Epistelseite

Epistelseite
Traditioneller Aufbau der katholischen Messe (vor 1962). Die linke Spalte zeigt die Position des Priesters für die jeweiligen Vorgänge. Links=Evangelienseite; Rechts=Epistelseite; Mitte=Altar

Als Epistelseite oder Männerseite bezeichnet man die rechte Seite des Hochaltars (bei Blick auf den Altar). Auch bezeichnet man umgangssprachlich die rechte (bei geosteten Kirchen südliche) Seite einer Kirche als Epistelseite.

Der Priester liest im traditionellen Ritus der römisch-katholischen Kirche während der Messe auf dieser Seite die Epistel (Lesung), während er das Evangelium auf der Evangelienseite verkündet.

Auf der Epistelseite erfolgen folgende zeremonielle Vorgänge:

  • Introitus
  • Oratio
  • Epistel
  • Segnung des Wassers
  • Vermischung von Wein und Wasser
  • Händewaschung (Lavabo)
  • Reinigung des Kelches
  • Postcommunio (Schlussgebet)

Zu Beginn und am Ende der Messe befindet sich das Messbuch auf der Epistelseite.

Die Bezeichnung ist heutzutage nur noch für die Messfeier in der außerordentlichen Form des römischen Messritus von Bedeutung. Nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ist in der Regel der Ambo der Ort der Wortverkündigung.

Männerseite

Darstellung von Konrad von Parzham auf der Männerseite (Epistelseite)

Während des Frühchristentums und des Mittelalters war es üblich, eine sozial ordnende Geschlechtertrennung anzustreben. In Teilen wurde diese Ordnung noch bis ins 20. Jahrhundert hinein erhalten. Die männlichen Gemeindemitglieder saßen während des Gottesdienstes auf der Epistelseite, die Frauen auf der Evangelienseite. Eine Ausnahme von dieser Geschlechtertrennung bildete der Adel.

Oft steht auf der Seite rechts vom Altar eine Statue oder ein Seitenaltar eines männlichen Heiligen, etwa von Josef oder dem Kirchenpatron. Eine Marienstatue oder ein Marienaltar befindet sich dagegen immer auf der Frauenseite.

Literatur

  • R. Wex: Ordnung und Unfriede. Raumprobleme des protestantischen Kirchenbaus im 17. u. 18. Jahrhundert. Diss. Marburg/Lahn 1981, Braunschweig 1984
  • F. Möbilus, H. Sciurie: Symbolwerte mittelalterlicher Kunst. Leipzig 1984

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