Entschlackungskur

Entschlackungskur

Entschlackung (von Schlacke, einem Verbrennungsrückstand) ist ein Ausdruck für Maßnahmen in der Alternativmedizin, die mutmaßliche Giftstoffe und schädliche Stoffwechselprodukte ausscheiden sollen. Der überwiegende Teil der Verfahren wird von der Medizin nicht anerkannt, da sich die angenommenen Wirkungsweisen nicht nachweisen lassen und bisher auch keine Belege der Wirksamkeit gefunden werden konnten. Unschärfen bestehen sowohl in der Definition der Substanzen, die unter diese Schlacken fallen, als auch bezüglich der Maßnahmen, die als Entschlackung zu gelten haben. Im weiteren Sinne fallen auch medizinische Therapieformen hierunter, wie etwa das Entfernen harnpflichtiger Substanzen aus dem Blut in der Dialyse (Blutwäsche). Auch Ammoniak, das bei einer leberbedingten Hirnerkrankung im Rahmen einer Leberzirrhose vermehrt anfällt und dessen Produktion durch eine antibiotische Darmdekontamination und Lactulosebehandlung verringert wird, wäre ein Beispiel in diesem Zusammenhang. Meistens werden unter Entschlackung allerdings bestimmte im Rahmen der Alternativmedizin eingesetzte Maßnahmen wie „Entschlackung durch Fastenkuren“, „Ausleitung“ von Quecksilber (Amalgam), Impfstoffen und anderen "Schlacken" durch Schröpfen, Cantharidenpflaster, Einläufe, Schwitzkuren und den Einsatz von Abführmitteln (Laxantien) verstanden, die unter dem Begriff Ausleitende Verfahren zusammengefasst werden. Ein allgemein anerkannter Nachweis, dass der Körper in diesem Sinne therapeutisch „entgiftet“ oder „entschlackt“ werden müsse, liegt dabei nicht vor.

Geschichte

Besonders in den traditionellen hinduistischen Behandlungsmethoden des Ayurveda ist die sogenannte Entschlackung unter dem Begriff Panchakarma etabliert. Die Entstehungsgeschichte der Entschlackung in diesem Sinne in der westlichen Welt reicht dagegen nur zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die großen Industriestädte mit Abwassersystemen versorgt wurden. Korrespondierend dazu kam die Theorie zur Krankheitsentstehung auf, dass Darm und Nieren Giftstoffe enthalten und aus dem Körper abführen würden. Verstopfung und Harnverhalt sollen Fäulnis und innere Vergiftungen erzeugen wie ein überlaufender Kanal. Otto Buchinger, Arzt und Begründer einer Fastenmethode, benutzte den Begriff Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls.[1]

Tatsächlich sind heute unzählige Stoffe nachgewiesen, die normalerweise von Darm, Leber und Nieren entgiftet und ausgeschieden werden, dementsprechend bei Funktionsstörungen dieser Organe im Körper anfallen und unter Umständen schädlich sein können. Für einige Situationen konnten bewiesenermaßen wirksame Therapieformen entwickelt werden, wie die angesprochene Dialyse oder die Laktulosebehandlung. Dabei sind sowohl einige der Gifte, die bei diesen Methoden entfernt werden, bekannt als auch die Schädlichkeit derselben, wenn sie ohne diese Maßnahmen im Körper akkumulieren. Dies gilt jedoch nicht für die Entschlackung der Alternativmedizin im engeren Sinne, wo es oft keinen allgemein anerkannten Nachweis für die Schädlichkeit der propagierten Gifte (zumindest in der Konzentration, die bei den Patienten vorliegen) gibt.[2] Bei anderen Stoffen ist ihre schädliche Anhäufung im Körper zwar nachgewiesen, wie z. B. Cholesterin und Kalk bei Arteriosklerose, Uratkristalle bei Gicht, Proteine bei Amyloidose und Alzheimer-Krankheit oder Immunkomplexe bei einigen Formen der Glomerulonephritis und Vaskulitis, jedoch ist nicht nachgewiesen, dass diese Stoffe durch die propagierten Entschlackungsmaßnahmen über die natürlichen Beseitigungs- und Ausscheidungsmechanismen hinaus in nennenswerter Menge entfernt werden könnten,[3] noch gibt es einen Beweis dafür, dass diese Stoffe durch die jeweiligen Maßnahmen effizient ausgeschieden werden.

Quellen

  1. Häufige Fragen und Antworten
  2. E. Ernst: Colonic irrigation and the theory of autointoxication: A triumph of ignorance over science. In: Journal of Clinical Gastroenterology. Band 24, 1997, S. 196–198 PMID 9252839
  3. Scientists say: drop “detox”: have a glass of tap water and get an early night

Weblinks


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