- Friedrich Overbeck
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Johann Friedrich Overbeck (* 3. Juli 1789 in Lübeck; † 12. November 1869 in Rom, ± in der Kirche San Bernardo alle Terme in Rom) war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutendsten Protagonisten der nazarenischen Kunst.
Inhaltsverzeichnis
Familiärer Hintergrund
Overbeck war ein Sohn des Lübecker Juristen, Domherrn, Senators, Bürgermeisters und Dichters („Komm, lieber Mai und mache“) Christian Adolph Overbeck (1755-1821) und Enkel des Juristen Georg Christian Overbeck (1713-1786) und seiner Frau Eleonora Maria Jauch (1732-1797).
Ausbildung
Er hatte von jeher gerne gezeichnet, und ein alter Artillerieunteroffizier namens Mau, der auch Zeichenunterricht erteilte, war sein erster Lehrer.[1] Michaelis 1803 war er in die Prima des Lübecker Katharineums gekommen.[2]
Im Jahre 1804, das als das Jahr der künstlerischen Geburt Overbecks betrachtet werden darf, hatte er es, noch nicht fünfzehnjährig, durchgesetzt, dass sein Vater ihn als Schüler zu dem zu jener Zeit in Lübeck lebenden Maler Joseph Nicolaus Peroux brachte. Dieser war es, der in ihm das erste Liebesfeuer zur göttlichen Kunst entfachte.[3] Als er von diesem gelernt hatte, was dieser lehren konnte,[4]
Am 6. März 1806 sein Elternmhaus und damit Lübeck, für immer, verlassend zog er zur Fortführung seines Studiums an die Akademie der bildenden Künste nach Wien. Dort lehrte Heinrich Friedrich Füger Aus Unzufriedenheit mit dem an der Akademie gelehrten Klassizismus brach er 1810 sein dortiges Studium ab und zog gemeinsam mit Franz Pforr und Ludwig Vogel nach Rom.
Wirken in Rom
Schon in Wien hatten die Freunde 1809 nach dem Vorbild der mittelalterlichen Lukasgilden den Lukasbund gegründet, eine Gruppe von Künstlern, die sich der Erneuerung der Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus widmete. Zu ihnen stießen Philipp Veit und Peter Cornelius[5]. Sie lebten in klösterlicher Gemeinschaft in Sant'Isidoro am Pincio in Rom. Im April 1813 konvertierte Overbeck zur römisch-katholischen Kirche. Ihre Bezeichnung als Nazarener wegen ihrer Haartracht war zunächst spöttisch gemeint, die Bezeichnung „nazarenische Kunst“ wurde aber allgemein gebräuchlich. 1816/17 Durchbruch mit der Ausmalung der Casa Bartholdy, der Residenz des preußischen Gesandten Jakob Ludwig Salomon Bartholdy, durch Overbeck, Cornelius, Veit und Friedrich Wilhelm von Schadow mit Fresken zur Josephslegende (jetzt in der Alten Nationalgalerie, Berlin). 1817–1828 Ausgestaltung des Casino Massimo durch Overbeck, Cornelius, Veit und Julius Schnorr von Carolsfeld. 1826 lehnte Overbeck das Angebot des bayerischen Königs Ludwig I. ab, eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste München zu übernehmen, ebenso wie ein entsprechendes Angebot der Kunstakademie Düsseldorf. 1829 lehnte er auch das Angebot der Leitung des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main ab. Als patriarchalische Gestalt von Freunden und zahlreichen Schülern verehrt, erfüllt von tiefem Glauben, hielt der „katholische Internationalist“ (Jens Christian Jensen) bis zu seinem Tod am konservativen Ideal der frühen Jahre fest, selbst als die religiöse Malerei der Spätnazarener längst durch Nachromantik und Realismus überholt war. Seine Wertschätzung in kirchlichen Kreisen belegt ein persönlicher Besuch Papst Pius IX. in Overbecks Haus in Rom. Darüber hinaus gehörte Overbeck neben Johann Michael Wittmer, Clemens August Alertz und anderen dem Vorstand der Erzbruderschaft „Campo Santo Teutonico“ in Rom an. Sein Patenkind und gleichzeitiger Schwiegersohn,[6] der römische Bildhauer Karl Hoffmann (1816–1872), schuf den Epitaph Overbecks in der Kirche San Bernardo alle Terme in Rom.
