- Akademie von Gundishapur
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32.28333333333348.516666666667Koordinaten: 32° 17′ 0″ N, 48° 31′ 0″ O
Die Akademie von Gundishapur (persisch گندیشاپور, Syrisch: Beth-Lapat) war das intellektuelle Zentrum des Sassanidenreichs.
Die Stadt Gundishapur selbst liegt in der heutigen Provinz von Khuzestan im Südwesten Irans unweit des Flusses Karun.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die Akademie von Gundishapur wurde 271 gegründet und beherbergte das älteste bekannte Lehrkrankenhaus, eine Bibliothek und eine Akademie. An der Akademie wurden Fächer wie Medizin, Philosophie, Theologie und Wissenschaften unterrichtet. Die Akademie verwendete sowohl persisches als auch griechisches und indisches Wissen.
Unter der Herrschaft des Sassanidenkönigs Chosrau I. Anuschirvan („mit der unsterblichen Seele“; 531–579) wurde Gundischapur ein bekanntes Zentrum für Medizin und Wissenschaft. Chosrau I. gab zahlreichen griechischen Philosophen, aramäischen Christen und nestorianischen Christen, welche vor der religiösen Verfolgung im Byzantinischen Reich flohen, Asyl. Der König beauftragte die Flüchtlinge, griechische und aramäische Texte in die Sprache Pahlavi (Mittelpersisch) zu übersetzen. So wurden Werke aus der Medizin, Philosophie, Astronomie und dem Handwerk übersetzt. Die sieben neuplatonischen Philosophen, die 531 nach Persien geflohen waren, sahen ihre Hoffnungen jedoch enttäuscht und kehrten bereits 532 in das oströmische Reich zurück.
Chosrau sandte den Mediziner Burzoe nach Indien, um indische und chinesische Gelehrte nach Gundischapur einzuladen. Diese übersetzten indische Texte über Astronomie, Mathematik, Medizin und Astrologie sowie chinesische Texte über Kräutermedizin und Religion ins (Mittel-)Persische. Burzoe soll die Panchatantra von Sanskrit ins Persische übersetzt haben, ebenso wie Kalila wa Dimna.
Die Bedeutung der Akademie von Gundischapur
Die Akademie hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Krankenhaussystems und auf die Medizinerausbildung. Die Studenten wurden nicht nur von einem Mediziner ausgebildet, sondern von der ganzen Fakultät. Zudem soll die Akademie eine wichtige Rolle in der Geschichte der Mathematik gespielt haben.
Bekannte Mediziner, die an der Akademie in Gundischapur wirkten (die meisten Mediziner waren Christen):
- Burzoe, 6. Jahrhundert, Mediziner und Chefarzt von Chosrau I.
- Yūhannā ibn Māsawayh, (* 777, † 857) persischer Gelehrter und Mediziner
- Gabriel ibn Bukhtishu, († 828) persischer Mediziner und Förderer von Übersetzungen
- Shapur ibn Sahl, 9. Jahrhundert, Mediziner, er schrieb das erste Buch über Gegenmittel mit dem Titel Aqrabadhin
- Ahmad Tayyeb Sarakhsi (al-Sarakhsi) († 899 hingerichtet)
- Nafi ibn al-Harith
- Gabriel von Schiggar, Anfang 7. Jahrhundert, Leibarzt von Chorau II. und seiner Frau Schirin
Die Akademie von Gundischapur unter muslimischer Herrschaft
Die Sassanidendynastie unterlag den muslimischen Armeen im Jahre 642 n. Chr. Die Akademie überlebte den Herrscherwechsel und bestand noch für einige Jahrhunderte als muslimische Lehranstalt weiter. Nach der Gründung des Hauses der Weisheit in der Abbassiden-Hauptstadt Bagdad im Jahre 832 n. Chr. durch den Kalifen Al-Mamun verlor die Akademie jedoch an Bedeutung. Das Haus der Weisheit übernahm die Methoden der Akademie und einige Gelehrte wurden abgeworben. Beide Institutionen standen im Wettbewerb, den das Haus der Weisheit schließlich für sich entscheiden konnte. Die Akademie wurde im 10. Jahrhundert aufgelöst.
Literatur
- The Cambridge History of Iran. Bd. 3–4, Cambridge 1983ff.
- George Ghevarghese Joseph: In his Crest of the Peacock. Princeton University Press, 2000 (mit Referenz auf die Bedeutung der Akademie für die Mathematikgeschichte).
- Friedrun R. Hau: Gondeschapur. Eine Medizinschule aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Gesnerus, XXXVI/1979, S. 98–115.
- Heinz Herbert Schöffler: Die Akademie von Gondischapur. Aristoteles auf dem Wege in den Orient. Mit einem Geleitwort von Friedrich Hiebel. 2. Aufl., Stuttgart 1980 (= Logoi 5), ISBN 3-7725-0701-8.
Weblinks
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