Elizabeth Hartman

Elizabeth Hartman

Mary Elizabeth Hartman (* 23. Dezember 1943 in Youngstown, Ohio; † 10. Juni 1987 in Pittsburgh, Pennsylvania) war eine US-amerikanische Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Elizabeth Hartman, „Biff“ genannt, wurde 1943 als mittleres von drei Kindern von B.C. und Claire Mullaly Hartman geboren. Sie wuchs in Youngstown, Ohio, auf und begann bereits in der High School Theater zu spielen. Nach ihrem Schulabschluss war sie Mitglied des renommierten Youngstown Playhouse und besuchte das Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh, die spätere Carnegie Mellon University. Nach nur einem Jahr gab Hartman die dortige Ausbildung auf und ging nach New York, um eine professionelle Karriere als Schauspielerin anzustreben. Hartman debütierte 1964 am Broadway in der Komödie Everybody Out, the Castle is Sinking und wurde im selben Jahr von der MGM und Warner Bros. zu Probeaufnahmen eingeladen.[1] 1965 feierte sie unter der Regie des Briten Guy Green ihr Spielfilmdebüt in Träumende Lippen. Das Drama, in weiteren Rollen mit Sidney Poitier und Shelley Winters besetzt, basiert auf einem Roman von Elizabeth Kata und schildert die Beziehung zwischen einem weißen, blinden Mädchen und einem Afroamerikaner. Träumende Lippen, vor dem Hintergrund der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den 1960er Jahren spielend, fand Widerhall bei den Kritikern und an den Kinokassen. Im Süden der USA durfte der Film dagegen nur in einer geschnittenen Fassung gezeigt werden.

Elizabeth Hartman wurde daraufhin für ihr Filmdebüt bei der Verleihung der Golden Globe Awards 1966 die seltene Ehre einer Doppelnominierung zuteil. Nominiert neben so bekannten Berufskolleginnen wie Julie Christie (Darling) oder Simone Signoret (Das Narrenschiff) hatte sie in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama gegenüber der Britin Samantha Eggar (Der Fänger) das Nachsehen. Bei der Vergabe des Preises für die Beste Nachwuchsdarstellerin setzte sie sich schließlich unter anderem gegen Geraldine Chaplin (Doktor Schiwago) durch. Bei der Oscarverleihung im selben Jahr wurde Hartman für die Rolle der sensiblen und blinden Selina D'Arcy als Beste Hauptdarstellerin nominiert, musste sich aber Julie Christie geschlagen geben. Mit ihren 22 Jahren galt die charismatische, rothaarige Aktrice zu diesem Zeitpunkt als die jüngste Schauspielerin, die in dieser Kategorie nominiert wurde.

Nach dem Erfolg von Träumende Lippen war Elizabeth Hartman 1966 in Sidney Lumets Film Die Clique zu sehen. In dem Drama um acht Töchter aus der US-amerikanischen Oberschicht die sich 1933 in einer privaten Mädchenschule anfreunden, waren Joan Hackett, Candice Bergen und Shirley Knight ihre Filmpartnerinnen. Im selben Jahr agierte sie in Big Boy – Jetzt wirst du ein Mann, der Abschlussarbeit des jungen Francis Ford Coppola an der University of California. Für die Hauptrolle der sadomasochistischen und männerverschlingenden Schauspielerin Barbara Darling, die sich eines jungen und naiven Bibliothekars (gespielt von Peter Kastner) annimmt, um diesen später zurückzuweisen, erhielt Hartman 1967 eine dritte Nominierung für den Golden Globe, diesmal als Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie bzw. Musical. Filmkritiker Richard Schickel (Life) sah die Chance für die Schauspielerin gekommen, aus den Rollen der Grauen Maus ausbrechen zu können.[2] Hartman selbst war jedoch über ihre eigenen Leistung verunsichert, so dass Ford Coppola laut ihren Angaben die treibende Kraft hinter ihrer Darstellung war. „Eigentlich mochte ich mich in der Rolle, obwohl ich das nicht erwartet hatte. Es ist nicht die Art von Spaß, die ich wirklich liebe. Am Ende fühlte ich mich wie ein Ding, ganz kalt und eisig. Ich wünsche mir, dass die Menschen die ich spiele in Schwierigkeiten stecken. Ich möchte weinen“, so Hartman.[3] Nach einer Nebenrolle in John Frankenheimers Drama Ein Mann wie Hiob (1968) mit Alan Bates, bewarb sie sich erfolglos für die Hauptrolle in Alan J. Pakulas Tragikomödie Pookie, die Liza Minnelli als Karrieresprungbrett dienen sollte.

