Elisabethanisches Weltbild

Elisabethanisches Weltbild

Als Elisabethanisches Weltbild bezeichnet man das Weltbild der englischen Gesellschaft zur Regierungszeit Königin Elisabeth I..

Entscheidend in der Vorstellung der Elisabethaner war der Gedanke, dass sich die Ordnung des Universums – der Makrokosmos – im Kleinen widerspiegelt - im Mikrokosmos. Jedes Ding war in sich ein Mikrokosmos, in dem sich die Ordnung des Kosmos widerspiegelte. So stand der König dem Staat vor wie Gott der Schöpfung, und die Ordnung des Staates wiederum spiegelte die Ordnung der Schöpfung wider. Auch der einzelne Mensch selbst trug die Ordnung des Ganzen in sich. Dies zeigte sich beispielsweise in der antiken Lehre der vier Säfte (four humours), die in der Elisabethanischen Zeit insbesondere in der Medizin von Bedeutung war: die damals angenommenen vier Elemente der Schöpfung – Luft, Feuer, Erde und Wasser – spiegelten sich in den vier Säften wider, von denen die Elisabethaner glaubten, sie machten den Menschen aus: Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim (blood, yellow bile, black bile and phlegm), wobei jeder der vier humours für einen Charakterzug stand.

Elisabethaner waren besessen von der Perfektion, die man nur oben finden konnte (also nicht in der Erde, bei den unteren Ständen oder in den unteren Regionen des Körpers), und sie fühlten sich bedroht von Unordnung und Chaos, z. B. Bürgerkrieg, Wahnsinn und vernunftwidrigen Leidenschaften. Veränderungen waren grundsätzlich beängstigend.

Diese Vorstellung hält z. B. die komplizierten Handlungsgerüste William Shakespeares zusammen (Elisabethanisches Theater): Wenn es in der Natur Unordnung gibt, gibt es auch in der Gesellschaft und der Psyche des Individuums Unordnung. Die Rebellion gegen Gott wiederholt sich in der Rebellion gegen den König und den Vater, und zwar bei adligen Bürgern und einfachem Volk. So spiegelt sich beispielsweise in Shakespeares Drama Macbeth der Frevel des Königsmords, der die staatliche Ordnung durcheinanderbringt, in dem Chaos wider, das in der Natur herrscht.

Literatur

  • Arthur O. Lovejoy: The Great Chain of Being. A study of the history of an idea. Harvard University Press, London 2001, ISBN 0-674-36153-9
  • Arthur O. Lovejoy: Die große Kette der Wesen. Geschichte eines Gedankens. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-518-28704-4 (Übersetzung des vorigen Titels)
  • Eustace M(andeville) W(etenhall) Tillyard: The Elizabethan world picture. Pimlico Books, London 1998, ISBN 0-7126-6606-0 (Repr. d. Ausg. London 1947)

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