Radio

Radio
Röhrenradio (1954)

Radio (v. lat.: radius = der Strahl) als Kurzwort für Radioempfangsgerät oder auch Rundfunkempfangsgerät bezeichnet einen Apparat zum Empfang von Hörfunksendungen. Diese werden bei herkömmlichen Radios von einem terrestrischen Rundfunksender über elektromagnetische Wellen oder als hochfrequente elektrische Signale über Kabel ausgesendet. Die empfangene Information wird im Wesentlichen in Schall umgewandelt; zu einem kleinen Teil enthält sie RDS-Daten, die es beispielsweise ermöglichen, den Sendernamen zu übertragen.

Neben dem speziellen Radioempfänger kann der Hörfunk auch mit Computern (Streaming Audio, Internetradio) und Satellitenempfängern empfangen werden.

Inhaltsverzeichnis

Sprachgebrauch

Im Sprachgebrauch Deutschlands heißt es das Radio, abgeleitet vom Radiogerät. Im Sprachgebrauch in Österreich und in der Schweiz sowie in der süddeutschen Umgangssprache ist der Radio, abgeleitet vom Radioapparat, ebenfalls üblich. In der Schweiz bezeichnet das Wort Radio auch einen Radiosender oder eine Kette wie Schweizer Radio DRS.

Grundig Teddyboy (1957)

Formen von Radios

Radiorekorder
Grundig Radiowecker mit Festsender-Tasten

Der öffentliche Rundfunkbetrieb begann im Deutschen Reich 1923 mit der Funk-Stunde Berlin. Ort der ersten Rundfunksendungen war das erste Tonstudio Deutschlands, das heutige Altbaustudio der Universität der Künste Berlin in Berlin. In den Anfangsjahren war die Technik der Empfangsgeräte für einen Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Erst in den frühen 1930er-Jahren konnte man dank neuer Fertigungsmethoden Radios deutlich preiswerter anbieten. Hochwertige Geräte waren mit einer Gegentaktendstufe bestückt, vereinzelt gab es auch vor dem Krieg schon Geräte mit einem automatischen, durch einen Motor angetriebenen Sendersuchlauf sowie mit Sendertasten. Auch die Entwicklung von Autoradios begann schon vor dem Krieg, sie spielten auf dem Markt aber kaum eine Rolle, da sie teuer und recht anfällig waren. Um alle Bevölkerungsschichten mit der nationalsozialistischen Propaganda zu erreichen, wurde 1933 der Volksempfänger entwickelt, ein einfach konstruiertes Gerät, das zu einem Preis von 76 Reichsmark verkauft wurde (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 300 Euro[1]).

Mit dem Beginn des UKW-Rundfunks in Deutschland 1949 kamen auch die entsprechenden Empfänger auf den Markt, die gemessen am Einkommen noch verhältnismäßig teuer waren. Im Jahre 1952 kostete z. B. ein Superhetempfänger mit UKW-Bereich 380 DM (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 866 Euro).

Für den stationären Betrieb gab es bis Mitte der 1960er Jahre überwiegend Röhrengeräte. 1948 wurde bei Bell in den USA der Transistor entwickelt. 1953 brachte die US-Firma Regency das erste Transistorradio, ein Taschenradio mit 5 Transistoren auf den Markt. Eine Belebung des Rundfunkgeräteabsatzes in Deutschland brachte der im August 1963 auf der 23. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin vorgestellte UKW-Stereo-Rundfunk. Aus den einfachen, meist tragbaren Transistorradios entwickelten sich in den 1970er Jahren Stereo-Kombigeräte mit Kassettenrekordern und zehn Jahre später auch einem CD-Spieler. Diese Radiorekorder waren in der Jugendkultur bis Ende der 1980er-Jahre weit verbreitet. Ein Weltempfänger ist ein Radiogerät, das speziell zum Empfang von Kurzwellenrundfunksendungen optimiert ist. Die Miniaturisierung führte über den von Sony entwickelten Walkman (kleiner Kassettenspieler) mit Radioteil zu Miniradios und schließlich zu in Mobiltelefonen (Handy) eingebauten Radioempfängern. Das Radioempfangsteil in einer Stereoanlage wird im Fachjargon als Tuner (dt. abstimmbarer Empfänger) bezeichnet. In Verbindung mit einem Verstärker und Lautsprecheranschlüssen heißt das Gerät Receiver. Der Begriff „Autoradio“ wird auch als Synonym für die gesamte Auto-Hi-Fi-Anlage, häufig kombiniert mit einem Navigationssystem, verwendet.

