Eumig

Eumig

Eumig war ein österreichischer Hersteller von Radios, Filmkameras und -projektoren, Tonbandgeräten und Kassettendecks.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Im Jahre 1919 wurde die "Elektrizitäts- und Metallwaren- Industrie-Gesellschaft m. b. H." in der Linken Wienzeile 86 in Wien-Mariahilf von Karl Vockenhuber, Ingenieur Alois Handler und Adolf Halpern, welcher den Großteil der finanziellen Mittel einbrachte, gegründet. Am Anfang wurden Feuerzeuge aus Patronenhülsen sowie Zigarettendosen und diverses Elektromaterial erzeugt. Noch im gleichen Jahr übersiedelte Eumig in die Schallergasse 42 in 1120 Wien.

1921 wechselte das Unternehmen in die Hirschengasse 5 ebenfalls in Mariahilf. Eumig hatte nun bereits 65 Beschäftigte.

Erschließung des späteren Geschäftsfeldes

Im Jahre 1924 begann Eumig mit der Produktion von Rundfunkgeräten ("Low Loss Detektor Empfänger" und "Eumig Baby"). Der Unternehmensmitbegründer Adolf Halpern wurde 1926 ausbezahlt und schied aus dem Unternehmen aus.

1928 begann Eumig mit der Entwicklung von Filmgeräten. Der erste Filmprojektor für 16mm-Film kam 1931: Die "Eumig P 1". 1932 wurde die erste Filmkamera "Eumig C 1" für 9,5-mm-Film vorgestellt. 1935 brachte Eumig die Filmkamera "Eumig C 2", ebenfalls für 9,5-mm-Film heraus. Diese war die erste Filmkamera der Welt mit halbautomatischer Nachführbelichtungsregelung.

1935 erwarb Eumig das Unternehmen Panradio in Wien X., Buchengasse 11-13. Im Jahre 1937 erschienen die Filmkameras "Eumig C 3" (mit Antrieb durch Federwerk), sowie die "Eumig C 4" (mit Antrieb durch Elektromotor). Insgesamt werden von der C-3-Serie etwa 300'000 Stück gebaut. Die C 4 war die erste Amateur-Filmkamera der Welt mit elektrischem Antrieb.

Zweiter Weltkrieg

Während der Kriegsjahre musste Eumig neben Radios auch militärische Geräte erzeugen. 1941 hatte Eumig 1.000 Beschäftigte. Das Wiener Werk in der Buchengasse wurde 1945 durch Bomben zerstört. Glücklicherweise wurden die Maschinen bereits im Jahr davor in ein Zweigwerk nach Micheldorf übersiedelt.

1945-1981

1951 starb K. Vockenhuber und im Jahre 1960 A. Handler.

1951 versuchte sich Eumig in Fotoapparaten. Die Kamera "Eumigetta" - für Rollfilm 6 x 6 cm - wurde vorgestellt. Zwei Jahre später erschien das Nachfolgemodell "Eumigetta 2". Später wurde die Produktion von Fotoapparaten aber wieder aufgegeben. 1954 stellte Eumig den Projektor "Eumig P 8" vor, den weltweit ersten Filmprojektor mit Niedervoltbeleuchtungssystem (12 Volt).

Filmkamera Eumig Electric, ca. 1955

1955 brachte Eumig sein erfolgreichstes Radiogerät "Eumigette" (7 Röhren für UKW und MW) auf den Markt. Insgesamt wurden davon etwa 500'000 Stück erzeugt. 1956 wird eine Fabriksanlage nach dem Entwurf von Oswald Haerdtl am Standort Wiener Neudorf errichtet. 1961 hatte Eumig 3.000 Beschäftigte. 1962 wurde die Radioproduktion aufgegeben und an HEA verkauft. Rückblickend hat Eumig mehr als 3 Millionen Radios erzeugt. Das Unternehmen konzentrierte sich darauf auf den Bau von Filmkameras und Projektoren. Die Produktion war in Wiener Neudorf und Fürstenfeld.

1956 Auf Initiative von Ingenieur Karl Vockenhuber junior wurde nach 6wöchiger Erprobung und anschließender Befragung der Belegschaft bei Eumig als erstem Betrieb in Österreich die 40-Stunden-Woche eingeführt. 1957 wurde die Filmkamera "Eumig C 16" für 16-mm-Film vorgestellt. 1958 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und durfte das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.

1965, nachdem Kodak (USA) den Super-8-Film vorgestellt hatte, brachte Eumig die Filmkamera "Viennette Super-8" und die Projektoren "Eumig Mark M Super-8" mit Einfädelautomatik und Stillstandsprojektion und "Eumig Mark S(ilumin) Super-8" für Super-8-Tonfilm auf den Markt. Eumig war damals der einzige europäische Hersteller mit einem komplettem Filmgeräteprogramm für Super-8-Film. 1969 übernahm Eumig die Schweizer Firma Bolex. 1971 stellte Eumig die Filmkamera "Eumig Mini" vor. Insgesamt wurden von der Mini-Serie etwa 500.000 Stück erzeugt. 1973 wurde der Stummfilm-Projektor "Eumig Mark 610 D" (umschaltbar für Normal-8- und Super-8-Film) auf den Markt gebracht. Dieser Projektor wurde in ähnlicher Form auch als "Bolex 18-3 Duo" und als "Revuelux 3003" verkauft.

