Erhard und Söhne

Erhard und Söhne

Die Firma Erhard & Söhne wurde 1844 in Schwäbisch Gmünd von Carl Gottlieb Erhard und seinen beiden Söhnen gegründet und hat kunsthandwerklich und künstlerisch bedeutende Gebrauchs- und Schmuckgegenstände hergestellt. Carl Gottlieb Erhard, Pfarrerssohn aus Großheppach, konnte durch die Heirat mit einer Debler-Tochter in Gmünd Fuß fassen. Er wurde Teilhaber der Firma Gerber & Co, schied dort 1843 mit einer Abfindung von 100.000 Gulden aus und gründete mit Hilfe der Söhne Carl und Julius die Firma Erhard & Söhne – heute die älteste produzierende Fabrik der Stadt. Er besorgte sich hoch ausgebildete Fachleute um eine von ihm entdeckte Marktlücke auszufüllen – die Fabrikation von im Feuer vergoldeten Metallwaren, die sonst im Ausland um teures Geld gekauft wurden. So bekamen auch seine Söhne die beste Ausbildung, Lehren als Ziseleur und Graveur. Julius war hierbei der kreative, Carl der kaufmännische Leiter. Das Unternehmen schrieb fortan Gmünder Stadtgeschichte und spezialisierte sich auf Galanteriewaren aller Art insbesondere aus Messing und Bronze, auf besonderen Wunsch auch versilbert, oder vergoldet. Höchste Fertigkeit erlangten sie in ihren Miniaturarbeiten. Puppenstubenmöbel waren begehrt. Buchbinder, Handschuhmacher und andere Handwerker ließen ihre Knöpfe, Schnallen, Schlösser usw. von Erhard & Söhne anfertigen. Auch für die Gläubigen und Kirchen wurden Kreuze, Weihkessel, Firmungsmedaillen bis hin zu Altarleuchten und Monstranzen gefertigt.

Produziert wurde zu Anfang für England, Amerika und die deutschen Staaten. 1864 wurde das Gebäude aus diesem Grund erweitert. Die Firma versuchte immer wieder Neues und wurde deshalb auch „Probieranstalt“ genannt. Bald hatte sie 3000 Beschäftigte, sodass die Enkelgeneration Carl und Paul Hermann um 1900 weitere Fabrikgebäude für sich beanspruchten.

In der Sammlerszene der antiken Puppenstuben ist diese Firma sehr bekannt, da sie vergoldetes Puppenstubenzubehör von allerhöchster Qualität bis etwa Mitte der 1920er Jahre produziert hat. Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren goldene Jahre. Für die Vielzahl an verkauften Stücken zeugen heute noch die gut erhaltenen Ormolu-Puppenstubenaccessoires und Möbelchen in den USA. Doch es wurde immer mehr auf den Maschinenbau gesetzt und mit der Spielwarenproduktion ging es bergab. Bereits 1930 war Erhard und Söhne in keinem Spielwarenkatalog mehr vertreten.

Die Firma hat nach dem Zweiten Weltkrieg auch maßgeblich an der Entwicklung des Unimog mitgearbeitet und ist heute unter dem Namen Erhard Automotive eine bedeutende Fabrik von Tanks für Nutzfahrzeuge.

Quellen

  • Swantje Köhler: Goldenes Puppenstubenzubehör - Die Metallspielwaren der Firma Erhard & Söhne. Swantje-Koehler-Verlag 2007, ISBN 978-3-9811524-0-1
  • Erhard & Söhne GmbH

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