Erdbeben von Friaul 1976

Erdbeben von Friaul 1976
Beobachtete Intensität des Erdbebens von Friaul 1976

Das große Erdbeben von Friaul war ein schweres Erdbeben in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien, das sich am Donnerstag, den 6. Mai 1976 um 20:59 Uhr (MEZ) ereignete. Das Epizentrum lag nördlich von Udine am Monte San Simeone in den Gemeinden Trasaghis und Bordono. Am schwersten betroffen wurden die Gemeinden im Kanaltal (Val Canale) und am Tagliamento um Tolmezzo sowie die Gegend um Gemona, Venzone und Osoppo. Insgesamt kamen bei der Katastrophe 989 Menschen ums Leben.

Die eine Minute andauernden Erdstöße erreichten eine Magnitude von MS=6,5.[1] Auf der Mercalli-Skala wird die Intensität des Bebens mit der Stufe 10 angegeben. Die Erdstöße waren in ganz Norditalien und den angrenzenden Gebieten Sloweniens wie auch im angrenzenden Österreich zu spüren (vor allem im Gailtal). Auch in Bayern wurden Bodenbewegungen durch das Erdbeben gemeldet.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geologischer Rahmen

Friaul wurde und wird immer wieder von Erdstößen heimgesucht. Seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1115 wurden rund 200 größere Erdbeben verzeichnet. Untersuchungen ergaben ein große Übereinstimmung der Beben 1976 und 1348[3]. Diese sind Folgen der Plattentektonik. Durch den Zusammenstoß der Afrikanische Platte (Adriasporn) mit der Eurasischen Platte wurden die Alpen aufgefaltet. In den Ostalpen schiebt sich die Afrikanische Platte in 15.000 m Tiefe unter die Eurasische Platte, im Gegensatz zum Rest der Alpen, in dem die Europäische Platte die Position der Unterplatte einnimmt.[4] Durch die Überschiebung der beiden Lithosphärenplatten wird das Gebiet von Friaul angehoben, die dabei auftretenden Spannungen in der Erdkruste entladen sich in Erdbeben.

Folgen

Etwa 80.000 Menschen in 77 Gemeinden waren von den Erdbeben-Zerstörungen betroffen, 45.000 verloren ihre Häuser beziehungsweise Wohnungen. Gemona und die Nachbargemeinden Venzone und Osoppo wurden schwer zerstört. Vom berühmten Dom Santa Maria Assunta (Heilige Maria Himmelfahrt) in Gemona standen nur noch die Grundmauern. Im Dom stehen heute die Säulen etwas schief und erinnern noch nach dem Wiederaufbau an das Erdbeben. Auch der Dom von Venzone wurde völlig zerstört.[5]

Im Herbst desselben Jahres kam es in der Region zu weiteren schweren Erdbeben. Am 11. September 1976 gab es zwei Erdstöße um 18:31 und um 18:40 Uhr mit einer Intensität von 7,5 und 8 auf der Mercalli-Skala. Am 15. September 1976 bebte um zirka 5:00 Uhr die Erde und um 11:30 kam es zu einem Nachbeben. Dieses Beben erreichte eine Intensität von mehr als 10 auf der Mercalli-Skala. Dabei wurden viele Gebäude vollends zerstört, die schon am 6. Mai beschädigt worden waren. Weitere 30.000 Menschen wurden obdachlos.

Vom italienischen Staat wurde zuerst Geld für den Wiederaufbau der Industrie zur Verfügung gestellt, um die Abwanderung bzw. Auswanderung in andere Länder aus der schon zuvor von Arbeitsplatzmangel betroffenen Zone zu begrenzen. Für den Wiederaufbau von Häusern kamen auch Spenden aus anderen Ländern, wie z. B. aus Österreich. Auch der Dom von Gemona und der Dom von Venzone wurden wie andere zerstörte Kirchen wieder aufgebaut.

Einzelnachweise

  1. Suchanfrage beim NEIC-Erdbebenkatalog
  2. Erdbebendienst Bayern: Fernwirkung von Erdbeben, die in Bayern seit 1970 verspürt wurden. Abgerufen am 22. Januar 2010.
  3. http://www.geologie.ac.at/filestore/download/BR0064_032_A.pdf
  4. Stefan M. Schmid, Bernhard Fügenschuh, Eduard Kissling, Ralf Schuster (2004): TRANSMED Transects IV, V and VI: Three lithospheric transects across the Alps and their forelands. In: Cavazza W, Roure F, Spakman W, Stampfli GM, and Ziegler PA (Hrsg.): The TRANSMED Atlas: The Mediterranean Region from Crust to Mantle. Springer Verlag, 2004, ISBN 978-3-540-22181-4
  5. Computersimulation des Erdbebens von Friaul und der Zerstörung des Doms von Venzone (Università di Udine, HCI Lab)

Weblinks

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