Erter europäischer Astronomenkongress

Erter europäischer Astronomenkongress

Der erste europäische Astronomenkongress fand in den Sommerwochen 1798 auf der Seeberg-Sternwarte in Gotha statt.

Die 1790 von Franz Xaver von Zach in Betrieb genommene Seeberg-Sternwarte wurde schnell zu einem Mittelpunkt der europäischen Astronomengemeinde. Zach korrespondierte mit fast allen Fachkollegen und seine von ihm entworfene Sternwarte wurde wegen ihrer neuartigen Anlage häufig besucht.

1798 meldete der französische Astronom de Lalande seine Besuch in Gotha an, wo er den Berliner Astronomen Johann Elert Bode zu treffen hoffte. Zach schickte zu dem geplanten Treffen Einladungen an verschiedene Fachkollegen. Meist wurden diese Einladungen positiv aufgenommen und von den jeweiligen Herrschern unterstützt. Andere fürchteten jedoch den Einfluss revolutionärer französischer Ideen. So durften J. H. Schroeter aus Lilienthal, H. W. Olbers aus Bremen und G. von Vega aus Wien nicht nach Gotha reisen.

Teilnehmer des Kongresses

Ablauf und Ergebnisse des Treffens

Zach konnte die meisten Teilnehmer in seinen Sternwartengebäuden unterbringen, doch einige mussten auch im Gasthaus „Zur Schelle“ am Gothaer Hauptmarkt wohnen. An klaren Abenden waren aber alle zu Beobachtungen und Diskussionen in der Seeberg-Sternwarte versammelt.

Der Umfang der Diskussionen war breit angelegt. Von vornherein war man sich klar, dass nur eine engere Zusammenarbeit die gewünschten Erfolge sichern konnte. So entstand die Vorstellung einer astronomischen Fachzeitschrift. Zwar existierte zu jenem Zeitpunkt bereits das Johann Elert Bode herausgegebene Berliner Jahrbuch, doch dauerte es bei dieser Veröffentlichung, in der beschreibenden Texten zudem vergleichsweise wenig Raum eingeräumt wurde, zu lange, neue Forschungsergebnisse bekannt zu machen.

Der Vergleich der mitgebrachten Instrumente, vor allem der Chronometer und Sextanten, gab den anwesenden Mechanikern neue Anregungen. Vorschläge für neue Sternbilder wurden nicht realisiert, auch die Einführung des metrischen Systems, einer aus der französischen Revolution hervorgegangenen Idee, erschien den Teilnehmern politisch in den einzelnen Ländern nicht durchsetzbar. Man beschloss allerdings, das metrische System bei der eigenen Arbeit einsetzen.

Praktische Übungen fanden nicht nur auf der Sternwarte statt. Vor allem die gemeinsame Exkursion zum Inselsberg am 14. August 1798 gab dazu Gelegenheit, zumal man die astronomischen Beobachtungen mit barometrischen Höhenmessungen verknüpfen konnte. An diesem Arbeitsausflug nahm auch die Herzogin Marie Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha teil.

Auch das gesellige Beisammensein kam nicht zu kurz. Wie der Bruder des Herzogs, Prinz August, berichtete, wurde der Namenstag der Nichte Lalandes Fräulein Marie-Jeanne Amélie Lefrançois mit gemeinsamen Tänzen und einer Kanonade begangen. Ende August 1798 waren die letzten Teilnehmer abgereist. Johann Jakob Huber aus Basel war am 21. August verstorben.

Als Erinnerungsstücke sind im Museum für Regionalgeschichte Gotha ein von Lalande überreichter Globus und ein metrischer Maßstab vorhanden.

1998 führte die Astronomische Gesellschaft Deutschlands anlässlich des 200. Jahrestages des ersten europäischen Astronomenkongresses ihre Frühjahrstagung in Gotha durch, wobei sich über 120 Astronomen aus 15 Ländern hier trafen.

Zu Ehren dieses Jahrestages wurde der Asteroid (8130) mit der Bezeichnung „Seeberg“ belegt.

Literatur

  • Manfred Strumpf. Gothas astronomische Epoche. Horb am Neckar: Geiger, 1998. ISBN 3-89570-381-8.

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