Die analoge Ausstrahlung der Rundfunksendungen erfolgt für die Langwelle (LW), Mittelwelle (MW) und für die Kurzwelle (KW) in der Modulationsart AM (Amplitudenmodulation). Für den UKW-Rundfunk wird die Modulationsart FM (Frequenzmodulation) verwendet.

Analoger Radioempfang

Modernes Radio entworfen von Henry Kloss

Im klassischen Radio werden zunächst die vom Sender abgestrahlten elektromagnetischen Wellen in einer geeigneten Antenne in elektrische Schwingungen umgesetzt. Diese werden dann so weiterverarbeitet, dass nur ganz bestimmte Schwingungsfrequenzen – z. B. ein enger Frequenzbereich um 100,0 kHz, auf dem ein bestimmtes Radioprogramm übertragen wird – ausgewählt, verstärkt und in hörbare Schwingungen umgesetzt werden. Anhand des für diese Aufgabe angewendeten Schaltungsprinzips unterscheidet man unter anderem Detektorempfänger, Geradeausempfänger und Überlagerungsempfänger.

In frühen Radios wurden für die Verstärkung Elektronenröhren verwendet. Diese Radios werden daher als Röhrenempfänger bezeichnet. Bekanntestes Beispiel eines Röhrenempfängers war der Volksempfänger.

1948 wurde bei Bell in den USA der Transistor entwickelt. Ab 1954 kamen in den USA die ersten Radios, die statt Elektronenröhren Transistoren als aktive, verstärkende Bauelemente verwendeten, auf den Markt. Deutschland folgte 1957 mit einem kleinen Gerät der pfälzischen Firma Akkord. Diese Transistorradios hatten gegenüber den bisherigen Geräten mehrere Vorteile: Sie waren kleiner, leichter, unempfindlicher gegen Stöße und benötigten teilweise so wenig Energie, dass ein Betrieb mit Trockenbatterien möglich war. Das Radio wurde mobil. Die Transistorradios lösten bald auch Kofferradios mit Batterieröhren ab. Zeitweise erschienen auch gemischt-bestückte Geräte, bei denen sowohl Transistoren als auch Röhren eingesetzt waren.

In der weiteren Entwicklung wurden die Transistoren ab Anfang der 1960er-Jahre zu integrierten Schaltkreisen zusammengefasst, was abermals zu Größenreduzierungen, jetzt bis auf Taschenformat, führte. 1963 gab es dann Stereoempfänger für zwei Hörkanäle (linkes und rechtes Ohr) auf Ultrakurzwelle. In den 70ern wurde der Verkehrsfunk, in den 80ern RDS (Radio Data System) eingeführt.

Begleitend entstanden, beginnend um 2000, Webpräsenzen auch etablierter Radioprogramme mit der Möglichkeit, Sendungen eine Zeitlang nachzuhören, als Abonnent oder etwa Lehrer auch herunterzuladen sowie Textinhalte nachzulesen. Mit der Erstellung eines laufend aktualisierten Webjournals mit gegenüber dem Rundfunk erweiterten und laufend aktualisierten Artikelbaums samt Bildern und Links zu Quellen entstanden Webpräsenzen mit Zusatznutzen gegenüber einem reinen Radio-Rundfunkprogramm.

Digitaler Radioempfang

Hauptartikel: Digitalradio

Spezielle Radios werden für den digitalen Empfang von DAB und DRM benötigt. Über DVB-S, DVB-C und in wenigen Gebieten auch über DVB-T werden ebenfalls Hörfunksender digital übertragen. Für jede dieser Techniken wird ein spezielles Empfangsgerät (Tuner oder Digitalreceiver) benötigt, wobei zur Wiedergabe der Töne zum Beispiel bestehende HiFi-Anlagen, PC-Lautsprecher oder Fernsehgeräte genutzt werden können. Dabei spricht man dann oft von sogenannten Set-Top-Boxen.