Unter Anton de Waal versuchte die Erzbruderschaft, den Leichnam auf den Campo Santo zu überführen, wo auch Overbecks Ehefrau Anna (um 1790–1853), ihre beiden früh verstorbenen Töchter und der Sohn († 1840) bestattet wurden.[7]
Nachwirkung und Bedeutung
Mit Peter Cornelius zählt Overbeck zu den bedeutsamsten Vertretern des Versuchs einer Erneuerung der deutschen Malerei aus religiösem Geist im 19. Jahrhundert. Overbecks Werk und seiner Rolle als Führer der Nazarener hat sich das Interesse in den letzten Jahrzehnten verstärkt wieder zugewandt, erkennbar in einer Reihe von Publikationen und größeren Ausstellungen Frankfurt 1977, Rom 1981, München 1984 und Lübeck 1989. Sein Werk ist einer der Sammlungsschwerpunkte des Lübecker Museums Behnhaus.
Schriften
- Der Maler und das Mädchen. um 1810-20[8]
Hauptwerke
- 1810 Bildnis des Malers Franz Pforr, Alte Nationalgalerie, Berlin
- 1821 Vittoria Caldoni, Neue Pinakothek, München
- 1824 Einzug Jesu in Jerusalem, in der Lübecker Marienkirche aufgestellt und dort beim Luftangriff auf Lübeck am Palmsonntag 1942 verbrannt - Sohn Alphons Maria (1), Ehefrau Anna (2), Vater Christian Adolph (3), Mutter Elisabeth (4), Schwester Charlotte (5) und der Künstler (6) im Kreis seiner Freunde
- 1827/33 Christus am Ölberg, für die Kapelle des Krankenhauses in Hamburg-St. Georg, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, heute in der Hamburger Kunsthalle
- 1828 Italia und Germania, Neue Pinakothek, München; Staatliche Kunstsammlung Dresden (Kopie von Theodor Rehbenitz)
- 1829 Fresko auf der Außenwand der Portiunkula-Kapelle in der Kirche Maria degli Angeli bei Assisi
- 1834-36 Sposalizio, Muzeum Narodowe, Poznań (Posen)
- 1840 Triumph der Religion in den Künsten Städel, Frankfurt am Main; Skizze in der Hamburger Kunsthalle
- 1841 Verstoßung von Hagar und Ismael, Auftragsarbeit für Senator Jenisch, heute im Altonaer Museum
- 1846 Beweinung Christi (in der Lübecker Marienkirche aufgestellt), Karton in der Kunsthalle Karlsruhe
- 1857 Himmelfahrt Mariä (im Kölner Dom aufgestellt)
- 1861 Sieben Sakramente (Kartonentwürfe für den Dom von Orvieto), davon ausgeführt:
- 1862-64 Die Taufe, Neue Pinakothek, München
Illustrationen (Auswahl)
- In: Sammlung von Original-Radirungen Düsseldorfer Künstler. - Düsseldorf: Schulgen, 1850. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Galerie
Fresken
Gemälde
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Beweinung Christi
Marienkirche (Lübeck)
Ehrungen
Orden
- 1839 Ritter des bayerischen Ordens vom Heiligen Michael
- 1854 Ritter des Bayerischen Maximiliansordens
- 1855 Ritter des preußischen Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste
- 1860 Komtur des Kaiserlich-Österreichischen Franz-Joseph-Ordens
- 1865 Großoffizier des mexikanischen Ordens unserer lieben Frau von Guadalupe
- 1866 Kommandeur des belgischen Leopoldsordens
Mitgliedschaften
- 1928 Korrespondierendes Mitglied der Accademia Properziana del Subiaso in Assisi
- 1829 Ehrenmitglied der Kunstakademie München
- 1830 Ehrenmitglied des Breslauer Künstlervereins
- 1831 Ehrenmitglied und Professor der Accademia di San Luca in Rom, 1837 Ratsmitglied
- 1836 Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste in Wien
- 1841 Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste in Ravenna
- 1841 Ehrenmitglied der Gesellschaft Arti et Amicitiae in Amsterdam
- 1843 Freies Mitglied des Instituts der schönen Künste in London
- 1844 Korrespondierendes Mitglied des französischen Instituts
- 1844 Mitglied der Akademie in Florenz
- 1845 Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin
- 1849 Ehrenmitglied der Ecclesiological Society von Irland
- 1850 Ehrenmitglied der Accademia Ligustica di Belle Arti in Genua
- 1851 Mitglied der Accademia Etrusca in Cortona
- 1853 Ehrenpräsident der Société universelle pour l'encouragement des arts de l'industrie in London
- 1856 Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Perugia
- 1859 Ehrenmitglied des Dürervereins in Wien
- 1860 Mitglied der Accademia dei Quiriti in Rom
- 1861 Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Antwerpen, 1863 wirkliches Mitglied
- 1862 Ehrenmitglied der Akademie der Künste in Mailand
- 1864 Auswärtiges Ehrenmitglied der amerikanischen Academy of Arts and Sciences in Boston
- 1864 Ehrenmitglied und Meister des Freien deutschen Hochstifts für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung in Frankfurt
- 1867 Korrespondierendes Mitglied der Société Royale pour l'encouragement des Beaux-Arts in Antwerpen
- (Jahr?) Vorstandsmitglied der Erzbruderschaft des Campo Santo Teutonico
Benennungen
- Overbeckstraße, Lübeck
- Friedrich-Overbeck-Straße, Nürnberg
- 1904 Overbeckstraße, Dresden-Übigau
- 1938 Overbeckgasse, Wien-Hietzing
- 1939 Overbeckstraße, Berlin-Schöneberg
- 1988 Overbeck-Preis für Bildende Kunst
Literatur
Ausstellungskataloge
- Die Nazarener, Ausstellungskatalog, Frankfurt am Main 1977.
