Erdbeben von L’Aquila 2009

Erdbeben von L’Aquila 2009
Epizentrum des Bebens vom 6. April 2009
Physische Karte Italiens

Das Erdbeben von L’Aquila in Italien war ein Erdbeben in der Region Abruzzen und ereignete sich am 6. April 2009 um 03:32 Uhr Ortszeit (01:32 UTC am 6. April 2009). Vom United States Geological Survey wurde die Stärke des Hauptbebens mit der Momenten-Magnitude MW=6,3 angegeben[1], das Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia gibt eine Magnitude von ML = 5,8 auf der Richterskala an. Demnach befand sich das Hypozentrum des Erdbebens 5 Kilometer südwestlich des Stadtzentrums von L’Aquila, das etwa 95 Kilometer nordöstlich der italienischen Hauptstadt Rom liegt, in einer Tiefe von 8,8 Kilometern.[2] Das Beben war bis nach Rom sowie in Pescara an der Adriaküste im Osten des Landes zu spüren.

Inhaltsverzeichnis

Tektonischer Hintergrund

Das Beben in Zentralitalien ereignete sich als Folge einer Abschiebung an einer nordwest-südost-orientierten Struktur im zentralen Apennin, einem Gebirgszug, der vom Golf von Tarent im Süden bis in die Poebene im Norden Italiens verläuft. Aus geologischer Sicht stellt der Apennin einen Akkretionskeil als Folge einer Subduktion dar. Die Region ist tektonisch und geologisch äußerst komplex. Sie umfasst die Subduktion der Adriatischen Platte unter den Apennin von Osten nach Westen, die Kontinentalkollision zwischen der Eurasischen Platte und der Afrikanischen Platte im Norden und der Öffnung des Tyrrhenischen Beckens im Westen.

Das Zusammentreffen dieser Systeme findet in den häufig stattfindenden Beben am Apennin und der Mittelmeerregion Ausdruck. Auch das Beben von L’Aquila wurde dadurch verursacht, dass sich das Tyrrhenische Becken schneller öffnet als die Kompression zwischen der eurasischen und afrikanischen Platte voranschreitet.[1]

Vor- und Nachbeben

Bereits in den Stunden vor dem heftigsten Erdstoß der Stärke 5,8 gab es zwei kleinere Beben mit der Stärke 3,5 und 3,9. Auch am Vorabend war ein leichteres Beben im Norden Italiens spürbar; es hatte eine Stärke von 4,6 und ereignete sich um 22:20 Uhr in der Region Emilia-Romagna. Zahlreiche Nachbeben erschwerten zudem die Bergungsarbeiten.

Es war von der Größenordnung her das schwerste Erdbeben in der Region seit jenem bei Assisi im Jahr 1997.

Schäden und Verluste

Schäden nach dem Beben
Zerstörte PKWs
Zeltlager in der Region

Die Zahl der Toten beläuft sich auf 308, zudem musste die Zivilschutzbehörde etwa 67.000 Obdachlose in Zeltstädten und in Hotels an der Adriaküste vorläufig unterbringen.[3] Insgesamt sind bis zu 15.000 Gebäude von den Erdstößen beschädigt worden.[4]

Schwere Schäden richtete das Beben in der Altstadt von L’Aquila an, mit dem Schwerpunkt am südlichen Altstadtrand. Die größten Zerstörungen entstanden jedoch in Dörfern östlich der Stadt. Onna, das zur Gemeinde L’Aquila gehört, ist fast völlig zerstört und hat über 40 Opfer zu beklagen. Fast genauso stark wurden Castelnuovo, Fossa, Paganica, Roio Poggio, Santo Stefano di Sessanio, Tempera und Villa Sant’Angelo betroffen.[5]

Hilfe aus dem Ausland

Die Deutsche Botschaft Rom hat nach dem Erdbeben ein Spendenkonto eingerichtet und unterstützt mit den Geldern den Wiederaufbau des Vorortes Onna. Auch die Partnerstadt Rottweil hat umfangreiche Spenden gesammelt. Onna war während des Erdbebens zu über 90% zerstört wurden, 42 der 280 Einwohner kamen ums Leben. Unter der Koordination der Botschaft wurde für mehrere Monate eine Einheit des Technischen Hilfswerks entsandt, ein Gemeindehaus errichtet und ein Wiederaufbauplan für das Dorf begonnen. Die Botschaft konzentrierte ihre Hilfe auf Onna, da dieses Dorf historisch mit Deutschland verbunden ist: 1944 hatte die Wehrmacht dort 17 unschuldige Menschen erschossen und mehrere Häuser gesprengt.[6]

Der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat seinem italienischen Amtskollegen Franco Frattini zudem Hilfe bei dem Wiederaufbau der Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert zugesagt.

Wiederaufbau

Die italienische Regierung sagte für den Wiederaufbau Gelder in Höhe von 15 Milliarden Euro zu. Der Wiederaufbau wird als schleppend beschrieben.[7][8][9]

Einzelnachweise

  1. a b Magnitude 6.3 - CENTRAL ITALY. United States Geological Survey, 6. April 2009, abgerufen am 6. April 2009 (englisch).
  2. Magnitudo(Ml) 5.8 - ABRUZZO - L'AQUILA. Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia, 6. April 2009. http://cnt.rm.ingv.it/~earthquake/data_id/2206496920/event.php. Abgerufen am 6. April 2009 (nicht mehr erreichbar). (italienisch)
  3. Ein Jahr nach dem Erdbeben. Deutsche Welle, 6. April 2010, abgerufen am 8. April 2010 (deutsch).
  4. Aspettando Pasqua nelle tendopoli Sale a 293 il bilancio delle vittime. La Repubblica, abgerufen am 11. April 2009 (italienisch).
  5. Terremoto in Abruzzo oltre 150 morti, 70.000 sfollati. La Repubblica, 6. April 2009, abgerufen am 6. April 2009 (italienisch).
  6. Hoffnung im Dorf, das es nicht mehr gibt. tagesschau.de, 6. April 2009, abgerufen am 7. Oktober 2010 (deutsch).
  7. Erdbeben in L'Aquila − Viel Geld für wenig Wiederaufbau. www.spiegel.de, abgerufen am 8.8.
  8. ZWEI JAHRE NACH DEM ERDBEBEN − In L'Aquila stockt der Wiederaufbau immer noch. www.tagblatt.de, abgerufen am 8.8.
  9. Ein Jahr nach dem Beben in den Abruzzen − Wiederaufbau in L'Aquila verläuft stockend. www.tagesschau.de, abgerufen am 8.8.

Weblinks

 Commons: Erdbeben von L’Aquila – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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