- Einhegung
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Einhegung ist die Umwandlung eines der allgemeinen Nutzung offen stehenden Areals in eines der speziellen Nutzung.
Im Deutschen wird für ähnliche Agrarreformen, die im 18. und 19. Jahrhundert - namentlich im Königreich Hannover nach englischem Vorbild - durchgeführt wurden, der Begriff „Verkoppelung“ gebraucht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Historisch sind damit die bis zum Beginn der industriellen Revolution stattfindenden Auflösungen der bisherigen feudalrechtlichen Agrarordnung in Großbritannien gemeint („enclosures“). Dort wurden die Einhegungen zur Umstellung vom bisher im erbrechtlichen Pachtsystem erfolgten Ackerbau auf die für den Landlord profitablere Schafzucht vorgenommen.
England
In England begannen diese Enclosures bereits im 14. Jahrhundert, erforderten aber wegen ihres starken Eingriffes in das bisherige auf Rechten und Pflichten von Landlord und Pächtern beruhende Feudalsystem (sowie wegen der Finanzinteressen der Krone) für jedes einzelne Anwesen einen separaten Parlamentsbeschluss. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts und anfangs des 19. Jahrhunderts wurden dann die Landlords vom Parlament allgemein zur Durchführung von Enclosures ermächtigt. Die bisherigen Landpächter wurden dabei allenfalls mit Gewalt vertrieben und bildeten dann in den stark anwachsenden Städten die Massenarbeitskräfte der beginnenden industriellen Revolution.
Schottland
In Schottland erfolgte die Vertreibung der Landbevölkerung vom bewirtschafteten Land und den Hütten erst später - und zwar in den Lowland Clearances der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Besonders berüchtigt wegen ihres zahlenmäßigen Ausmaßes und der angewandten Rücksichtslosigkeit der Landlords waren dann aber die erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfindenden Highland Clearances. Diese führten zu einer starken Entvölkerung der Highlands, zur Zerschlagung des bisherigen Clanwesens, zum fast vollständigen Verschwinden (außer in Randgebieten) der gälischen Sprache in Schottland und mangels geeigneter Arbeitsplätze in den einheimischen Städten zu Massenauswanderungen nach Übersee.
Mitteleuropa
In Mitteleuropa wurden Einhegungen besonders für die bisher der ganzen Dorfgemeinschaft zur Verfügung stehende Allmenden der Dreifelderwirtschaft und - wo nicht schon im Mittelalter dem Gutsherrn vorbehalten - des Waldes durchgeführt. Auch hier kam es zu starken gesellschaftlichen Veränderungen auf dem Lande. Ausnahmen davon blieben einzig die Alpenvorländer, wo das Gemeineigentum an Alpen, an Wald und an der landwirtschaftlichen Nutzung nicht möglichem Land (z. B. Schutthalden, Fels und Firn) bis heute zum Teil in Form von nur einem beschränkten Personenkreis zur Nutznießung überlassenen Korporationen weiterbesteht. In Südeuropa und Osteuropa dagegen blieb das bisherige Gutsherrensystem der Bewirtschaftung mit relativen geringen wirtschaftlichen Veränderungen zu Mitteleuropa mindestens bis zum 1. oder sogar 2. Weltkrieg bestehen.
Wandel des Erscheinungsbildes der Landschaft
In der früheren feudalrechtlichen Agrarordnung dienten Hecken der Umzäunung für Vieh und als Schutz vor tierischen Feinden und Übergriffe in bestellte Äcker. Gebräuchlich waren Knick- oder Wallhecken. Dabei werden dornige Sträucher wie etwa Weißdorn für solche Grenzhecken bevorzugt, während ausgesprochene Weichholzarten, z. B. Holunder, in der Hecke bekämpft werden, weil sie kurzlebig sind und zu Lücken in der Hecke führen. Ursprünglich wurden Hecken meist mit einer einzigen, möglichst dornigen Gehölzart gepflanzt. Im Laufe der Jahrhunderte kamen durch natürliche Aussamung mehr und mehr andere Gehölze hinzu.
In England hat man aufgrund der Datierungsmöglichkeit von Hecken mit Hilfe des Domesday Books herausgefunden, dass man aus der Anzahl verschiedener Gehölzarten relativ genau auf das Alter einer Hecke schließen kann. Auf einer Strecke von 10 Metern findet man etwa eine hinzukommende Holzart pro Jahrhundert. Hier wurden auch riesige Einhegungen geschaffen, die offenbar keinem kommerziellen Zweck dienten, sondern rituelle Plätze abschirmten (siehe Dorsey).
Die Markenteilung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte weite Teile des Agrarlandes in Privatbesitz. Als Parzellengrenzen angelegt stellten Hecken die Besitzverhältnisse klar. Auch waren jetzt bessere Zuchtmöglichkeiten gegeben. Indem man nur noch ausgesuchte männliche Tiere zu den tragfähigen weiblichen Tieren hinzu ließ, ließen sich die nützlichen Eigenschaften stark beeinflussen. Dies war eine wesentliche Voraussetzung für die landwirtschaftliche Ertragssteigerung, die der Industriellen Revolution voranging.
In steinigen Gebieten, so in Südeuropa, in Irland, in den englischen Cotswolds und in Nordengland und Schottland sind Einhegungen aus Trockenmauern üblich.
Siehe auch
Weblinks
- Ulrich Pfister: Wirtschaftsgeschichte III: Ursprünge der Globalisierung: Die europäische Weltwirtschaft, ca. 1500-1850 Folie 5 (PDF) Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Münster, Sommersemester 2005 - abgerufen am 24. Mai 2010.
Kategorien:- Agrargeschichte
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