Eitel Heinrich

Eitel Heinrich
Herzog Ulrich von Württemberg
Gedenktafel in Reichenweier (Elsass)

Ulrich von Württemberg (* 8. Februar 1487 in Reichenweier, Elsass; † 6. November 1550 in Tübingen) war zwischen 1498 und 1550 Herzog von Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ulrich wurde unter dem Namen Eitel Heinrich als Sohn des Grafen Heinrich von Württemberg geboren. Er war Großcousin des in der Grafschaft Württemberg regierenden Grafen Eberhard im Bart. Bei der Firmung erhielt er den Namen Ulrich.

Auf Betreiben des deutschen Königs Maximilians I. wurde 1498 der regierende Herzog von Württemberg Eberhard II. abgesetzt und Ulrich mit elf Jahren an seiner Stelle als dritter Herzog von Württemberg eingesetzt. Seine Vormundschaft übernahmen Vertreter der Stände unter Leitung des Erbmarschalls und Burgvogts auf Hohenneuffen Konrad Thumb von Neuburg. Zugleich wurde Ulrich mit Maximilians sechsjährigiger Nichte Sabina von Bayern verlobt, womit ein strategisches Bündnis zwischen dem Herzogtum Bayern und dem ärmeren Haus Württemberg erzielt war. 1503 wurde Ulrich vorzeitig als volljährig erklärt und zeichnete sich 1504 als Heerführer im Landshuter Erbfolgekrieg aus, wodurch er einige ehemals kurpfälzische Gebiete gewann.

Nach 15 Jahren Verlöbnis fand auf Drängen Maximilians am 2. März 1511 die Hochzeit mit Sabina von Bayern mit für die damalige Zeit kaum vorstellbarem Pomp statt[1]. Das Fest dauerte 14 Tage, mehr als 7000 Gäste waren geladen. Rund um das Stuttgarter Schloss wurden die Bürger kostenlos gespeist. Die Hochzeit war keine Liebeshochzeit. Ulrich hatte andere Affären gehabt – darunter auch die Tochter seines Vormunds Ursula Thumb von Neuburg – und beide Ehegatten wurden als jähzornig und aufbrausend beschrieben. Ulrich soll angeblich auch erblich belastet gewesen sein, da Geisteskrankheit in der Familie bis ins 14. Jahrhundert vermutet wird. 1513 wurde die Tochter Anna geboren.

Einige kostenträchtige Kriegszüge und Ulrichs aufwändiger höfischer Lebensstil verschlangen große Summen aus der Staatskasse, die völlig desolat war. Im Jahr 1514 betrug das Defizit etwa 70 Prozent der Staatseinnahmen. Um trotzdem den geplanten Feldzug gegen Burgund finanzieren zu können, erhob Ulrich neue außerordentliche Steuern. Die geplante Vermögenssteuer wurde auf Intervention der Ehrbarkeit von Stuttgart und Tübingen in eine Verbrauchssteuer auf Fleisch, Wein und Früchte umgewandelt. Die Kostenlast trug nun die arme Bevölkerung. Die größten Proteste verursachte aber die Art der Steuererhebung. Sie wurde nicht auf die Ware aufgeschlagen, sondern die Maßgewichte wurden verringert.

Bereits 1512 war Ulrich aus dem Schwäbischem Bund ausgetreten und versuchte stattdessen, eine fürstliche Allianz gegen diesen kaiserlichen Landfriedensbund aufzubauen.

Die Proteste in der Bevölkerung gegen seinen Herrschaftsstil führten 1514 zum Aufstand des Armen Konrad. Durch die Hilfe der Ehrbarkeit gelang es Ulrich, die Aufstände niederzuschlagen. Im Tübinger Vertrag vom 8. Juli 1514 musste Herzog Ulrich der württembergischen Ehrbarkeit dafür für sich und seine Nachfolger weitgehende Zugeständnisse machen. Ohne Zustimmung der Landstände, in denen die Ehrbarkeit organisiert war, durfte kein württembergischer Landesherr Krieg führen oder Steuern erheben. Damit errangen die Landstände eine Position als mächtige Gegenpartei der Landesherren. Gleichzeitig verlor der Adel seinen politischen Einfluss am württembergischen Hof vollkommen.