Mit dem Erfolg konnte die außerhalb des Filmsets als schüchtern und ängstlich beschriebene Hartman nicht umgehen, wie sie 1969 in einem Interview preisgab. „Der anfängliche Erfolg schlug mich nieder [...] Er wirbelte mit hoch, in eine Position, in die ich nicht hineingehörte. Ich war nicht bereit dafür. Ich sah mich selbst plötzlich scheitern.“, so die Aktrice, die sich zwei Jahre in ihrem New Yorker Apartment einschloss, ehe sie neuen Mut durch den Part der Emily Webb in dem Broadway-Revival von Thornton Wilders Theaterstück Unsere kleine Stadt (1969) schöpfte.[4] Nach Ein Mann wie Hiob und dem Auftritt in Don Siegels Kriegsdrama Betrogen (1971) mit Clint Eastwood in der Hauptrolle, stagnierte ab Anfang der 1970er Jahre Hartmans Karriere. Die einst so hoch gelobte Schauspielerin, begann erneut unter starken Depressionen zu leiden. Nach dem großen Kinokassenerfolg des Actionfilms Der Große aus dem Dunkeln (1973), in dem sie nur eine kleine Nebenrolle innehatte, war Elizabeth Hartman in den kommenden Jahren sporadisch im US-amerikanischen Fernsehen zu sehen. 1981 erschien sie in einer Nebenrolle als spröde Lehrerin in der wenig erfolgreichen Horror-Komödie Ein Werwolf beißt sich durch, ihrem letzten Auftritt als Schauspielerin in einem Kinofilm. Ein Jahr später synchronisierte sie für Don Bluths Zeichentrickfilm Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (1982) die Titelheldin. Danach verschwand sie vom Fernsehbildschirm und der Kinoleinwand und zog 1983 nach Pittsburgh,[5] wo ihre Familie lebte.

Elizabeth Hartman war von 1968, bis zu ihrer Scheidung im Jahr 1984, mit dem Regisseur und Drehbuchautoren Gil Dennis verheiratet. Die Schauspielerin, die einmal selbst von sich behauptete "Die Schauspielerei ist, was ich am besten kann. In allem anderen bin ich nicht geschult ..." ("Acting is what I do best. I'm not trained for anything else ..."[6]), stürzte am 10. Juni 1987 aus einem Fenster ihres im fünften Stock gelegenen Appartements in Pittsburgh. Hartman lebte zu dieser Zeit allein und war ambulante Patientin in der örtlichen Western Psychiatric Institute Clinic. Die 43-Jährige hinterließ keinen Abschiedsbrief, telefonierte aber kurz vor ihrem Tod mit ihrem behandelnden Arzt und klagte über Depressionen und Selbstmordabsichten, woraufhin die Polizei auch von einem Suizid ausging.[7] Hartman wurde im Forest Lawn Memorial Park in ihrer Heimatstadt Youngstown beerdigt.[8]

Filmografie

  • 1965: Träumende Lippen (A Patch of Blue)
  • 1966: Die Clique (The Group)
  • 1966: Big Boy – Jetzt wirst du ein Mann (You're a Big Boy Now)
  • 1968: Ein Mann wie Hiob (The Fixer)
  • 1970: Pursuit of Treasure
  • 1971: Betrogen (The Beguiled)
  • 1973: Der Große aus dem Dunkeln (Walking Tall)
  • 1981: Ein Werwolf beißt sich durch (Full Moon High)
  • 1982: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (The Secret of NIMH, Synchronisation)

Auszeichnungen

Oscar

  • 1966: nominiert als Beste Hauptdarstellerin für Träumende Lippen

Golden Globe

  • 1966: Vielversprechendste Nachwuchsdarstellerin und nominiert als Beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Träumende Lippen
  • 1967: nominiert als Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie/Musical für Big Boy – Jetzt wirst du ein Mann

Weitere

Laurel Awards

  • 1966: Beste Nachwuchsdarstellerin und 4. Platz als Beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Träumende Lippen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Biff Hartman of Playhouse Roles Has Broadway Lead. In: The Steel Valley News, 22. November 1964, S. 24
  2. vgl. Schickel, Richard: Growing Up Frantic in Cloud Cuckooland. In: LIFE 62 (24. März 1967), Nr. 12, S. 6
  3. vgl. Shy Elizabeth Hartman gets a brand new look. In: LIFE 62 (24. März 1967), Nr. 12, S. 43–46
  4. vgl. Elizabeth Hartman, 'Patch of Blue' Star, Is Suspected Suicide. In: New York Times, 12. Juni 1987, Section D, Page 28, Column 3, Cultural Desk
  5. vgl. Hartman buried in private ceremony. United Press International, 13. Juni 1987, Domestic News, Boardman, Ohio (aufgerufen am 4. Februar 2007 via LexisNexis Wirtschaft)
  6. vgl. Biografie in der Internet Movie Database (aufgerufen am 3. Juni 2006)
  7. vgl. Actress Elizabeth Hartman Dies After Leaping From A Window. Associated Press, 11. Juni 1987, Domestic News, PM cycle (aufgerufen am 4. Februar 2007 via LexisNexis Wirtschaft)
  8. vgl. Profil bei findagrave.com (aufgerufen am 4. Februar 2007)

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