeit.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Una broma musical — El Divertimento para dos trompas y cuerdas, también conocido como Una broma musical (en alemán: Ein Musikalischer Spaß), K. 522, es una composición de Wolfgang Amadeus Mozart; el compositor la anotó en su Verzeichnis aller meiner Werke (Catálogo… …   Wikipedia Español

  • Programmsinfonie — Programmmusik (Programm von gr. prógramma, öffentliche, schriftliche Bekanntmachung) bezeichnet Instrumentalmusik, die einem Programm aus dem außermusikalischen Bereich wie Filmkunst, Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei, Natur, Technik, Geschichte,… …   Deutsch Wikipedia

  • Programmusik — Programmmusik (Programm von gr. prógramma, öffentliche, schriftliche Bekanntmachung) bezeichnet Instrumentalmusik, die einem Programm aus dem außermusikalischen Bereich wie Filmkunst, Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei, Natur, Technik, Geschichte,… …   Deutsch Wikipedia

  • Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • W.A. Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • W. A. Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • W A Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Amadé Mozart — Barbara Krafft: „Bildnis von Wolfgang Amadeus Mozart“ (1819) Wolfgang Amadeus Mozart, vollständiger Taufname: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien) war ein Komponist zur Zeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/378188 Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”