Der sogenannte Analoge „switch-off“, also das Umstellen der Radiosender auf die digitale Ausstrahlung, würde den Verbraucher in den nächsten Jahren zwingen, neue Radioempfänger für den digitalen Empfang zu erwerben. Die Abschaltung der analogen FM-Sender wird mittlerweile jedoch als äußerst zweifelhaft betrachtet, denn es zeichnet sich kein Durchbruch für digitales Radio in Europa ab (Ausnahme bildet hier nur Großbritannien mit einer digitalen Quote von etwa zehn Prozent; Stand Anfang 2008). Die Fachwelt ist sich ziemlich einig, dass FM noch die nächsten 10 bis 15 Jahre in Betrieb sein wird, bis digitales Radio eine ausreichende Marktdurchdringung erlangt hat.

Über die reine Übertragung von Audio-Streams hinaus gewinnt der Hörfunk bei digitalen Systemen weitergehende Bedeutung, wie beispielsweise zur Übertragung von Verkehrstelematikinformationen (z.B. TMC oder TPEG) oder zur strukturierten Übertragung von Audioobjekten die interaktive Nutzung erlauben.

Internetradio und Streaming

Hauptartikel: Internetradio
Hauptartikel: Streaming Audio

Beim digitalen Rundfunk werden die Signale als sogenannter Broadcast verbreitet, während beim Streaming für das Webradio in der Regel die Daten nur nach einer Aufforderung (Request) des Empfängers für diesen direkt adressiert ausgesendet werden (Client-Server-Modell). Ebenso wie der Digitalrundfunk wird das Internetradio häufig als Digitalradio bezeichnet.

Die Übertragung des Internetradios findet sowohl terrestrisch (WLAN, WiMAX, UMTS), als auch über Kabel (Kupfer, Glasfaser) und über Satellit statt. Das Übertragungsformat ist nicht festgelegt; meist werden jedoch gängige Streaming-Formate wie MP3 oder WMA verwendet. Die Verbreitung ist praktisch gleich der Verbreitung des Internets, was die „Ausstrahlung“ für Radiosender denkbar einfach gestaltet.

Der Radionutzer benötigt zum Empfang des Internetradios einen entsprechenden Streaming-Client. Solche Clients sind im Internet leicht verfügbar, oftmals sogar kostenlos. Für den Betreiber des Internetradio-„Senders“ wiederum hält sich der technische Aufwand für dessen Betrieb in Grenzen. Aufgrund dieser Faktoren könnte das Internetradio als Digitalradio große Bedeutung erlangen. So gab es 2009 in Deutschland mehr als 1.900 Internetradiosender; die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug 73 Minuten pro Tag.[2] Der Empfang kann dabei über einen PC oder aber über spezielle Internetradiogeräte erfolgen. Reine Internetradiogeräte sind bereits im Handel.[3]

Bereits im Jahr 2006 hörten europaweit mehr als 20 Millionen Menschen Internetradio; die Prognose für 2010 lag bei knapp 32 Millionen Hörern.[4]

Einstufung als Rundfunkempfangsgerät

Ein Radio ist ein Rundfunkempfangsgerät im Sinne des deutschen Rundfunkgebührenstaatsvertrages, d. h. eine „technische Einrichtung, die zur drahtlosen oder drahtgebundenen, nicht zeitversetzten Hör- oder Sichtbarmachung oder Aufzeichnung von Rundfunkdarbietungen (Hörfunk und Fernsehen) geeignet ist.“

Literatur

  • Günter F. Abele: Historische Radios. Eine Chronik in Wort und Bild. 5 Bde. Füsslin, Stuttgart 1996–1999, ISBN 3-9803451-4-9.
  • Günter F. Abele: Radio-Chronik. Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart. Füsslin, Stuttgart 2003, ISBN 3-9803451-8-1.
  • Eike Grund: Radios der 50er Jahre. Restauration, Wiederinbetriebnahme und Reparatur. egrund, Dietmannsried 2004, ISBN 3-8330-0357-X.
  • Martin Gerhard Wegener: Moderne Rundfunk-Empfangstechnik. Franzis, München 1985, ISBN 3-7723-7911-7.

Siehe auch

 Portal:Hörfunk – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hörfunk

Weblinks

 Commons: Radio – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Radio – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt und bezieht sich maximal auf das vergangene Kalenderjahr.
  2. BLM-WebradioMonitor 2009: Internetradio-Nutzung in Deutschland
  3. golem.de: Beispiel für Internetradiogerät
  4. golem.de: Radio per Internet: 20 Millionen schalten ein

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Synonyme:

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