Eques

Eques

Der Ausdruck Eques („Reiter“, von lat. equus, „Pferd“, Plural equites; oft als „Ritter“ übersetzt) bezeichnete im römischen Reich das Mitglied des equester ordo, eines mit besonderen Vorrechten ausgestatteten Standes. Er kam in der gesellschaftlichen Rangfolge nach dem Senatorenstand (ordo senatorius).

In der Frühzeit der Römischen Republik dienten die reichsten Bürger, die sich ein eigenes Pferd und die dazugehörige Ausrüstung leisten konnten, als Reiter im Heer. Ihre militärische Rolle verschwand später, die Equites blieben aber eine politisch herausgehobene Gruppe. In der späten Republik, als die Senatoren offiziell keine Handelsgeschäfte mehr ausüben durften, betätigten sich viele Equites wirtschaftlich, beispielsweise durch die Übernahme von Staatsaufträgen (publicani). Politische Bedeutung erlangten die Ritter vor allem seit Gaius Sempronius Gracchus, der 122 v. Chr. versuchte, die equites als Gegengewicht gegen den Senat aufzubauen.

Für Equites war es im Gegensatz zu den „gewöhnlichen“ Bürgern einfacher, in politische Ämter zu gelangen, was mit einem Aufstieg in den Senatorenstand verbunden war. Personen, die wie Marcus Tullius Cicero als erste ihrer Familie in den Rang eines Konsuls gelangten, wurden homines novi (Singular: homo novus, „neuer Mann“) genannt.

Bis zu Augustus war prinzipiell jeder Angehörige einer senatorischen Familie solange ein Ritter, bis ihm die Aufnahme in den Senat gelang − erst seit der Kaiserzeit gab es eine striktere Trennung von ordo senatorius und equester ordo. In der Kaiserzeit wurden die equites zu einem klar abgegrenzten Stand mit einem Mindestcensus von 400.000 Sesterzen und Standesabzeichen (Ritterring, anulus aureus; schmaler Purpursaum an der Tunika, der so genannte angustus clavus). Angehörige des equester ordo übten herausgehobene Tätigkeiten in Verwaltung und Militär aus (nur die Spitzenpositionen blieben in der Regel den Senatoren vorbehalten).

Angehörige dieses Standes in der Kaiserzeit waren unter anderem Vergil, Ovid, Seian, Plinius der Ältere, Sueton und Timesitheus. Auch der cheruskische Adligensohn Arminius wurde in den Ritterstand aufgenommen.

Daneben bestand die rein militärische Bedeutung des Wortes eques fort, das den Reiter einer Hilfstruppeneinheit oder Legion bezeichnen konnte. Weiterhin gab es berittene Gladiatoren, die ebenfalls als equites bezeichnet wurden.

Im Verlauf des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. nahm die Bedeutung der Ritter speziell innerhalb der kaiserlichen Verwaltung zu. Seit Septimius Severus veränderte sich der Charakter des Ritterstandes dann zunehmend: Fortan konnte man über eine militärische Laufbahn zum Ritter werden. Nicht wenigen dieser „neuen“ Ritter gelang ein Aufstieg in den Senat, manche gelangten sogar auf den Thron. Während man daher das 3. Jahrhundert als „die große Zeit des römischen Ritterstandes“ (Géza Alföldy) bezeichnen kann, nahm seine Bedeutung im 4. Jahrhundert ab, bis er schließlich verschwand.

Literatur

Zu den equites als Stand:

  • Ségolène Demougin (Hrsg.): L’ordre équestre. Histoire d’une aristocratie (IIe siècle av. J.-C.–IIIe siècle ap. J.-C.). École Française de Rome, Rom 1999, ISBN 2-7283-0445-9.

Zum Reiten in römischer Zeit:

  • Marcus Junkelmann: Römische Kavallerie – Equites Alae. Die Kampfausrüstung der römischen Reiterei im 1. und 2. Jahrhundert n. Christus. Schriftenreihe des Limesmuseums Aalen, Stuttgart 1989.
  • Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms. Kulturgeschichte der antiken Welt. Mainz 1990 ff. Zu den einzelnen Bänden siehe hier.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eques — Èques Les Eques dans le Latium Les Eques (en Latin. Aequi) sont un peuple antique du nord est du Latium, en Italie, dont le nom revient constamment dans la première décade de Tite Live comme ennemis de la Rome antique durant les trois premiers… …   Wikipédia en Français

  • EQUES — nomen dignitatis, apud Romanos, Exactis enim urbe Regibus, in tres ordines populus Romanus distributus est: Senatorium, Equestrem et Popularem. Liv. l. 26. Consensum Senatus Equester ordo sequutus est, Equestris ordinis plebs. Auson. Edyll. XI.… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • eques — eques; eques·tri·an·ism; eques·tri·enne; eques·tri·an; …   English syllables

  • Eques [1] — Eques (lat., Mehrzahl Equĭtes). 1) Reiter, Soldat zu Pferd, Ritter; 2) (röm. Ant.), A) von Romulus bis zur Zeit der Gracchen die Cavallerie des römischen Heeres. Diese Truppe hatte Romulus unter dem Namen Celeres (s.d.) gebildet, indem er aus den …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Eques [2] — Eques, 1) Fisch u. 2) Schmetterling, so v.w. Ritter …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Eques — (lat., Mehrzahl equites), Reiter, berittener Soldat; Ritter (s. d.) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Eques — Eques, Mehrzahl Equĭtes (lat.), Reiter, Ritter, im röm. Staatsleben ursprünglich die aus den wohlhabendsten Patriziern zusammengesetzte, zu Roß dienende Klasse des röm. Heers, in der Servianischen Verfassung die ersten 18 Zenturien, aus denen… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Eques — Eques, lat., Ritter, Mehrzahl equites, im alten Rom ursprünglich diejenigen patricischen Bürger, welche zu Pferde dienten; ihre Anzahl wurde später durch die Verpflichtung reicher plebejischer Bürger zum Reiterdienste im Kriege auf 18 Centurien… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Èques — Les Èques dans le Latium. Les Eques (en Latin. Aequi) sont un peuple antique du nord est du Latium, en Italie, dont le nom revient constamment dans la première décade de Tite Live comme ennemis de la Rome antique durant les trois premiers siècles …   Wikipédia en Français

  • Eques (Begriffsklärung) — Eques (lateinisch „Reiter“, „Ritter“, Mehrzahl Equites) kann bezeichnen: einen Eques, d. h. einen Angehörigen des römischen Ritterstandes (equester ordo); einen Reiter in einer Hilfstruppeneinheit des römischen Heeres; den Eques, einen berittenen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”