- Johann Friedrich Overbeck (1789-1869). Gemälde und Zeichnungen. Katalog der Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, hrsg. von Andreas Blühm und Gerhard Gerkens, Lübeck 1989
- Friedrich Overbeck - Italia und Germania Informationen über das grafische Vorwerk zum Gemälde sowie den Intentionen des Künstlers. Katalog der Ausstellung 20. Februar - 14. April 2002. Verlag: Staatliche Graphische Sammlung, München
- Religion, Macht, Kunst: die Nazarener ; [anlässlich der Ausstellung "Religion, Macht, Kunst. Die Nazarener", Schirn-Kunsthalle Frankfurt, 15. April - 24. Juli 2005], hrsg. von Max Hollein und Christa Steinle. Köln: König 2005 ISBN 3-88375-940-6
Studien
- Keith Andrews: I Nazareni, Mailand 1967
- R. Bachleitner: Die Nazarener, 1976
- Brigitte Heise: Johann Friedrich Overbeck. Das künstlerische Werk und seine literarischen und autobiographischen Quellen. Böhlau Verlag, Köln 1999
- Karl Georg Heise: Overbeck und sein Kreis, München 1928
- Margaret Howitt: Friedrich Overbeck sein Leben und Schaffen ; nach seinen Briefen und andern Documenten des handschriftlichen Nachlasses geschildert, Freiburg i. B.: Herder 1886
- Digitalisat der ULB Düsseldorf, Band 1: 1789-1833
- Digitalisat der ULB Düsseldorf, Band 2: 1833-1869
- Isabel Sellheim: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1896) in genealogischen Übersichten, Band 104 des Deutschen Familienarchivs, Neustadt an der Aisch 1989 ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266
- Michael Thimann: Hieroglyphen der Trauer. Johann Friedrich Overbecks 'Beweinung Christi'. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 28 (2001), S. 191-234
- Friedrich Pecht: Overbeck, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 7–14.
- Ekkehard Mai: Overbeck, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 721–723.
Anmerkungen
- ↑ Vaterstädtische Blätter; Lübeck, den 20. März 1904, Artikel: Friedrich Overbeck
- ↑ siehe "Aus dem Leben Friedrich Overbecks", Briefe an Eltern und Geschwister, eingeleitet und herausgegeben von Prof. Dr. P. Hasse. Allg. kons. Monatsschrift 1887, IX-XII, 1888 I. II.
- ↑ So schrieb Overbeck noch in späten Jahren an seinen Lehrer
- ↑ Am 9. Juni 1806 schreibt er an seine Mutter: ...Es wird mich gewiß nicht abhalten, Herrn Perour weniger deshalb zu liebenwie zuvor, nur ist es zu bewdauern, daß er es in der Kunst nicht so weit gebracht hat, wie es einem so braven Mann zu gönnen wäre...
- ↑
Wikisource: Empfehlungsschreiben von Karl Ludwig Roeck an Overbeck – Quellen und Volltexte
- ↑ Siehe Darstellung bei Karl Hoffmann: Overbeck adoptierte Hoffmanns Frau als Erwachsene nach dem Tod seiner Ehefrau.
- ↑ Albrecht Weiland: Der Campo Santo Teutonico in Rom und seine Grabdenkmäler. Band I, Herder, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-451-20882-2, S. 203 ff
- ↑ s:de:Der Maler und das Mädchen
Siehe auch
Weblinks
Commons: Friedrich Overbeck – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Friedrich Overbeck – Quellen und Volltexte- Literatur von und über Friedrich Overbeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Friedrich Overbeck bei Zeno.org
- Portiunkula-Kapelle/Wandfresko
- Unwilling Moderns: The Nazarene Painters of the Nineteenth Century. Essay von Lionel Gossman (in englischer Sprache)
- Friedrich Overbeck: Der Triumph der Religion in den Künsten
- Overbeck bei Lost Art
Kategorien:- Digitalisierte Literatur der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
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