Filmprojektor Eumig Mark S 810D LUX HQS, ca. 1974

1974 übersiedelte die Konzernleitung von der Wiener Buchengasse in das neue Hochhaus neben dem Werk in Wiener Neudorf (Niederösterreich). 1975 war Eumig der größte Filmprojektorenhersteller der Welt (500.000 im Jahr). Eumig hatte 5000 Beschäftigte. 1976 wurde ein Vertrag mit Polaroid (USA) zur Erzeugung der Polavision-Sofortfilm-Geräte abgeschlossen. Das "Polavision"-System bestand aus der Kamera, dem Vorführgerät und einem in Spezialkassetten gelieferten Film, der sofort nach der Belichtung entwickelt und schon nach 90 Sekunden vorgeführt werden konnte. Zwei Jahre später musste Eumig 1.000 Beschäftigten kündigen, nachdem Polaroid die Aufträge für Polavision gestoppt hatte. 1977 versuchte es Eumig noch ein Mal in der Radio-HiFi-Branche und brachte das 3-Kopf-Hifi-Kassettendeck "Metropolitan CCD" (mit eingebautem Tuner und Verstärker auch als "Metropolitan CC") in Pultbauweise mit vollelektronischer Sensorsteuerung und optoelektronischer Gleichlaufkontrolle auf den Markt.

Ab 1978 Zweigwerk in Fohnsdorf[1] (Leiterplatten und Werkzeugbau)[2].

1979 begann Eumig mit der Entwicklung eines tragbaren Videorekorders für das von BASF entwickelte LVR-System ("Longitudional Video Recording", die Aufnahme erfolgte dabei in 48 parallelen Videospuren). Ende 1979 wurde die Weiterentwicklung des LVR-Systems aber eingestellt, da die Marktchancen als zu gering eingeschätzt wurden.

1979 kam mit dem Eumig FL-1000uP ein Aufsehen erregendes Kassettendeck heraus und löste die Metropolitan-Serie ab. Es war mikroprozessorgesteuert (Mostek MK 3870), hatte ein von Metropolitan weiterentwickeltes Laufwerk in Frontladerbauweise, bei dem die Wickeldrehzahl beim Rückspulen elektronisch geregelt wurde (sehr kurze Rückspulzeit), und konnte Bandstellen dank elektronischem Zählwerk präzise anfahren. Durch den schwungmasselosen Capstan-Antrieb war die Hochlaufzeit extrem kurz. Die drei Köpfe waren bereits für Reineisenband ausgelegt. Mit Hilfe des eingebauten Interface konnten bis zu sechzehn Decks von einem Computer aus gesteuert werden. Das FL-1000uP gewann den "Award for Design and Engineering" der Consumer Electronics Show (CES) in Chicago (USA), 1979. Keines der dort gezeigten japanischen Geräte der Spitzenklasse wies einen ähnlichen Funktionsumfang auf wie das österreichische Eumig-Gerät. 1979 brachte Eumig die wasserdichte Filmkamera "Eumig Nautica" für Super-8 heraus (bis 40 Meter Tauchtiefe geeignet). 1980 hatte Eumig nur mehr 3.000 Beschäftigte.

1980 stellte Eumig die beiden Filmkameras "Eumig Sound 125 XL" und "Eumig Sound 128 XL" für Super-8-Tonfilm vor. Das waren die einzigen von Eumig selbst hergestellten Tonfilm-Kameras. Davor wurden einige Tonfilm-Kameras von des Unternehmens Bell & Howell (USA) zugekauft.

Jähes Ende

1981 wurde der Entwicklungszweig für SMD-Technik an das Unternehmen Schrack verkauft. Die Österreichische Länderbank stoppte die weitere Finanzierung von Eumig. Die Produktion von HiFi-Geräten wurde beendet. 1982 Konkurs des einstigen Vorzeigebetriebes. Das Eumig-Hochhaus in Wiener Neudorf wurde an die Palmers AG. verkauft, der Markenname "Eumig" an die luxemburgische Firma Interbasic. Das Eumig-Patent für das Makro-System in den Objektiven wurde an die japanische Firma Canon verkauft. Das Werk Fohnsdorf ging an AT & S.[1] 1985 Ende des Konkursverfahrens. 1989 erwirbt die deutsche Rothenberger GmbH, Frankfurt, die Rechte an dem Namen eumig, des Unternehmens für die Produktion von Fotoapparaten und Audio- und Videosystemen. Unter dem Namen eumig industrie-tv GmbH Umwelttechnik werden Produkte für den Kanal- und Rohrbereich vertrieben.

Einzelnachweise

  1. a b Austria Technologie & Systemtechnik AG, AT & S. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
  2. http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1985/8/1168018/

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