Dissonanz

Dissonanz

Der Begriff Dissonanz (von lateinisch: dis = „unterschiedlich, auseinander“ und sonare = „klingen“) ist in der Musik die Bezeichnung für Intervalle und Akkorde, die in der traditionellen Musik als „auflösungsbedürftig“ empfunden werden.

Besonders solche Intervalle sind dissonant, deren Frequenzen „komplizierte“ Zahlenverhältnisse haben, etwa die große Septime (15:8), die kleine None (32:15) und die kleine Sekunde (16:15). Eine weitere starke Dissonanz ist der Tritonus.

Inhaltsverzeichnis

Dissonanzwahrnehmung

Im Laufe der Geschichte veränderte sich die Klassifizierung eines Intervalls als Dissonanz bzw. Konsonanz. Galt die Quarte in der frühen Mehrstimmigkeit noch als ausgesprochene Konsonanz (siehe Quartorganum), wird sie in der kontrapunktischen Satztechnik eindeutig als Dissonanz (Auffassungsdissonanz) behandelt (meist als Quartvorhalt). Auch die Auflösungsbedürftigkeit des Quartsextakkords verweist auf diese Sonderstellung. Andersherum die große Septime: Ihre charakteristische Reibung gehört im Jazz zur konsonant gehörten Kategorie, die nicht nach Auflösung verlangt (allerdings nur deshalb, weil sie durch Terzschichtung in einem Akkord entsteht und so einen Farbklang erzeugt). Deshalb müsste man richtiger Weise auch im Jazz bei der großen Septime von einer Dissonanz sprechen. Dass ein Intervall nicht als Dissonanz gehört wird, heißt nicht, dass es keine Dissonanz ist, sondern die Wahrnehmung der Dissonanz hat sich verändert. So müssen im Jazz Dissonanzen nicht mehr aufgelöst werden. Sie gehören als Farbklänge zur akkordischen Klangwelt des Jazz. Die abendländische Musikgeschichte zeigt über die Jahrhunderte hinweg die Tendenz, Dissonanzen immer stärker zur Geltung kommen zu lassen. Als ein Paradigma dieser Entwicklung gilt die Harmonik in Wagners Tristan, die Anhäufung von Dissonanzen ohne Auflösung lässt sich aber schon früher bei den meisten Romantikern nachweisen (vgl. etwa Chopins e-moll-Prélude op. 28,4). Vollends der klassischen Moderne, zumal der Atonalität Schönbergs und seiner Schüler gelingt die „Emanzipation der Dissonanz“.

Dissonanzbehandlung

Im tonalen Kontext werden Dissonanzen über Kadenzen aufgelöst (siehe charakteristische Dissonanz).

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Dissonanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Siehe auch


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  • Dissonanz — Dissonanz. Man könnte die Dissonanzen die Schatten und die Consonanzen die Lichtseiten der Musik nennen, doch gibt es zuweilen Dissonanzen, die dem Ohr ähnlich auffallen, wie dem Auge blendende Licht oder Blitzstrahlen. Eine Dissonanz für sich… …   Damen Conversations Lexikon

  • Dissonanz — (v. lat.), 1) Mißton; 2) der Zusammenklang zweier od. mehrerer Töne, deren Verbindung dem Ohr widrig ist; 3) der Ton od. das Intervall selbst, welches diese Wirkung hervorbringt. D en sind bes. die verminderte Quinte mit ihrer Umkehrung in die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dissonánz — (lat., »Zwieklang«), in der Musik ein Zusammenklang, der nicht zur Einheit verschmilzt, sondern als Doppelklang empfunden wird. Aber dissonante Zusammenklänge werden durchaus im Sinne von konsonanten, d.h. von Dur oder Moll Akkorden gefaßt, deren …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Dissonanz — Dissonanz, s. Konsonanz …   Lexikon der gesamten Technik

  • Dissonánz — (lat.), Mißklang, Zwiespalt; in der Musik das Verhältnis zweier oder mehrerer Töne, deren Zusammenklang unbefriedigend ist und das Verlangen nach Auflösung in einen größern Wohlklang (Konsonanz) hervorruft (Sekunde, Septime, None etc …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Dissonanz — Dissonanz, heißt in der Musik das Verhältniß zweier oder mehrer Töne, deren Verbindung und Zusammenklang dem Ohre unangenehm oder unbefriedigend ist und das Verlangen nach einer Auflösung in consonirende Intervalle erregt; auch diese Töne od. das …   Herders Conversations-Lexikon

  • Dissonanz — Sf unharmonischer Zusammenklang, Unstimmigkeit erw. fach. (15. Jh., Form 17. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. dissonantia, einer Ableitung aus l. dissonāre verworren tönen, nicht übereinstimmen , zu l. sonāre tönen und l. dis , zu l. sonus m. Ton …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Dissonanz — »Missklang; Unstimmigkeit«: Das Fremdwort wurde als musikalischer Terminus in spätmhd. Zeit aus gleichbed. spätlat. dissonantia entlehnt, das zu lat. dis sonare »misstönen« (vgl. ↑ dis..., ↑ Dis... und ↑ sonor) gehört …   Das Herkunftswörterbuch

  • Dissonanz — Kakophonie; Disharmonie; Misston; Kakofonie; Missklang * * * Dis|so|nanz [dɪso nants̮], die; , en: 1. Missklang: ein Musikstück voller unerträglicher Dissonanzen. 2. Differenzen, Unstimmigkeiten: zwischen den beiden gibt es häufiger Dissonanzen.… …   Universal-Lexikon

  • Dissonanz — 1. Missklang, Misston; (Musik): Diafonie, Disharmonie; (Musik, Sprachwiss.): Kakofonie. 2. ↑ Dissens. * * * Dissonanz,die:⇨Missklang Dissonanz 1.Differenz,Meinungsverschiedenheit,Unstimmigkeit,Dissens,Verstimmung,Auseinandersetzung,Divergenz,Disha… …   Das Wörterbuch der Synonyme

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