1515 erschlug Ulrich den Rittmeister Hans von Hutten, den Mann seiner Geliebten Ursula Thumb von Neuburg. Ulrichs Frau Sabina, die kurz zuvor den Sohn Christoph geboren hatte, trat darauf in offene Opposition zum Herzog. Auf dem Landtag in Stuttgart ab 1. Juli 1515, auf dem auch aus anderen Gründen eine Ablösung Herzog Ulrichs diskutiert wurde, brachte Sabina über Ritter Hieronymus von Seiboldsdorf und Kanzler Augustin Lösch in Abwesenheit ihres Gatten verschiedene Anliegen vor. So fürchtete sie eine Vertreibung, falls es durch den Mord an Hutten zu Krieg im Land kommen sollte, beklagte die bislang ausgebliebene Huldigung durch die Untertanen und bemängelte, dass Ulrich offene Schulden für ihre und der Kinder Kleidung nicht beglichen habe. Auch rügte sie seine Gewalttätigkeiten. Die Sache wurde nicht verhandelt, floss aber wohl in den weiteren Verhandlungsverlauf des Landtags ein. Im Falle einer Absetzung Ulrichs würde Sabina mit ihrem Sohn zur Verwaltung des Landes eingesetzt werden.

Ulrich hob daraufhin den Sitz Sabinas auf Schloss Urach auf und forderte dessen Vereinigung mit dem seinigen in Stuttgart. Sabina ließ die Kinder zurück und floh zu ihren Angehörigen nach München, womit die Spaltung des Bündnisses mit Bayern begann, das von Kaiser Maximilian moderiert wurde. Der Ehezwist und die Flucht Sabinas sollten für die kommenden Jahrzehnte wiederkehrende Begründungen und Anlässe für Auseinandersetzungen mit Bayern sein.

Am 11. Oktober 1516 sprach Kaiser Maximilian die Acht und Aberacht des Reiches aus. [2] Diese wurde allerdings erst mit dem Reichstag von Augsburg im Jahre 1518 rechtskräftig. [3]

Nach Maximilians Tod 1519 gab Ulrichs Überfall auf die Reichsstadt Reutlingen den Anstoß zu seiner Vertreibung durch Georg Truchsess von Waldburg-Zeil im Auftrag des Schwäbischen Bundes. Ulrich wurde verbannt und Württemberg wurde durch den neuen Kaiser Karl V. dem Haus Habsburg unterstellt. Christoph wurde Edelknabe am Hofe Karls, seine Erbfolge war ungewiss. Anna verblieb bei Sabina, die nach Ulrichs Verbannung nach Württemberg zurückgekehrt war.

Ulrich unternahm mehrere erfolglose Versuche, sein Land zurückzugewinnen, am weitreichendsten 1525 im Zuge des Bauernkriegs, wo er mit Hegauer Bauern und Schweizer Söldnern bis vor Stuttgart ziehen konnte, aber wieder vertrieben wurde.

Erst 1534 gelang ihm die Rückkehr mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der gegen den österreichischen Statthalter Pfalzgraf Philipp zu Felde zog und in der Schlacht bei Lauffen siegreich war. Ulrich erhielt mit dem Vertrag von Kaaden den Besitz über Württemberg bestätigt. Er führte umgehend im ganzen Land die Reformation ein und berief dafür die beiden Geistlichen Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer. Die Messe wurde abgeschafft, die Heiligenbilder wurden in geordneter Weise entfernt und die entbehrlichen Gottesdienstutensilien eingezogen. Wer von den Geistlichen bereit war, im Sinne der Reformation zu predigen, wurde übernommen, die anderen erhielten eine lebenslange Rente. Protestantische Pfarrer aus Hessen und der Schweiz füllten die Lücken. Die Klöster und geistlichen Korporationen wurden säkularisiert, so dass sich das Herzogtum Württemberg bedeutend vergrößerte. Allerdings wurde das Kirchengut als eigene Vermögensmasse behandelt und selbständig verwaltet. In einer Kirchenordnung von 1536 wurden die grundlegenden Regelungen für die Landeskirche erstmals zusammengefasst.

1546 besetzte Kaiser Karl V. im Schmalkaldischen Krieg Württemberg und zwang Ulrich 1548 das Augsburger Interim zu akzeptieren. In dieser politisch schwierigen Situation starb er 1550. Sein Sohn Christoph trat die Nachfolge an.

Nachkommen

  • Anna (* 13. Januar 1513; † 28. Juni 1530 in Urach).
  • Christoph (* 12. Mai 1515 in Urach; † 28. Dezember 1568 in Stuttgart)

Einzelnachweise

  1. Eheabrede am 23.Juli 1498 in Freiburg und am 18. Oktober 1498 in München; Beilager am 2. März 1511 in Stuttgart; Gerhard Raff: Hie gut Wirtenberg allewege, Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig, Stuttgart, 1988, ISBN 3-421-06335-4, S.475
  2. Hermann Wiesflecker, Maximilian I., Wien/München 1991, S. 404.
  3. Gebhard, Handbuch der deutschen Geschichte Band 9, 10. Auflage Januar 2001, Klett-Cotta S. 260

Literatur

Weblinks


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