Els Foners Balears

Els Foners Balears
Rekonstruktion einer typischen Schleuder (Balearen) Hergestellt aus Fasern der Agaven
Steinschleuderer beim Wettbewerb
Tirdonafona.jpg

Mit Els Foners Balears (katalanisch) werden historische Steinschleuderkämpfer auf den Balearischen Inseln bezeichnet.

Die Urbevölkerung der Balearen ist vermutlich von der Iberischen Halbinsel aus eingewandert; erste Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Bereits in dieser Zeit benutzten die ersten Jäger Schleudern sowie Steine von ei- oder kugelähnlicher Form als Projektile. Später wurde diese Technik auch als Verteidigungswaffe eingesetzt. Die Treffsicherheit war schon damals hoch. Wurfweiten von mehr als 150 Meter sind durch Rekonstruktion und Versuche belegt. Die Projektile hatten ein Gewicht zwischen 100 und 500 Gramm. Die hohe Kunst des Steinschleuderns machte später die Ur-Mallorquiner zu beliebten und gut entlohnten Söldnern in den karthagischen und römischen Armeen.

Um 1500 v. Chr. begann die Talayot-Kultur, die balearische Variante der Bronze- und Eisenzeit. Aus dieser Zeit stammen die ersten Funde über die Steinschleuderer Els Foners, die nun nicht nur Steine als Geschosse verwendeten, sondern auch Bronze- und Eisengeschosse. Die Bronze-Projektile waren zum Teil mit Gravuren zum Hohn der Gegner versehen. Es wurden nicht nur natürliche Steine benutzt, sondern auch eigens behauene Steine. Gegen die Invasion der Römer wurden die Foners aktiv eingesetzt und leisteten einen erheblichen Widerstand gegen die römischen Truppen.

123 v. Chr. fand eine römische Invasion statt. Quintus Caecilius Metellus Balearicus gründete die Städte Pollentia (heute Alcúdia) und Palma (v. lat. palma „(Sieges-)Palme“).

Durch eine geschickte Anordnung von zwei Werfergruppen erzielten die Foners einen einem Vorhang gleichenden Abwehrriegel, so dass der Gegner es schwer hatte, unverletzt durchzukommen. Die Wucht der Geschosse war (und ist noch heute) extrem groß. Die Wurffrequenz jedes einzelnen Werfers lag wesentlich höher als bei einem Bogenschützen.

Seit dem Jahre 2001 gibt es wieder mehrere Vereine auf den Baleareninseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera, die diese Tradition bewahren. Jährlich werden die Balearen-Meisterschaften ausgetragen. Es gibt ein eigens dafür geschriebenes Regelwerk. Zum Beispiel wurde das Projektilgewicht auf 250 Gramm für die Wettbewerbe im Freien festgelegt. Auch die Zielscheibe und Distanz wurde definiert. Rekordreichweite unter Bedingungen der überlieferten Waffen und Geschossen wurden mit 177 Meter bei einem Trefferfeld von 20 Zentimeter erreicht. Zum Training und bei Wettbewerben in der Halle werden normale Tennisbälle eingesetzt.

Siehe auch: Schleuder (Waffe)

Literatur

  • Joan Nadal Cañellas (Hrsg.): Els Foners Balears. Grup Serra, distribuït pel Diari de Balears (Tb.)

Weblinks


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