Eugen Borisowitsch Onégin

Eugen Borisowitsch Onégin
„E. Borisowitsch Lhwoff-Onégin“

Agnes Elisabeth Overbeck, Pseudonym Baron Eugen Borisowitsch Lhwoff-Onégin, (* 10. Oktober 1870 in Düsseldorf; † 12. November 1919 in Stuttgart) war eine deutsche Komponistin und Pianistin.

Leben

Overbeck ist eine Urenkelin des Lübecker Bürgermeisters Christian Adolph Overbeck, eine Großnichte des Malers Friedrich Overbeck und eine Nichte des Archäologen Johannes Adolph Overbeck. Nach der Trennung der Eltern 1866 zog die Mutter mit ihr und ihren Geschwistern nach London. Overbeck war zunächst in London tätig und 1904 in St. Petersburg. Sie erhielt eine Ausbildung am Londoner Konservatorium und erlangte ein Diplom für Dirigierkunst, Orgelspiel, Klavierspiel und Komposition. [1] Sie war Klavierbegleiterin von Clara Butt und von Schülern von Manuel Patricio Rodríguez García in London.[2] Aus Leningrad kehrte sie unter dem Namen „Baron Eugen Borisowitsch Onégin“ (auch „Baron Eugen Borisowitsch Lhwoff-Onégin“) zurück und gab an, eine Großnichte des russischen Großfürsten Alexei Fjodorowitsch Lwow, Komponist der russischen Nationalhymne „Gott, schütze den Zaren!“, zu sein. Inwieweit Overbeck zu dieser Maskerade durch Clara Butt angeregt wurde, die gerne Männerhosen trug und Zigarren rauchte, ist ungeklärt. Overbeck war verantwortlich für die stimmliche Ausbildung der damals jungen Liedkünstlerin und späteren Opernsängerin Sigrid Onégin, die seinerzeit noch unter ihrem bürgerlichen Namen Lilly Hoffmann auftrat. Overbeck begleitete sie zugleich bei Auftritten am Klavier. Sie hatte Sigrid Onégin bei einem Vorsingen am Spangenberg'schen Konservatorium, dem Vorläufer der heutigen Wiesbadener Musikakademie entdeckt. Die beiden gingen eine Beziehung ein – „das ungleiche Paar, die fast stattliche Siebzehnjährige, die den um neun Jahre Älteren fast um Haupteslänge überragt, und den zierlichen, fast überzarten Gefährten. … Sie wußte, daß die Menschen sich darüber wunderten, daß sie, die so viele Freier ausgeschlagen, sich nun einem Manne verbunden fühlte … Trotzdem Lilly von klein auf eine zärtliche Liebe zu Kindern hatte …, durfte sie jetzt nicht an sich denken.“ [3] Am 25. Januar 1913 „heiratete“ sie Sigrid Onégin in London unter ihrem Pseudonym Baron Onégin. [4] Die Mutter von Sigrid Onégin hatte „ihre Abneigung gegen ihn noch nicht überwunden … Hier gab es nur eine Lösung, das Mädchen dem Willen der Mutter zu entziehen … Ohne die Mutter zu verständigen, fahren sie ab, lassen sich heimlich in London trauen.“ [5] Von 1912 bis zu ihrem Tod 1919 lebte sie mit Sigrid Onégin in Stuttgart, wo diese ein Engagement an der Oper hatte. Erhalten ist eine Aufnahme des von Overbeck komponierten Ave Maria, gesungen von Sigrid Onégin.[6]

Quellen

  • Fritz Penzoldt: Sigrid Onégin – Leben und Werk, Magdeburg 1939; Neuauflage unter dem Titel: Alt-Rhapsodie, Neustadt an der Aisch ³1953
  • Isabel Sellheim: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1869) in genealogischen Übersichten. Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266

Einzelnachweise

  1. Fritz Penzoldt, Sigrid Onégin, Magdeburg 1939, S. 45
  2. Ebendort
  3. Fritz Penzoldt, Sigrid Onégin, Magdeburg 1939, S. 45
  4. Isabel Sellheim, Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1869) in genealogischen Übersichten. Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266, S. 189
  5. Fritz Penzoldt, Sigrid Onégin, Magdeburg 1939, S. 49f
  6. The Wilhelm Mengelberg Society, NEWSLETTER NO. 37: The German contralto Sigrid Onégin (1889–1943) often sang under Mengelberg. Her second husband, the German medical doctor Fritz Penzoldt, who survived her by 16 years, wrote her biography, published in Germany in 1939. He tells her life (uncommonly interesting for a musician) in the first person, as though she were writing her own story. Her first husband, who died in 1919 of a bad liver, was the Russian baron Eugen Borisowitsch Onégin, who was also her teacher & accompanist, & a.composer, whose songs she sang, one of which, Ave Maria, she recorded.

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